Wie geht es mit der angeschlagenen Zeppelin-Universität (ZU) weiter? Bleibt die private Hochschule Teil der Häfler Bildungslandschaft und welche Veränderungen wird es geben müssen, um die Zukunft der Zeppelin-Universität zu sichern? Mit diesen Fragen beschäftigt sich der Gemeinderat am Montag, 23. Juni, ab 16 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.

Rückläufige Studierendenzahlen, steigende Kosten, fehlende strategische Partner: Die Zeppelin-Universität befindet sich in Schieflage. Hinter den Kulissen wird seit geraumer Zeit nach Lösungen gesucht. Misslungen ist der Versuch, einen nationalen strategischen Partner zu finden, der einsteigt. Die Suche ist im Mai 2025 eingestellt worden.

Der Bildungsstandort Friedrichshafen im Fallenbrunnen: Hier sind Zeppelin-Universität (ZU) auf dem ZF-Campus (links) und Berufsakademie ...
Der Bildungsstandort Friedrichshafen im Fallenbrunnen: Hier sind Zeppelin-Universität (ZU) auf dem ZF-Campus (links) und Berufsakademie (Mitte) und die Suisse International School (rechts) angesiedelt. Künftig will sich die ZU ganz auf diesen Standort konzentrieren und den See-Campus in Seemoos aufgeben. | Bild: Andreas Ambrosius

Die ZU-Stiftung, Eigentümerin der Zeppelin-Universität, hatte dem Gemeinderat 2023 mögliche Handlungsoptionen vorgestellt. „Im Rahmen dieser Ausrichtung hat die ZU-Stiftung die Einrichtung neuer Lehrstühle, die Neubesetzung wichtiger Leitungsfunktionen und die erfolgreiche Reakkreditierung der Zeppelin-Universität begleitet“, heißt es seitens der Stadtverwaltung. Doch das reicht nicht. Am Montag werden also die Weichen gestellt, wie es mit der ZU weitergeht.

Uni in Eigenregie weiterentwickeln

Nichtöffentlich vorberaten wurde das Thema bereits Anfang Juni im Finanz- und Verwaltungsausschuss. Im Gemeinderat werden Peter Gerstmann und Andreas Kamm vom Vorstand der ZU-Stiftung darlegen, wie der Rettungsplan aussieht. Demnach wird vorgeschlagen, die ZU ohne Partner in Eigenregie fortzuführen. Das bedingt ein „hartes Neuausrichtungskonzept unter neuer Führung“, heißt es in einer Präsentation der ZU-Stiftung. Eine weitere Option, die aber seitens der ZU-Stiftung nicht favorisiert wird, ist die Neuausrichtung als Business School mit Wirtschaftswissenschaften im Zentrum. Hier werden Aufwand und Risiko höher eingestuft als bei der ersten Option.

Nein zur Schließung der ZU

Grundsätzlich bestünde auch die Option, den Unibetrieb einzustellen und die ZU abzuwickeln. Doch danach sieht es nicht aus. In der Vergangenheit haben Gemeinderat und Stadtverwaltung stets zur Uni gestanden. „Es ist das erklärte Ziel der Stadt Friedrichshafen und der Stiftungsunternehmen, die Zeppelin-Universität am Standort Friedrichshafen langfristig zu verankern“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung.

Simon Blümcke, Oberbürgermeister: „Neben der Stärkung des Bildungsstandorts Friedrichshafen stellt die ZU auch einen bedeutenden ...
Simon Blümcke, Oberbürgermeister: „Neben der Stärkung des Bildungsstandorts Friedrichshafen stellt die ZU auch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar.“ | Bild: Stadt Friedrichshafen

„Neben der Stärkung des Bildungsstandorts Friedrichshafen stellt die ZU auch einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar“, wird Oberbürgermeister Simon Blümcke darin zitiert. „Sie leistet einen Beitrag zur demografischen und kulturellen Belebung der Stadt und trägt auch zum internationalen Ansehen der gesamten Bodenseeregion bei.“ Es seien jedoch strukturelle Reformen notwendig.

Auf dem ehemaligen Gelände der Flakkaserne im Fallenbrunnen in Friedrichshafen ist die Zeppelin-Universität auf dem ZF-Campus beheimatet.
Auf dem ehemaligen Gelände der Flakkaserne im Fallenbrunnen in Friedrichshafen ist die Zeppelin-Universität auf dem ZF-Campus beheimatet. | Bild: Andreas Ambrosius

Der Sanierungsplan für die „Zeppelin-Universität 2.0“ sieht so aus: Die Uni-Verwaltung soll reformiert und die Grundordnung angepasst werden: Fachbereiche und Gremien sollen gestrichen werden, die Geschäftsführung soll stärkere Entscheidungsbefugnisse erhalten mit starkem Fokus auf Wirtschaftlichkeit. Interimsweise führt derzeit Thomas Brandt die Geschäfte.

Kooperation mit lokalen Partnern

Studienangebote sollen reduziert und den Studierendenzahlen angepasst werden. Die inhaltliche Ausrichtung des Angebots soll sich demnach „an Marktbedürfnissen sowie an der Nachfrage von (lokalen) Unternehmen“ ausrichten. Mit lokalen Partnern wie der Dualen Hochschule und dem „Regionalen Innovations- und Technologietransfer Zentrum“ (RITZ), beide im Fallenbrunnen angesiedelt, soll die Zusammenarbeit verstärkt werden.

Eine einschneidende Änderung wird die Konzentration auf nur noch einen Standort sein: Der See-Campus am Seemooser Horn soll demnach aufgegeben werden. Hier läuft der Mietvertrag Ende 2027 aus. Ab 2028 soll es dann nur noch den Standort auf dem ZF-Campus im Fallenbrunnen geben. Dafür müsse aber das Dach saniert und ausgebaut werden, heißt es in einem Vorbericht der ZU-Geschäftsführung.

Moderne Architektur kombiniert mit Altbaubestand: der ZF-Campus der Zeppelin-Universität im Fallenbrunnen in Friedrichshafen.
Moderne Architektur kombiniert mit Altbaubestand: der ZF-Campus der Zeppelin-Universität im Fallenbrunnen in Friedrichshafen. | Bild: Andreas Ambrosius

Die ZU mietet den See-Campus von der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, einem Unternehmen der Zeppelin-Stiftung. Der Mietvertrag läuft bis zum 31. Dezember 2027. Über die Höhe der Miete und der Nebenkosten erteilt die Zeppelin-Universität auf Anfrage keine Auskunft. Und was spart die Uni durch die Aufgabe des See-Campus? Damit sei „ein sehr großes Einsparpotenzial verbunden“, so ZU-Sprecher Michael Scheyer. „Dabei handelt es sich um einen jährlichen Betrag im hohen sechsstelligen Bereich – Nebenkosten eingerechnet.“

See-Campus zu wenig ausgelastet

Auf dem See-Campus haben derzeit Professorinnen und Professoren sowie wissenschaftliches Personal und Verwaltungspersonal Büros. Es gebe zehn Seminarräume, von denen sechs regelmäßig genutzt würden, vier im Grunde nur bei Sonderveranstaltungen. Bei ausreichender Auslastung (im Semesterbetrieb) bietet die Mensa Mittagessen an. Das Foyer des See-Campus werde gerne für Sonderveranstaltungen, auch von externen Akteuren, genutzt. „Trotz alledem haben wir festgestellt, dass der See-Campus zu wenig ausgelastet ist“, sagt Michael Scheyer.

Vorne wachsen Weinreben, drinnen wird gelehrt: Der See-Campus der Zeppelin-Universität Friedrichshafen besticht durch seine herrliche ...
Vorne wachsen Weinreben, drinnen wird gelehrt: Der See-Campus der Zeppelin-Universität Friedrichshafen besticht durch seine herrliche Lage am Bodenseeufer. | Bild: Andreas Ambrosius

Die Zahl der Lehrveranstaltungen am See-Campus variiere, so der ZU-Sprecher. „Im Semesterbetrieb finden am See-Campus pro Tag durchschnittlich zehn bis 15 Lehrveranstaltungen statt.“ Aufgrund der aktuell reduzierten Anzahl Studierender seien jedoch „die räumlichen Kapazitäten im ZF-Campus im Fallenbrunnen nicht mehr vollständig ausgeschöpft“. Ziel des Reformprozesses sei es daher, nur noch mit den Kapazitäten des ZF-Campus auszukommen.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie reagieren Studierende?

Unklar ist, wie Studierende und Studieninteressenten auf die Veränderungen reagieren werden. „Das ist schwierig abzuschätzen“, heißt es seitens der ZU-Geschäftsführung. Ebenso unklar sei, ob alle Gremien in der ZU willens und in der Lage sind, die Veränderungen mitzugehen. Alle Maßnahmen müssten zudem in Einklang stehen mit Akkreditierung und Vorgaben durch das Wissenschaftsministerium in Stuttgart.