Das Blatt hat sich überraschend gewendet: Es gibt zwar zu wenig Hallenkapazitäten für den Schulsport in der Innenstadt. Doch in den Ortschaften sind noch jede Menge Hallenzeiten frei. Darüber wurden die Fachausschüsse des Gemeinderates Ende Juni informiert.
Das kam allerdings erst bei einer Abfrage des Rathauses im Mai heraus. Im Ergebnis gibt es nun erstmals einen Belegungsplan für jede der 16 Hallen in Friedrichshafen, in der Schulsport gemacht wird.
Der Plan offenbart, dass es reihenweise Belegungslücken gibt. Lücken, die vor allem das Karl-Maybach-Gymnasium, Graf-Zeppelin-Gymnasium und die Graf-Soden-Schule nutzen können. Ihnen fehlen seit Schließung der ZF-Arena Hallenzeiten, um Sportunterricht nach Lehrplan zu machen. Dieses Defizit kann in anderen Hallen problemlos aufgefangen werden. Der Nachteil: Für die Fahrerei in die Ortsteile geht Unterrichtszeit drauf.
Traglufthalle oder eine andere Lösung?
Zum Hintergrund: Im April wurde öffentlich, dass in der Innenstadt für neun Schulen mit mehr als 5500 Schülern im Prinzip zwei große Sporthallen fehlen. Das ergab eine Bedarfsanalyse des Bonner Fachbüros Biregio, die dem Rathaus bereits seit September 2020 vorlag. Um schnell Abhilfe zu schaffen, schlug die CDU-Fraktion den Bau einer Traglufthalle vor, die bei den Schulen aber auf wenig Gegenliebe stieß. Deshalb erteilte der Gemeinderat der Verwaltung den Auftrag zu prüfen, ob und wo es freie Kapazitäten in anderen Hallen gibt. Dann könnte man auf den Bau einer rund 2,7 Millionen Euro teuren Traglufthalle vielleicht verzichten.
Platz für 450 Stunden Sportunterricht
Laut Belegungsplan sind in den 16 Hallen aktuell freie Kapazitäten für rund 450 Schulstunden pro Woche da, und zwar von 7.40 Uhr bis 17 Uhr. Das ist ein Vielfaches von dem, was die Innenstadt-Schulen derzeit nicht abdecken können. Bei dieser enormen Stundenzahl an Leerstand kann jeder Verein, der heute in diesem Zeitfenster Hallenzeit gebucht hat, sein Angebot weiter vorhalten.

Die größten freien Kapazitäten haben dabei die teils neuen Hallen in den Ortsteilen: Rotachhalle Ailingen (82 Schulstunden frei), Ludwig-Roos-Halle Ettenkirch (63), Sporthalle Fischbach (85), Brunnisachhalle Kluftern (42). Hier stehen 25 bis knapp 60 Prozent der verfügbaren Hallenteile frei. Mit einem Bus-Shuttle von den Schulen zu den Hallen müsse man mit zehn bis zwölf Minuten pro Strecke, nach Ettenkirch 15 Minuten einkalkulieren.
Nach Aussage von Sozialbürgermeister Andreas Köster sei der Bedarf der Schulen bis auf wenige Sportstunden nun im nächsten Schuljahr abgedeckt. Was fehlt, werde auf die umliegenden Hallen verteilt.
Neubau in der Innenstadt bleibt notwendig
Was bleibt, ist der massive Engpass an Hallenkapazitäten in der Innenstadt. An Neubau oder Sanierung einer großen Sporthalle kommt die Stadt also nicht vorbei. Wo die in Angriff genommen wird, soll voraussichtlich im Herbst der Gemeinderat entscheiden. Bis dahin will das Rathaus einen Vorschlag inklusive Standort erarbeiten. Möglich wären Abriss und Neubau der Alten Festhalle an der Scheffelstraße, eine große neue Halle an der Pestalozzischule oder Sanierung beziehungsweise Neubau der ZF-Arena am Sportpark.

Welche Variante auch immer zum Tragen kommt: Vom Architektenwettbewerb bis zur Fertigstellung würden bei optimalem Verlauf mindestens dreieinhalb Jahre ins Land gehen. Spätestens 2025 werde die neue Halle gebraucht. Auch aus diesem Grund will das Rathaus die Idee mit der Traglufthalle noch nicht ganz verwerfen. Aber auch die Messe Friedrichshafen habe eine Halle angeboten, wobei solche „unbeheizten Industriehallen“, so Köster, am wenigsten geeignet seien.