Friedrichshafen Mit einem Festakt wurde das Franziskuszentrum in Friedrichshafen nach sechs Jahren Umbau und Sanierung wiedereröffnet. Nach Grußworten und Gottes Segen bestand am Mittwochnachmittag die Möglichkeit einer Besichtigung.

Wer hier im betreuten Wohnen ein Apartment gefunden hat – ein Pflegegrad ist Voraussetzung – kann sich seit dem Umbau über modernste Ausstattung freuen. Das barrierefreie Bad und die Küchenzeile lassen keine Wünsche offen. Vom fünften Stock führte Nadja Pfitzner, Case and Care Managerin, die Besucher eine kurze Treppe ganz nach oben in den Speisesaal mit Balkon und Seesicht. Ein freundliches Gelb und thematisch passende Gemälde an den Wänden verbreiten heimelige Atmosphäre. Wer nicht selber kocht, trifft sich hier zum gemeinsamen Essen. Auch der Bereich der Dauer- und Kurzzeitpflege wurde saniert. Wohnküchen und Aufenthaltsräume neugestaltet und mit überdachten Balkonen aufgewertet. In den Räumen der Schwerstpflege, in denen vorwiegend jüngere Menschen, häufig nach Unfällen mit Schädel-Hirntraumata versorgt werden, helfen jetzt sogenannte Deckenlifter dem Pflegepersonal beim Umlagern und Mobilisieren der Patienten. Magnetwände ermöglichen eine wechselnde Gestaltung der Dekoration.

Ganz besonders hat das Hospiz vom Umbau profitiert. Der Empfangsbereich ist freundlich und hell geworden und verbreitet warme Atmosphäre. Alle Einzelzimmer wurden vergrößert und können jetzt mit einem Schlafsofa und Krabbeldecke für Kinder auch Angehörige beherbergen. Integriert in eine Funktionswand am Kopfende der Pflegebetten lassen sich per Bluetooth die Lautsprecher aktivieren, damit die Gäste ihre persönlichen Playlists vom Handy abspielen können. „Wir versuchen, die Wünsche der Sterbenden so lange wie möglich zu erfüllen“, erklärte Hospiz-Leiterin Silke Uhl. Dazu gehören auch Fernsehgeräte, eine Playstation und eine Küche und Kühlschränke für persönliche Speise- und Getränkevorlieben der betreuten Menschen.

Saniert wurden neben der Großküche auch die Außenanlage, die Tiefgarage und die Technikräume. Eine PV-Anlage versorgt das Gebäude mit Strom, eine neue Heizung mit Wärme. In einem letzten Schliff wird jetzt das Baubüro Platz für das Büro des Hospizvereins.

Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen waren quasi eine Operation am offenen Herzen. Ein Mammutprojekt, das im April 2019 begann, erst jetzt vollendet werden konnte und 37 Millionen Euro verschlang. In Bauabschnitten mussten die Arbeiten bei laufendem Betrieb erfolgen. Eine anstrengende Zeit, nicht nur für die Bewohner.

„Ich danke allen Mitarbeitern, die den Lärm und Dreck und das Umziehen von einem Ort zum anderen über sechs Jahre aushalten mussten“, sagte Berthold Broll. Der Vorstand der Stiftung Liebenau ergriff in seiner Ansprache an die Gäste auch die Gelegenheit, die Probleme in der Altenpflege zu thematisieren. Hörbar erregt, klagte er über Engpässe in der Personaldecke und eine Politik, die immer mehr Regeln aufpfropfe, anstatt abzubauen. So werde den engagiertesten Mitarbeitern die Freude an der Arbeit genommen. In diesem Zusammenhang bedankte sich Berthold Broll bei den Vertretern des Landratsamts des Bodenseekreises für die Unterstützung und kooperative Zusammenarbeit. „Das würden wir uns auch auf der politischen Ebene wünschen“, betonte er, „auch ein Durchforsten, damit Luft und Licht in die Vorschriften kommt“.

Ignaz Wetzel, Sozialdezernent im Bodenseekreis, versicherte seinerseits, dass angesichts des engen Korsetts gesetzlicher Vorgaben, der Landkreis immer versuchen werde, Entscheidungen im Sinne der Menschen zu treffen. Er brachte seinen großen Respekt für die Stiftung Liebenau zum Ausdruck. Sie habe das Franziskuszentrum fit gemacht für die Zukunft und dafür viel Geld in die Hand genommen. „Das ist keine Selbstverständlichkeit“.

Mit musikalischer Begleitung und Geistlichen beider Konfessionen wurde an diesem Nachmittag nicht nur ein Gebäude wiedereröffnet, sondern ein Zuhause gesegnet. Klinikseelsorgerin Andrea Nachtrodt sagte: „In einer Welt, in der viele Menschen Angst haben, alt zu werden, Alte und Kranke an den Rand geschoben werden, ist dies ein Ort, der trägt“.