Mit einem Stoßseufzer verließ Regionalverbandsdirektor Wilfried Franke die Gemeinderatssitzung am Montag. „Das Ergebnis der Abstimmung hat mich nicht wirklich überrascht“, sagt er, ein klein wenig resigniert.
Zuvor hatte Franke noch einmal den widerspenstigen Häfler Gemeinderat davon zu überzeugen versucht, wie wichtig und sinnvoll es sei, ein 30 Hektar großes Gelände in Hirschlatt als Optionsfläche für ein künftiges Gewerbegebiet in den Regionalplan aufzunehmen. Doch auch sein Hinweis darauf, dass es am Ende Sache des Gemeinderates sei, diese Option auch in die Tat umzusetzen, brachte nichts. Die Mehrheit der Stadträte schmetterte mit 24 Stimmen sein Ansinnen zum zweiten Male ab.
CDU ist in der Frage gespalten
Dabei zeigten sich aber auch Brüche, etwa bei der CDU. Fraktionschef Achim Brotzer tat sich schwer mit einer eindeutigen Meinung, weil es innerhalb der CDU unterschiedliche Haltungen zum Thema gibt. Deswegen stellte Brotzer dann auch die Frage, ob das Gewerbegebiet „Chance oder Makulatur“ sei, wenn es zwar auf dem Papier stehe, aber am Ende nicht umsetzbar sei. Ulrich Heliosch (Grüne) bezeichnete die Prognosen, an denen sich der Regionalplan orientiert, als „an der Vergangenheit orientiert“. Der Schutz des Klimas, der Biodiversität müsse an erster Stelle stehen. „Daher wollen wir nachverdichten und in die Höhe bauen. Genau das wird nicht passieren, wenn wir eine Optionsfläche in der Hinterhand haben“, argumentierte Heliosch. Simon Wolpold (Netzwerk) argumentierte ähnlich. Es sei das Gebot der Stunde, dass das Wachstum in die Fläche verhindert werden müsse. „Wenn man sich das Saufen abgewöhnen will, stellt man sich ja auch keinen Kasten Bier in den Keller“, sagte Wolpold.
„Wenn man sich das Saufen abgewöhnen will, stellt man sich ja auch keinen Kasten Bier in den Keller.“Simon Wolpold, Netzwerk
Von Wunschvorstellungen und grüner Träumerei
Dem setzte SPD-Stadtrat Heinz Tautkus eine fast schon emotionale Rede entgegen. „Es ist ein Wunschtraum, zu glauben, in Hirschlatt herrsche eine ökologisch heile Welt – dort wird Intensivlandschaft betrieben“, sagte er. Die Grünen hingen Träumereien und Wunschvorstellungen nach, die die Gefahr bergen, dass künftig Industrie über das flache Land hinweg angesiedelt werde. „Wer glaubt, dass wir die ZF dazu überreden können, auf ihren Parkplätzen Gewerbe anzusiedeln, der liegt falsch“, sagte Tautkus. Und genau deswegen brauche es die Optionsfläche in Hirschlatt.
„Es ist ein Wunschtraum, zu glauben, in Hirschlatt herrsche eine ökologisch heile Welt.“Heinz Tautkus, SPD
Realos gegen Fundis
Die Diskussion erinnerte an Zeiten, in denen sich Realos und Fundis bei den Grünen in den 80ern bis ins Mark stritten. Doch anders als bei den Grünen damals erreichten die „Realos“ des Häfler Gemeinderates keine Mehrheit. Und die Verwaltung, die Hirschlatt eigentlich befürwortet, kündigte an, sich dem Wunsch des Gremiums zu beugen.
Letztendlich aber hat die Regionalversammlung über das brisante Thema zu entscheiden. Im Juni 2021 soll der Regionalplan endgültig verabschiedet werden.