Mit viel Geld bringt der Golfstaat Saudi-Arabien seine Infrastruktur auf Vordermann und baut unter anderem sein Netz an Schnellbahnstrecken im Land aus. Der Friedrichshafener Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) sichert sich nun ein Stück an diesem millionenschweren Kuchen.

Wie das Unternehmen mitteilte, habe man einen Großauftrag über 50 schwere Diesel-Motoren erhalten, die die Schnellzugflotte in dem Ölstaat antreiben sollen. Zudem bestehe eine Option auf 40 weitere der 1500 Kilowatt starken Aggregate.

Schweizer Stadler ist in Saudi-Arabien dick im Geschäft

Aufraggeber für die Friedrichshafener ist der Ostschweizer Zugbauer Stadler. Anfang vergangenen Jahres erhielt der in Bussnang ansässige Schienenkonzern von saudi-arabischen Behörden den Auftrag zur Lieferung von zehn Triebzügen und eine Option auf weitere zehn Züge. Sie sollen die beiden größten Städte Saudi-Arabiens – Riad und Dammam – mit bis zu Tempo 200 verbinden. Die Züge bieten laut Stadler Platz für je 320 Passagiere und sind 175 Meter lang.

Saudi-Arabien ist bekannt für seine Ölförderung. Seit einiger Zeit setzt man auch auf andere Industrien.
Saudi-Arabien ist bekannt für seine Ölförderung. Seit einiger Zeit setzt man auch auf andere Industrien. | Bild: Ali Haider, dpa

Angetrieben werden sie von schweren Dieselmotoren vom Typ MTU, der Kernmarke der Friedrichshafener RRPS. „Wir freuen uns sehr, dass sämtliche dieselgetriebenen Passagierzüge auf der arabischen Halbinsel durch MTU-Motoren der Baureihe 4000 angetrieben werden“, sagte Christopher Weckbecker, Chef des Bahngeschäfts bei RRPS. Dass nun sämtliche Dieselloks auf der arabischen Halbinsel mit MTU-Motoren führen, sei ein „absoluter Vertrauensbeweis“.

Tatsächlich sind in der Region bereits seit mehr als zehn Jahren gut 70 Aggregate von Bodensee in Zügen im Einsatz und haben sich auch im rauen Wüstenklima bewährt.

Elektromotoren kommen nicht vom Bodensee, sondern aus Österreich

Technologisch handelt es sich bei den neuen Zugmotoren um sogenannte dieselelektrische Antriebe. In ihnen speist ein Dieselmotor von MTU einen Generator, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Generatoren und E-Antriebe kommen dabei nicht vom Bodensee, sondern werden vom österreichischen Anbieter Traktionssysteme Austria, ehemals Brown-Boveri, geliefert.

Zum finanziellen Volumen des Großauftrags macht RRPS auf Nachfrage keine Angaben. Auftraggeber Stadler erhält laut früheren Angaben von Saudi-Arabien indes rund 600 Millionen Franken (640 Millionen Euro) für die Lieferung aller 20 Züge, inklusive Wartung und Ersatzteile.

Range-Extender für Dieselloks

Dieselelektrische Antriebe, wie sie jetzt in Saudi-Arabien zum Einsatz kommen, sind im Bahnbereich weit verbreitet. Bei Autoantrieben sind sie am ehesten mit sogenannten Range-Extendern vergleichbar. Der Vorteil beider Antriebskonzepte ist es, dass der Verbrennungsmotor fast immer im optimalen Drehzahlbereich läuft und damit eine hohe Effizienz aufweist.

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Saudi-Arabien investiert im Rahmen des Regierungsprogramms Saudi Vision 2030 seit Jahren massiv in seine Infrastruktur. Dazu gehört neben dem Aufbau von Industrien jenseits der Rohölförderung und -Weiterverarbeitung auch der Ausbau des Straßen- und Schienennetzes.

RRPS brummt dank Rüstungsbooms

RRPS läuft auch dank eines stark wachsenden Rüstungsgeschäfts derzeit unter Volllast. Im ersten Halbjahr 2025 kletterte der Umsatz sei um 20 Prozent auf rund 2,4 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um 89 Prozent auf 371 Millionen Euro.