Der ehemalige Chef des Friedrichshafener Motorenbauers Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) hat einen neuen Job. Wie Andreas Schell auf der Internetplattform LinkedIn mitteilte, habe er den Posten des Vorstandschefs beim Berliner Solarpark-Entwickler IB Vogt angetreten. Nach Informationen des Unternehmens ist Schell, der zwischen November 2022 und März 2024 auch Vorstandschef des Karlsruher Energieversorgers EnBW war, bereits seit Monatsanfang im Amt.

Neuer Arbeitgeber heißt IB Vogt und sitzt in Berlin

Schell, der nach Querelen über die künftige Ausrichtung des staatlichen Energieversorgers sein EnBW-Mandat niederlegte, wird damit nun Chef eines sehr viel kleineren Unternehmens, als es die EnBW mit rund 30.000 Mitarbeitern ist.

Zwischen 2016 und 2022 Chef der ehemaligen MTU in Friedrichshafen. Dort leitete Schell die transformation weg vom Dieselmotorenbauer ein.
Zwischen 2016 und 2022 Chef der ehemaligen MTU in Friedrichshafen. Dort leitete Schell die transformation weg vom Dieselmotorenbauer ein. | Bild: Felix Kästle, dpa

Allerdings tritt er in große Fußstapfen. So folgt der 55-Jährige als IB-Vogt-Chef auf Anton Milner, der in der deutschen Solarbranche Legendenstatus genießt. Der gebürtige Brite gründete im Jahr 1999 zusammen mit drei Mitstreitern das Solarunternehmen Q-Cells und führte es als Vorstandsvorsitzender zwischen 2000 und 2010. In dieser Zeit entwickelte sich Q-Cells zum Weltmarktführer von Solarzellen mit teils zweistelligen Marktanteilen.

Andreas Schell, damaliger Vorstandsvorsitzender des Energieversorgungsunternehmens EnBW, spricht bei der Bilanz-Pressekonferenz 2023 zu ...
Andreas Schell, damaliger Vorstandsvorsitzender des Energieversorgungsunternehmens EnBW, spricht bei der Bilanz-Pressekonferenz 2023 zu Journalisten. | Bild: Bernd Weißbrod, dpa

Im Frühjahr desselben Jahres trat Milner allerdings nach einem Milliardenverlust zurück. Und zwei Jahre später rutschte Q-Cells nach strategischen Fehlern, aber auch wegen der übermächtig gewordenen Konkurrenz aus China in die Insolvenz. Heute gehört das Unternehmen mit Sitz in Thalheim in Sachsen-Anhalt zum koreanischen Solarkonzern Hanwha. Danach baute der ehemalige McKinsey-Berater Milner die Berliner IB Vogt mit auf.

Bei IB Vogt steht Schell vor Herausforderungen

Allerdings steckt das Unternehmen nach Daten der Bilanzplattform North-Data wieder in Problemen. Bei einem Jahresumsatz von geschätzt 530 Millionen Euro wies die Firma im Geschäftsjahr 2024 einen Verlust von rund 115 Millionen Euro aus. Die Mitarbeiterzahl beträgt demnach 902 Personen. Eine Anfrage des SÜDKURIER ließ IB Vogt bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Unklar ist auch, ob Schell, der bislang dem Vernehmen nach am Bodensee ansässig war, die Region Richtung Berlin verlässt. In Friedrichshafen bekleidet er noch Ämter. So hat er etwa den Vorsitz der Zeppelin Universitätsgesellschaft inne.