Herr Blümcke, die OB-Wahl ist gut vier Wochen her. Wie waren die Reaktionen darauf? Was ist auf Sie eingestürmt?
Unglaublich viel! Irgendwie haben wohl nicht alle damit gerechnet, dass das schon im ersten Wahlgang entschieden ist. Ich habe es auch nur gehofft. Dementsprechend improvisiert und herzlich war alles an diesem Sonntagabend, aber es war sehr schön.
Wie viele Mails oder Posts haben sie erreicht?
Ich bin heute noch nicht durch damit.
War nach diesem Parforce-Ritt im Wahlkampf eine Auszeit nötig?
Mein Mann und ich waren sechs Tage in Italien. Allerdings sind wir dem Regen hinterher. Aber das Wetter war ziemlich egal. Alles war besser als ein zweiter Wahlgang.
Geht eigentlich Dienst nach Vorschrift als Erster Bürgermeister in Ravensburg, wenn man im Kopf schon Oberbürgermeister in Friedrichshafen ist?
Ehrlich gesagt nein. In Ravensburg laufen bereits die Übergabegespräche. Da sind die Amtsleiter schon ganz anders gefordert. Ich kann es ganz offen sagen: Wir haben einen sehr verständnisvollen Gemeinderat und Oberbürgermeister. Die wissen natürlich, dass meine Gedanken jetzt schon für ein anderes Projekt rattern. Nichtsdestotrotz musste ich vorletzte Woche die Sitzung des Gemeinderats leiten, weil der OB krank war. Das gehört zum Job eines Ersten Bürgermeisters. Im Moment bin ich in zwei Welten, aber in keiner so richtig.

Sie treten am 1. Dezember ihr neues Amt an. Wie fühlt sich das an als OB in spe zwischen Wahl und Amtsantritt?
Für mich fühlt sich das gut an. Aber es ist schwierig zu vermitteln, dass ich im Moment eben nur der Beinahe-OB bin. Ich bekomme schon wahnsinnig viele Mails und viel Post. Das reicht von Eltern, die einen Kitaplatz brauchen bis zu Unternehmern, die auf eine Baugenehmigung warten. Die Leute wenden sich bereits mit ihren Anliegen an mich, aber ich habe noch keine Legitimation und auch keinen Apparat. Deshalb bitte ich um Verständnis. Ich kann noch nichts machen, außer Zuhören.
Trotzdem haben Sie schon Termine, beispielsweise beim Landrat.
Wir brauchen ein gutes Miteinander zwischen Landkreis und Stadt. Ich möchte vom ersten Tag an arbeitsfähig sein. Solche Gespräche kann und muss man gut vorbereiten.
OB Brand hat am vergangenen Freitag seinen Abschied gefeiert. Wie findet die Übergabe statt?
Wir haben schon viele Übergabegespräche gehabt. Andreas Brand ist da sehr engagiert und macht das richtig gut, auch wenn es ihm natürlich ein Stück weit schwerfällt, loszulassen. Ich werde in die Themen, soweit es geht, intensiv eingeführt.
Jeder OB braucht Vertraute um sich. Bringen Sie jemanden mit?
Nein, ich vertraue auf die Menschen, die da sind. Das ist eine Haltung. Ich möchte mit Leuten arbeiten, die das Haus kennen und denen ich offen begegnen werde. So habe ich das immer gemacht, und das war gut.
Sie haben im Wahlkampf gesagt, dass Sie nach Friedrichshafen ziehen werden, wenn Sie OB werden. Schon auf der Suche?
Schon gefunden! Ich habe viele Angebote bekommen und mir auch ein paar Wohnungen angeschaut. Das war wirklich sehr nett. Vielleicht habe ich vom Amtsbonus profitiert. Vielleicht ist es auch nur lustig, wenn der OB bei einem wohnt. Ich ziehe mit meinem Mann zum Jahresbeginn in die Friedrichstraße, mitten rein in die Stadt.

Wie stellen Sie sich Ihre Amtseinsetzung als OB vor?
Von mir aus hätte das in einem sehr kleinen Rahmen stattfinden können. Ich sollte erst einmal arbeiten und dann feiern. Aber Friedrichshafen macht das gern etwas umfangreicher. Die offizielle Einsetzung wird im Zuge des Neujahrsempfangs am 19. Januar sein.
Was wird in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit Priorität haben?
Die Menschen, die Stadt und die Dinge, die schnell abzuräumen und zu klären sind. Parallel dazu müssen wir den Haushalt machen. Die kommunalen Finanzen sind im freien Fall, auch in Friedrichshafen. Da brauchen wir einen Kassensturz und ein Verständnis zwischen Politik und Verwaltung. Das ist jetzt vordringlich und kommunales Handwerk. Trotzdem werde ich vor Ort und ansprechbar sein. Deshalb auch der schnelle Umzug nach Friedrichshafen.