Das kleine Schwarze ist schon lange nicht mehr Pflicht beim Bürgerball, längst haben sich närrische Kostüme durchgesetzt. Aber wer hätte gedacht, dass wir eines Tages in Jogginghosen vor dem Computer sitzen, die Beine hochlegen und eine Chipstüte auf dem Schoß balancieren, während wir darauf warten, dass im Rechner der erste „online Bürgerball“ der Häfler Geschichte freigeschaltet wird?

Freitagabend kurz nach 20 Uhr war es so weit: Das mit Spannung erwartete Video der Elferräte startete auf der Homepage der Narrenzunft Seegockel – und gleich mit einem ziemlich coolen Auftritt:

Ziemlich cooler Auftritt Video: Elferrat

Show vor virtuellem Publikum

Anders als vor einigen Tagen bei der Konstanzer Fernseh-Fasnacht im Konzil, versuchten die Elferräte erst gar nicht, aus den Akteuren ein begeistertes Publikum nachzustellen und möglichst viele der bekannten Akteure auf die Bühne zu bringen. Schon als Elferratsvorsitzender Tino Jaeger durch das hallend leere Foyer des Graf-Zeppelin-Hauses (GZH) lief, normalerweise Schauplatz des närrischen Bürgerballs, wurde einem am Bildschirm ein bisschen schwer ums Herz.

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Gockelores Kikeriki Video: Elferrat

Das Corona-Virus lässt sich nicht dressieren

Seit einem Jahr hat es hier keine kulturelle Veranstaltung mehr gegeben. Auch jetzt: keine Luftschlange, kein Luftballon und keine Menschenseele – auch nicht für das „Bürgerball 2021“-Video. Nur auf der leeren Bühne im Hugo-Eckener-Saal spielen zwei gelangweilte Elferräte in Frack und Zylinder Tischtennis. Dem Aufzug nach zu urteilen, hätten sie in diesem Jahr, zum 70. Geburtstag der Elferräte, einen Auftritt als stolze Direktoren vom „Zirkus Gockelini“ gehabt, umringt von Akrobaten und Dompteuren. Schade, dass man das Corona-Virus nicht dressieren kann.

Tischtennis statt Zirkusluft: Die Elferräte langweilen sich ohne ihren Bürgerball.
Tischtennis statt Zirkusluft: Die Elferräte langweilen sich ohne ihren Bürgerball. | Bild: Screenshot/Andrea Fritz

Die Elferräte machen das Beste aus der betrüblichen Situation

Im Video ist zu sehen, wie sich die Elferräte herausputzen, ihre Auftritte üben, sich durch Schneestürme ins GZH kämpfen – natürlich vergebens. Es bleibt nur der Rückblick auf vergangene rauschende Ballnächte mit Guggenmusiken, Elferrats-Shows, Dance-Acts, Zunfttanz, mit feurigen Büttenreden, Minnesang und Moritaten, mit bunter Bühne und dem ulkig-graziösen Männerballett, mit Akrobatik, Shows und einem grandiosen Finale.

Bürgerball der Seegockel Video: Elferrat

Online zusammen Schorle trinken statt live „Manege frei“ erleben

Die Elferräte geben sich nicht geschlagen, das zeigten sie mit dieser Videoaktion. Und wenn sich im kommenden Jahr der Vorhang wieder öffnen darf für den Bürgerball, gibt Karl Haller, der Präsident des Vereins zur Pflege des Volkstums, die Manege für den „Zirkus Gockelini“ frei. Im Video übt er die Begrüßung und tröstet, man könne ja auch „online zamma a Schorle trinka“.

Karl Haller, Präsident des Vereins zur Pflege des Volkstums, übt schon mal die Begrüßung für den Bürgerball 2022.
Karl Haller, Präsident des Vereins zur Pflege des Volkstums, übt schon mal die Begrüßung für den Bürgerball 2022. | Bild: Screenshot/Andrea Fritz

Am Ende siegt die Zuversicht

Elferrats-Urgestein Jürgen Binder nimmt sein „Maultäschle“ ab und singt allein in seinem Zimmerchen von nie endenden Gefühlen, während er seine Orden fürs kommende Jahr auf Hochglanz poliert. Und die Silbergockel stimmen unverdrossen das Lied der „Fischerin vom Bodensee“ an. So siegt am Ende des leider nur 20 Minuten kurzen Videos doch die Zuversicht.

So ist der „Bürgerball 2021“ entstanden: Elferrat Renato Rizzo bei der Arbeit am heimischen Computer, wo alle Videoschnipsel ...
So ist der „Bürgerball 2021“ entstanden: Elferrat Renato Rizzo bei der Arbeit am heimischen Computer, wo alle Videoschnipsel der Elferräte zusammengeschnitten wurden. | Bild: Renato Rizzo

Mitgewirkt haben alle Elferräte mit eigenen kleinen Videosequenzen. Die Idee, Schnitt und Umsetzung sind das Werk von Renato Rizzo und Frank Petrolli. Und unter www.seegockel.de kann man das Video abspielen – so oft man will.