Früher haben es Frauen doch auch geschafft. Festgebunden am Gynäkologenstuhl, einen Meter entfernt von der nächsten Gebärenden, getrennt nur von einem Vorhang. Schreien durfte man nicht. Geschweige denn hat man danach von einer Traumatisierung oder gar Gewalterfahrung gesprochen. Stellt euch nicht so an, ihr jungen Frauen!

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So oder so ähnlich schallt es vielen jungen Müttern heute immer noch entgegen, wenn sie sich über die schlechten Zustände in der Geburtshilfe beklagen. Wenn sie erzählen, wie sie stundenlang allein gelassen wurden im Kreißsaal mit ihren Schmerzen und Ängsten. Wenn sie von schmerzhaften Untersuchungen berichten, die ungefragt vorgenommen wurden. Und sich schließlich daran erinnern, wie sie plötzlich auf dem OP-Tisch landeten, obwohl sie doch spontan entbinden wollten. Dabei ist auch im Fall von Geburten das Private politisch, denn die Ursachen für all diese schmerzvollen Erfahrungen sind meist in schlechten Arbeitsbedingungen, Personalmangel und wenig Zeit für gute Kommunikation zu finden.

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Die Ampel-Regierung hat in einem Aktionplan die „Gesundheit rund um die Geburt“ zum nationalen Gesundheitsziel ernannt – und will künftig mögliche Fehlanreize beispielsweise für Kaiserschnitte abbauen. Außerdem soll es während der wesentlichen Geburtsphase eine 1:1-Hebammenbetreuung geben – und ambulante Geburten unterstützt werden. Gute Ziele, doch die sind nur umsetzungsfähig, wenn die Infrastruktur vor Ort in Form von Personal und Kreißsälen vorhanden ist.

Warum also Sozialminister Manfred Lucha ausgerechnet jetzt, wo die Geburtshilfe massiv gestärkt werden soll, die beliebtesten Geburtskliniken in der Region abbauen will, ist höchst fragwürdig. Denn eine gewaltfreie, gute Geburt und eine freie Wahl des Geburtsorts ist Frauenrecht – und das sollten auch männliche Landespolitiker längst wissen.