Eigentlich liegt die Zahl der Verkehrsunfälle in der Verwaltungsgemeinschaft für das Jahr 2024 im Rahmen – und doch bereitet sie auch Anlass zur Sorge. Denn die Anzahl der Fahrradunfälle ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. Oft waren die Radfahrer selbst schuld – und fast immer gab es Verletzte.

Das zeigt ein Blick die Verkehrsunfallsstatistik für das Jahr 2024 im Revierbereich Stockach, den Revierleiter Wolfgang Widmann gewährt. Dementsprechend fällt sein Fazit aus. „Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Jahr 2024. Aber die Fahrradunfälle bereiten mir Sorgen. Da werden wir etwas tun“, sagt er.

Revierleiter Wolfgang Widmann gewährt einen Einblick in die Verkehrsunfallstatistik 2024. Sie zeigt: Drogen am Steuer und Radunfälle ...
Revierleiter Wolfgang Widmann gewährt einen Einblick in die Verkehrsunfallstatistik 2024. Sie zeigt: Drogen am Steuer und Radunfälle nehmen zu, die Gesamtbilanz ist dennoch in Ordnung. | Bild: Mario Wössner

So zeigt die Statistik einen leichten der Anstieg der Verkehrsunfälle mit Auswertung, wie es in der Statistik heißt, von 402 auf 425. Gemeint sind damit Unfälle, die auch Ordnungswidrigkeiten darstellen, zum Beispielen an roten Ampeln, Tempoverstöße oder eine genommene Vorfahrt, erklärt der Revierleiter. Mit dem leichten Anstieg liege Stockach aber im Trend des gesamten Präsidiumsbereichs, so Widmann.

Wo passieren die Unfälle genau?

Bild 2: Hier knallts im Revierbereich Stockach besonders oft
Bild: Müller, Cornelia

Auf der Fläche der Gemeinde Stockach nahmen die Unfälle dieser Art von 226 auf 249 zu. Damit lag 2024 über dem Fünfjahresmittel von 230,6 Unfällen. 175 der Unfälle passierten innerorts, in 67 Fällen gab es Verletzte, 13 davon schwer.

Relativ hoch sind die Zahlen auch in Bodman-Ludwigshafen. Hier gab es mit 80 Unfällen acht mehr als im Vorjahr und neun mehr als im Durchschnitt. Die Hälfte passierte hier außerorts – ein hoher Anteil. „Der Grund ist der hohe Anteil an Bundesstraßen im Gemeindegebiet“, erklärt Wolfgang Widmann dazu. 36 Personen wurden dabei verletzt, neun schwer, ein Menschen starb.

Auch in Mühlingen stieg die Zahl dieser Unfälle von zehn auf zwölf. In der ländlichen Gemeinde passierten lediglich drei Vorfälle innerorts, eine Person verletzte sich schwer.

Weniger Unfälle in drei Gemeinden

In den anderen drei Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft sank die Zahl der Unfälle hingegen. In Eigeltingen passierten 34 anstatt 36 Unfällen. Allerdings wurden dabei acht Personen schwerverletzt, eine starb sogar. In Hohenfels sank die Zahl von 21 auf 18, 13 passierten außerorts. Es gab zwei Schwerverletzte. Und in Orsingen-Nenzingen ereigneten sich 32 Unfälle (Vorjahr 37). 14 davon waren innerorts, acht Menschen verletzten sich, davon einer schwer.

Daneben registrierte die Polizei so genannte Verwarngeldunfälle, wie zum Beispiel Parkrempler und leichte Auffahrunfälle im langsamen Stadtverkehr. Hiervon passierten 2024 im Revierbereich insgesamt 705. Zum Vergleich: In Radolfzell gab es 456 Unfälle dieser Art, im Landkreis 4355.

Viele Wildunfälle im Revierbereich

Auffällig ist hierbei der hohe Anteil von Wildunfällen. So ereigneten sich 40 Prozent aller Wildunfälle im Landkreis im ländlichen geprägten Revierbereich Stockach. In der Gemeinde Stockach machen sie laut Statistik 89 von 359 Verwarngeldunfällen aus, in Bodman-Ludwigshafen 19 von 96, in Eigeltingen 78 von 98 und in Mühlingen sogar 27 von 35. In Hohenfels sind es 39 von 60 Unfällen, in Orsingen-Nenzingen 20 von 57.

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Außerorts sei laut Widmann in 50 Prozent der Unfälle eine überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache. Innerorts hingegen sei es differenzierter, viele Auffahrunfälle passierten im Stau oder im Parkverkehr, oft aus Unachtsamkeit. Beispielhaft sei hierfür die Radolfzeller Straße.

Eine gute Nachricht ist, dass es laut Widmann keine wirklichen Unfallhäufungsstellen im Revierbereich gibt. Bis 2020 sei die Landesstraße 194 nach Mahlspüren eine solche gewesen. „Seither hat sich dort aber viel getan: eine durchgezogene Linie, Überholverbot, Temporeduzierung, dazu Kontrollen. Jetzt ist das eine sichere Stelle“, berichtet er.

Fahrradunfälle und Drogen am Steuer nehmen drastisch zu

Deutlich erschreckender sieht hingegen der Trend bei den Fahrradunfällen aus. Deren Zahl stieg im Gemeindegebiet Stockach von 14 auf 25 gegenüber dem Vorjahr an. 23 mal gab es hierbei Verletzte, in 18 Fällen war der Radfahrer selbst Unfallverursacher. In Bodman-Ludwigshafen waren es 2023 noch 17 Radunfälle, 2024 schon 20. Davon war 16 mal der Radfahrer schuld, in 18 Fällen gab es Verletzungen. Die Zahl der Schwerverletzten bei Radunfällen stieg in beiden Gemeinden von zwei auf fünf an, getötet wurde zum Glück niemand.

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Eine mögliche Ursache sieht Widmann in den immer häufiger genutzten E-Bikes. Die seien schneller, schwerer und schwieriger zu kontrollieren. Das führe an Engstellen oder in Kurven zu Unfällen. „Das macht uns Sorgen“, bekennt der Polizist. Er rät den Fahrern, sich Zeit zum Üben zu nehmen, ehe man damit im Straßenverkehr fährt.

Spürbare Folgen habe außerdem das Cannabisgesetz gehabt. So sei die Zahl der kontrollierten Verkehrsteilnehmer unter Drogeneinfluss gestiegen, worüber der Reviersleiter nicht erfreut wirkt. Er sagt: „Da bleiben wir auf jeden Fall dran.“

Kontrollschwerpunkte 2025

Denn einer der Schwerpunkte der Polizeiarbeit soll 2025 die Kontrolle auf Alkohol und Drogen sein. Zudem wolle er bei den Radfahrer auf Prävention setzen, zum Beispiel beim Helmtragen.

Denn, so erklärt Widmann, manchmal sei Ansprechen und Ermahnen sinnvoller als eine Strafe, zum Beispiel wenn jemand ohne Helm Rad fährt oder mit dem Rad auf dem Gehweg unterwegs ist. „Ich hoffe, die Zahlen in diesem Bereich durch Dialog und Aufklärung senken zu können. Mir ist Einsicht meist lieber als Strafe“, sagt er.