Nimmt das Gezerre um die „Landshut„ in diesem Sommer tatsächlich ein Ende? Wo soll die 1977 von Terroristen entführte und von der Spezialeinheit GSG 9 befreite Maschine künftig ausgestellt werden? Im Mai hatte der „Spiegel“ darüber berichtet, dass das Flugzeug ins Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Berlin-Gatow gebracht werden soll. Eine Ausstellung dort werde derzeit „unter anderem“ geprüft, teilte die Pressestelle der Beauftragten für Kultur und Medien (BKM) daraufhin auf SÜDKURIER-Anfrage mit.
Ergebnis dem Ministerium vorlegen
Es gebe den Auftrag, eine Einbindung der „Landshut„ in die laufende Neukonzeption des Museums zu prüfen, hieß es zudem vom Berliner Museum. Das Ergebnis solle dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) bis Ende Juni vorgelegt werden. Ein Konzept, das der Bundesregierung als Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen dienen soll, stellte die BKM-Pressestelle im Mai noch für Sommer 2020 in Aussicht.
Das Flugzeug und seine Geschichte
Inzwischen sind drei Monate vergangen. Gibt es im August nun Klarheit über den künftigen Standort der ehemaligen Lufthansa-Maschine, die 2017 medienwirksam von Brasilien nach Friedrichshafen transportiert worden war? „Das Bundesministerium der Verteidigung klärt, ob und wie die ‚Landshut‚ in die derzeit laufende Neukonzeption des Museums eingebunden werden kann. Eine Entscheidung wurde noch nicht getroffen“, teilt das BKM auf eine erneute Anfrage des SÜDKURIER mit. Auch Ralf-Gunter Leonhardt, Leiter des Museums in Berlin, erklärt: „Mir ist zu diesem Zeitpunkt keine Entscheidung des BMVg zur ‚Landshut‚ bekannt.“
Entscheidung nach ihrem Urlaub
Etwas mehr ist hingegen aus dem Bundesverteidigungsministerium zu erfahren. Offenbar wurde die Prüfung abgeschlossen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer soll laut eines Ministeriumssprechers nach ihrem Urlaub höchstpersönlich entscheiden, ob die „Landshut„ im Militärhistorischen Museum in der Hauptstadt ausgestellt werden kann. Die Beauftragte für Kultur und Medien, Monika Grütters, muss dann eine abschließende Entscheidung treffen.
Sind die Träume von David Dornier, in Friedrichshafen eine eigene Landshut-Ausstellung zu etablieren, damit also geplatzt? Der Direktor des Dornier-Museums hatte die Pläne des Bundes bereits im Mai scharf kritisiert. „Eine solche Entscheidung wäre einfach dummer Quatsch“, betonte Dornier vor drei Monaten. Damit verpasse die Bundesregierung eine einmalige historische Chance.
„Fachleute halten es für ein Unding, dieses Flugzeug mit seiner Vergangenheit in einem militärhistorischen Museum auszustellen.“ Er sei maßlos enttäuscht, denn schließlich habe er große Pläne gehabt. „Das Staatsministerium für Kultur und Medien wollte einfach eine Entscheidung, egal ob sachlich oder inhaltlich gerechtfertigt“, echauffierte er sich damals. „Wir warten nun die Entscheidung des Bundes ab“, heißt es diese Woche dazu vom Dornier-Museum. David Dornier, der nur für ein kurzes Telefonat mit dem SÜDKURIER erreichbar war, erklärt: Es gebe aktuell nichts Neues.
Zur Konzeption einer Ausstellung wurden laut BKM wissenschaftliche Vorarbeiten geleistet. „Parallel hierzu werden aktuell Zeitzeugeninterviews durch die hiermit betraute Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erstellt“, so die Pressestelle weiter. Über ein endgültiges Ausstellungskonzept habe dann der künftige Betreiber der Ausstellung zu befinden. „Die Höhe der Kosten ist abhängig vom Ausstellungskonzept. Auf dieser Basis ist zu gegebener Zeit über die Sicherung der Finanzierung zu entscheiden.“