Die Zuschauertribüne ist bis auf den letzten Platz besetzt. Stühle werden herbeigeschafft, damit weitere Besucher die Sitzung des Gemeinderats verfolgen können. Ganz oben auf der Tagesordnung steht die Debatte über die Zukunft der Zeppelin-Universität (ZU).
In den vergangenen Jahren erhielt die Uni jährlich 8,3 Millionen Euro an Grundförderung aus dem Stiftungshaushalt. 2023 leistete die Stadt zudem eine Restrukturierungshilfe von zusätzlich 3,5 Millionen, 2024 waren es 2,9 Millionen Euro. Doch die Stadt muss angesichts der aktuellen Haushaltslage selbst sparen. OB Simon Blümcke hatte bereits vor der Sitzung betont, dass die Universität für Friedrichshafen einen bedeutenden Wirtschaftsstandort darstellt, allerdings auch strukturelle Reformen notwendig sind.
„Hartes Neuausrichtungskonzept“
Im Mai 2023 hatte der Gemeinderat beschlossen, für die Hochschule einen externen Partner und damit auch Geldgeber zu suchen. Andreas Kamm, Vorstandsvorsitzender der ZU-Stiftung, ging in seinem Bericht auf die gescheiterte Partnersuche ein. Zwei Jahre habe man intensiv daran gearbeitet, im Mai habe aber auch der letzte potenzielle Partner abgesagt. Damit sei die Suche beendet worden. Unter den nun möglichen Handlungsoptionen favorisiere man die Fortführung der Uni in Eigenregie. Voraussetzung dafür sei ein „hartes Neuausrichtungskonzept“.
Peter Gerstmann, Vorsitzender des ZU-Stiftungsrats, hob hervor: „Ich habe bis zum Schluss geglaubt, dass die Partnersuche gelingen kann.“ Umso größer sei daher die Enttäuschung gewesen, als klar wurde, dass es keinen strategischen Partner geben wird. Für die Neuausrichtung seien Anpassungen notwendig. „Auch wenn‘s wehtut“, wie der ehemalige Chef des Zeppelin-Konzerns betonte. Gleichzeitig brauche die Uni ein „klares finanzielles Gerüst“. Die Debatte, ob Ja oder Nein zur Uni, dürfe nicht immer wieder neu geführt werden.
Interims-Geschäftsführer Thomas Brandt machte deutlich: „Die Uni muss sich nicht ganz neu erfinden – sie hat einen guten Kern.“ Ein Gebäude aufzugeben, sei noch relativ einfach. Anders sehe es bei den Beschäftigten und Studierenden aus, hier seien Strukturanpassungen immer eine Gratwanderung. Die geplanten Änderungen sollen bis in einem halben Jahr mit konkreten Maßnahmen hinterlegt sein. Auch die Suche nach einem Präsidenten laufe.
„Das Geld der Zeppelin-Stiftung ist endlich“
Der Gemeinderat glaubt, dass die Neuausrichtung gelingen kann. Wie Mirjam Hornung (CDU) betonte, habe das Gremium in der Vergangenheit oft die Rolle des Zuschauers gehabt. „Die gescheiterte Partnersuche könnte uns die Chance geben, sie für die Region und deren Bedürfnisse neu auszurichten.“ Dagmar Hoehne (FW/FDP) machte deutlich: „Das Geld der Zeppelin-Stiftung ist endlich, wir können nicht immer neu zuschießen.“ Ihre Fraktionsgemeinschaft glaube aber daran, dass die nötigen Veränderungen mit der aktuellen Besetzung erreicht werden.
Anna Hochmuth (Grüne) erklärte: „Ein Weiter so ist keine Option.“ Sie forderte Klarheit statt Illusionen, die Entwicklung eines realistischen Wegs für die Uni – „gesellschaftlich relevant und langfristig finanzierbar“. Matthias Eckmann (SPD) gab sich für die Zukunft der Uni zuversichtlich, auch wenn der Weg mit einigen schmerzhaften Entwicklungen verbunden sei. Die ZU müsse Kosten einsparen und weitere Potenziale heben.
„Friedrichshafen braucht die ZU“, betonte Philipp Fuhrmann vom Netzwerk. Angesichts der anstehenden Herausforderungen für Industrie und Stadt gleichermaßen könne nur „Geist, Bildung und Innovation helfen“. Nicht nur die ZU, auch die Politik habe in der Vergangenheit Fehler gemacht. Graf von Zeppelin habe bei der Verwendung von Stiftungsmitteln sicher in erster Linie an die Forschung gedacht – und damit auch an die ZU.
Gremium stimmt für weitere Zuschüsse
Ein Partner hätte der ZU gut gestanden, fand Christoph Högel (AfD), es sei anders gekommen. Der Fokus müsse nun auf der wirtschaftlichen Tragfähigkeit liegen. Am Ende stimmte das Gremium mehrheitlich für die Bewilligung weiterer Zuschüsse. Diese fallen geringer aus als in den Vorjahren, 7 Millionen Euro sind jeweils für 2025 und 2026 vorgesehen. Zudem plant die Stadt, ab 2027 für den Re-Akkreditierungszeitraum eine jährliche Grundförderung zu gewähren. Über die Höhe wird der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt beraten.