Immer wieder sucht die Polizei nach Zeugen, um eine Straftat aufzuklären. Aber bringt das überhaupt etwas? Und was wird aus den Polizeimeldungen und den festgenommenen Tätern? Der SÜDKURIER hat beim Polizeipräsidium Konstanz nachgefragt zu Vorfällen, die seit Jahresbeginn für besonders großes Interesse gesorgt haben. Tatsächlich ist die Zahl der Straftaten steigend.
1. Graffiti nach Demo gegen rechts
Ob wasserlöslich oder nicht: Wer mit einer Schablone politische Botschaften auf dem Boden hinterlässt, macht sich strafbar. Zumindest ermittelte die Polizei nach einer Demo gegen rechts im Februar, denn im Zuge dieser waren Graffiti mit Worten wie ‚Würde‘ und ‚unantastbar‘ auf dem Boden des Dillplatzes in Stockach zu sehen.
Wie das Polizeipräsidium Konstanz auf Nachfrage erklärt, wurde eine Anzeige gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die Schadenssumme wird inzwischen mit 1000 Euro angegeben. Wie die Staatsanwaltschaft erklärt, konnte jedoch tatsächlich kein Täter ermittelt werden, das Verfahren wurde daher eingestellt.
2. Einbruch in Handygeschäft bislang ungeklärt
Ein unbekannter Täter ist Ende Januar in die Postfiliale und ein Handygeschäft in der Hauptstraße Stockach eingebrochen, dabei wurden mehrere tausend Euro entwendet. Auch Monate später ist der Täter unbekannt. Denn wie Polizeisprecherin Katrin Rosenthal erklärt, hat sich auf den Zeugenaufruf niemand gemeldet.
Wer am Wochenende des 25. und 26. Januar etwas beobachtet hat, soll sich unter der Telefonnummer 07771 93910 beim Revier Stockach melden. Denn die Ermittlungen dauern an.
3. Hinweise bei illegalem Autorennen
Ein Raser konnte im April auf frischer Tat im Smart Brabus ertappt werden, doch ein anderer Verkehrssünder wird noch gesucht. Denn in der Nacht auf Freitag, 4. April, war es im Bereich der Radolfzeller Straße/L194 bis Selgetsweiler zu einem illegalen Autorennen gekommen. Laut Polizeiangaben beschleunigten zwei Autos gegen 2.45 Uhr stark und mit aufheulenden Motoren.
Doch eine Spur gibt es: „Hier hat sich nachträglich ein Zeuge gemeldet, der wichtige Angaben zum Tathergang machen konnte“, erklärt Polizeisprecherin Rosenthal. Sie verweist für Details an die Staatsanwaltschaft Konstanz, doch diese erklärt lediglich, dass die Ermittlungen andauern.
4. Verdacht auf Serien-Einbrecher
Einen gehörigen Schrecken und 15.000 Euro Schaden haben Einbrecher im März in zwei Betrieben im Raum Stockach verursacht. Erst brachen sie in eine Gaststätte in Nenzingen ein, dann versuchten sie das gleiche in einer Werbeagentur in Wahlwies. Inzwischen geht die Polizei tatsächlich von einem Serieneinbrecher aus, der überregional tätig ist. Auf die Spur kamen Ermittler laut Polizeisprecherin Katrin Rosenthal über Videoaufzeichnungen, dank derer ein Verdächtiger ermittelt werden konnte. Eine Anklage gibt es allerdings noch nicht, die weiteren Ermittlungen dauern an.
5. Schlägerei unter Jugendlichen eskaliert
Wegen eines Streits sind zirka zehn junge Männer zwischen 16 und 18 Jahren in eine handfeste Auseinandersetzung geraten. Mehrere Personen wurden verletzt, doch im Krankenhaus wurde weitergeprügelt. Das meldete die Polizei im Januar und ging damals davon aus, dass die jungen Männer bereits seit längerer Zeit im Konflikt sind. Das haben die Ermittlungen bestätigt, wie das Polizeipräsidium Konstanz auf Nachfrage erklärt. „Zwischen den Personengruppen bestehen seit längerem Streitigkeiten, welche an diesem Tag geklärt werden sollte, leider eskalierte die Situation“, sagt Sprecherin Katrin Rosenthal.
Elf beteiligte Personen seien ermittelt worden, ein Teil davon sei bereits aus anderen Vorfällen polizeibekannt. „Viele der Personen sind miteinander verwandt aber es besteht grundsätzlich keine Familienfehde zwischen den Gruppen“, so Rosenthal weiter.
6. Gestohlene Wohnmobile tauchen teils wieder auf
Mit drei Wohnanhängern im Wert von rund 200.000 Euro haben Diebe am Freitag, 10. Januar, zwischen 18 Uhr und 22 Uhr das Betriebsgelände eines Caravan-Centers in Ludwigshafen verlassen. Dabei haben die Täter durchaus kriminelle Energie bewiesen, denn zuerst hoben sie mit einem Traktor die Umzäunung aus ihrer Verankerung.
Ein Täter ist noch nicht dingfest gemacht worden, doch die Spur führt inzwischen nach Großbritannien. Denn dort konnte mittlerweile einer der Wohnwägen festgestellt werden, wie Katrin Rosenthal berichtet. „Ansonsten dauern die Ermittlungen, zusammen mit den britischen Behörden, noch an.“
7. Mit zwei Promille ins Regenrückhaltebecken gestürzt
Die Polizeimeldung klingt gleichermaßen kurios wie besorgniserregend: Mitten am Tag ist Ende Februar ein Mann mit seinem Wagen im Regenrückhaltebecken zwischen Ludwigshafen und Stockach gestürzt. Der 37-Jährige hatte offenbar zwei Promille Alkohol im Blut und musste sich daher nicht nur um 6000 Euro Schaden und seine leichte Verletzung kümmern, sondern auch um seinen Führerschein bemühen. Der wurde ihm nämlich erstmal abgenommen. Dieser Vorgang liegt laut Polizeiangaben bei der Staatsanwaltschaft, diese teilt allerdings lediglich mit, dass das Verfahren läuft.
8. Geisterfahrerin im Porsche
Eine 58 Jahre alte Frau fuhr in der Nacht auf Dienstag, 21. Januar, offenbar als Geisterfahrerin entgegen der Fahrtrichtung auf der Autobahn A 98 und der Bundesstraße 31 neu. Dabei geriet sie laut Polizeiangaben mehrfach auf die Spur des Gegenverkehrs, bis sie schlussendlich die Straße an der Abfahrt nach Überlingen in Richtung Nesselwangen verließ. Polizeibeamte konnten daraufhin die Frau stoppen.
Verurteilt wird die Frau dafür allerdings nicht: „Hier lagen nach Abschluss der Ermittlungen die Voraussetzungen für die Verurteilung wegen einer Straftat nicht vor, so dass das Verfahren eingestellt wurde“, erklärt die Staatsanwaltschaft Konstanz auf Nachfrage.
9. Prügelei endet ohne Anklage
Dass es an Fasnacht auch mal eskaliert, ist nichts Neues. Die Narrentage in Heudorf im Hegau nahmen mit einer Schlägerei zwischen mehreren Männern im Februar allerdings ein unschönes Ende. Im Zuge einer Auseinandersetzung über die damals anstehende Bundestagswahl sei ein 24-Jähriger durch Schläge und Tritte am linken Bein verletzt worden, meldete die Polizei damals.
Den Ermittlern fehlte allerdings eine heiße Spur, wie die Staatsanwaltschaft Konstanz auf Nachfrage erklärt. Ermittelt wurde wegen des Tatvorwurfs der Körperverletzung gegen unbekannt. Aber: „In Ermangelung weiterer Ermittlungsansätze wurde das Verfahren durch Verfügung vom 22. April eingestellt.“