In der Kliniklandschaft am Bodensee stehen zahlreiche Umstrukturierungen an. Im Dezember verkündete Sozialminister Manfred Lucha im Ravensburger Kreistag relativ überraschend seine Pläne. Für die Klinikstandorte Tettnang und Bad Waldsee sieht Lucha keine Zukunft. Großer Zentralversorger soll das Elisabethen-Krankenhaus (Oberschwabenklinik) in Ravensburg werden. Friedrichshafen soll kleiner werden, Wangen zur Fachklinik umgebaut werden.
Für die Geburtshilfe bedeutet das nichts Gutes, denn bereits heute kommt es in den großen Kliniken Friedrichshafen und Ravensburg zu Engpässen, wenn alle Kreißsäle belegt sind. Fallen Wangen und Tettnang als Geburtskliniken weg, gibt es vom Oberen Argental bis nach Wangen keine Möglichkeit mehr, in einer Klinik zu entbinden.

Bei dem Online-Kliniksimulator, den der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GVK) zur Verfügung stellt, lassen sich Szenarien modellieren, die entstehen, wenn bestimmte Klinikstandorte wegfallen. Fällt die Klinik Tettnang weg, müssen Mütter in den Wehen bis zu 30 Minuten Fahrtzeit zum nächstgelegenen Klinikum in Kauf nehmen.

Wenn Wangen auch noch wegfällt, wird es schwierig
Noch schwieriger wird die Versorgungssituation in der Geburtshilfe, wenn auch noch das Westallgäu-Klinikum in Wangen zur reinen Fachklinik ausgebaut werden würde – und dort keine Geburten mehr stattfänden. Damit wäre dann das gesamte Westallgäu bis hoch nach Bad Waldsee abgeschnitten von Kreißsälen.

„Ich bin mir sicher, dass Herr Lucha das alles nicht zu Ende gedacht hat“, sagt Dr. Christian Fünfgeld, Ärztlicher Direktor der Klinik Tettnang und Gynäkologe, „das wird so in der Praxis überhaupt nicht funktionieren.“ Er fordert dazu auf, eine länder- und landkreisübergreifende Planung zu machen, die auch in der Zukunft funktioniert.
Wenn in einer Grenzregion wie hier – zwischen Bayern und Baden-Württemberg – jeder Landkreis und jedes Bundesland unabhängig voneinander plane, könne das zu Versorgungslücken führen. „Die Geburtshilfe muss zudem – wie im Koalitionsvertrag der Berliner Ampel festgehalten – finanziell auf andere Füße gestellt werden“, betont Fünfgeld, „außerdem muss das Land der Investitionsverpflichtung nachkommen.“