Schon im Dezember 2021 entschied der Gemeinderat im Grundsatz, die Echt-Bodensee-Card (EBC) auch in Friedrichshafen einzuführen. Die 2017 in nur vier Gemeinden teils unter Protest der Gastgeber eingeführte Chipkarte hat an Akzeptanz gewonnen. Und die Kinderkrankheiten inklusive Datenschutzproblemen wurden ausgeräumt. Heute wird die EBC als Papierticket in Hotels und Ferienwohnungen ausgegeben. Vier Jahre nach dem Start der anfangs heftig umstrittenen Gästekarte sind Verwaltung und Politik inzwischen überzeugt, dass sie etwas bringt.

2023 führt auch die Stadt Friedrichshafen die EBC-Gästekarte ein.
2023 führt auch die Stadt Friedrichshafen die EBC-Gästekarte ein. | Bild: SK-Archiv I Martin Baur

Am Montag beschloss der Gemeinderat alle nötigen Details, damit die EBC im Januar 2023 an den Start gehen kann. Das reicht vom Kooperationsvertrag mit der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH (DBT) bis zur Kurtaxe. Die Zeppelinstadt ist inzwischen der 15. Ort am nördlichen Bodenseeufer, der die Gästekarte anbietet. Mit der können Urlauber ohne Zusatzkosten Bus und Bahn in der Region fahren. Seit 2020 machen auch die touristischen Schwergewichte Überlingen und Lindau mit. In der ersten Seereihe fehlt im Bodenseekreis nur noch die Stadt Meersburg.

Gästekarte kostet rund 700.000 Euro pro Jahr

Gratis bekommen die Karte aber weder die Städte noch die Touristen. Pro Übernachtung wird derzeit ein Solidarbeitrag von 1,06 Euro plus Umsatzsteuer pro Übernachtung an die DBT fällig. 85 Cent plus Mehrwertsteuer davon bekommt der Verkehrsverbund Bodo. Nach Berechnungen des Rathauses kostet die EBC die Stadt Friedrichshafen rund 700.000 Euro pro Jahr. Dazu kommen Aufwendungen für den Tourismus in der Stadt von rund 2,8 Millionen Euro pro Jahr. Um die Gästekarte zu refinanzieren, wird eine Kurtaxe eingeführt.

Mit der Gästekarte können Inhaber in der Region Bus und Bahn ohne Zusatzkosten nutzen. Indirekt wird das Angebot über die Kurtaxe der ...
Mit der Gästekarte können Inhaber in der Region Bus und Bahn ohne Zusatzkosten nutzen. Indirekt wird das Angebot über die Kurtaxe der beteiligten Kommunen finanziert. | Bild: FEZE

Die müssen ab Januar alle Urlauber bezahlen, nicht jedoch Geschäftsreisende und damit auch Messebesucher. Damit fällt ein großer Teil vom Kuchen weg, denn nach statistischen Angaben zumindest vor Beginn der Corona-Pandemie machen Freizeit-Touristen und Urlauber nur etwa 40 Prozent der Gäste in Friedrichshafen aus. Dabei geht die Stadt mit Start der Gästekarte von rund einer Million Übernachtungen pro Jahr aus.

Geschäftsreisende müssen nicht zahlen

Wer nicht beruflich einkehrt, zahlt in der Hauptsaison künftig 2,50 Euro pro Nacht, in der Nebensaison von November bis März nur 1,50 Euro. Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren zahlen 1,25 Euro beziehungsweise 0,70 Euro Kurtaxe pro Nacht. Wer eine Zweitwohnung, einen Dauerstellplatz auf dem Campingplatz oder einen Bootsliegeplatz besitzt, für den werden 60 bis 100 jährlich fällig.

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Meldepflicht für Gastgeber

Die Einführung der EBC-Gästekarte hat für die Stadt außerdem einen positiven Nebeneffekt. Sämtliche Gastgeber müssen künftig ihre Gäste bei der Stadt anmelden. Dieser Pflicht unterliegen nicht nur die Hotels und Häuser mit mehr als zehn Betten, sondern auch alle Betreiber von Ferienwohnungen. Damit bekommt die Stadt nicht nur endlich valide Zahlen, wie viele Ferienwohnungen tatsächlich betrieben werden. Über die Kurtaxesatzung bekommt die Stadt auch eine rechtliche Handhabe, bei Portalen wie Airbnb Daten der Gastgeber anzufordern, die „schwarz“ vermieten.