Mit dem Flugzeug vom Bodensee wieder nach Berlin oder Hamburg? Diese Zeiten sind vorerst vorbei. Nonstop-Flüge in beide Metropolen seien „wirtschaftlich schwierig“, erklärte Flughafenchef Claus-Dieter Wehr bei einem FDP-Infoabend. Deshalb sei an eine Neuauflage nach der Corona-Pandemie nicht zu denken. Eher funktionieren könnten wieder Verbindungen nach Düsseldorf oder Toulouse, die bis 2019 bedient wurden. Doch auch hier sei weit und breit keine Airline in Sicht, die diese Strecken wiederbeleben will.
Wien, Istanbul oder kanarische Inseln: Solche Ziele ab Friedrichshafen vermisst ein Gast des Infoabends. Diese kritischen Töne zum schmalen Flugprogramm am Bodensee-Airport widersprach Wehr nicht. Sieben Flugziele plus das Drehkreuz Frankfurt im Sommerflugplan 2023 „entspricht auch nicht meinen Erwartungen“, äußerte sich der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft. Auch wenn das aktuelle Programm in etwa dem Angebot des vergangenen Jahres entspreche. Woran liegt‘s? Die Airlines hätten zu wenig Flugzeug-Kapazitäten. „Da haben andere Flughäfen Priorität“, stellt Wehr fest.
„Die Einen sehen schon ein riesiges Biotop, die Anderen Wohnbebauung. Wir brauchen den Flughafen und werden dafür kämpfen.“Stefan Zwick, FDP-Kreisvorsitzender
Aussagen, die Wasser auf die Mühlen der Kritiker sind. Wie also steht es um die Zukunft des Bodensee-Airports? „Die Einen sehen schon ein riesiges Biotop, die Anderen Wohnbebauung“, erklärte FDP-Kreisvorsitzender Stefan Zwick pointiert. Die Liberalen stünden zum Flughafen, der sei „alternativlos“, so Zwick. „Wir brauchen den und werden dafür kämpfen.“ Eine Botschaft, die auch die vier FDP-Landtagsabgeordneten in der Runde vermittelten. Mit dabei waren Erik Schweikert, Niko Reith, Hans Dieter Scheerer und Klaus Hoher, die sich aus erster Hand informieren wollten.

So viel Kampf braucht es vorerst gar nicht, suchte Flughafenchef Claus-Dieter Wehr in seinem Vortrag zu vermitteln. Das Insolvenzverfahren sei seit März 2022 durch, der Flughafen damit entschuldet. Durch Grundstücksverkäufe ist Geld in der Kasse. Und die Passagierzahlen im Vorjahr lagen „deutlich über den Erwartungen“. 340.000 Fluggäste schließen allerdings noch lange nicht an das Vorkrisen-Niveau an. 2019 waren es noch knapp 490.000.
Revival des Regionalverkehrs?
Doch braucht es Regionalflughäfen künftig noch? Wirtschaftlich waren die schon immer unter Druck, so Wehr. Aber Friedrichshafen sei einer von bundesweit drei kleinen Airports in Randlage, die laut einer Studie der Deutschen Bank von 2015 für die Mobilität in der Region gebraucht werden, die vergleichsweise schlecht an Straße und Schiene angebunden sei. Und Chancen gebe es durchaus.
Fliegen mit klimaneutraler Technik
Der Flughafenchef glaubt an ein Revival der regionalen Luftfahrt mit klimaneutralen Antrieben. Viele Firmen forschen und entwickeln Antriebe und Kleinflugzeuge, die gerade auf kurzen Strecken im Umkreis von rund 500 Kilometer Potenzial bieten. Allerdings müsste man dann für Elektro- oder Wasserstoffflugzeuge erst die grüne Infrastruktur am Flughafen aufbauen. Eine große Photovoltaikanlage sei in Planung.
Genauso interessant sei das Thema Luftfracht. Der Flughafen Friedrichshafen ist einer der ersten Standorte, der beim europaweiten Netzwerk von Dronamics mitmacht. Geplant ist der Aufbau eines Frachtnetzwerks mit unbemannten Drohnen.
Vorerst steht aber noch einen Millionen-Investition an, die schon lange geplant und unverzichtbar ist. Nach wie vor ist nicht klar, ob der Lotsen-Tower am Flughafen neu gebaut wird oder die Fernüberwachung die bessere Lösung ist. Eine Machbarkeitsstudie dazu sei beauftragt, so Wehr.