Windschnittig steht er da, der Piccolo des Herstellers Elektrostahlbau aus dem Jahr 1954. Den schnuckeligen Wohnwagen haben Luise (69) und Hermann (81) Gerhardt aus Weeze in Nordrhein-Westfalen an den Bodensee gebracht. Luise Gerhardt lacht: „Unsere Freunde vom Camping-Oldie-Club haben uns gefragt, ob wir nicht zur Messe nach Friedrichshafen kommen.“ Denn die Leute in Süddeutschland sollten auch sehen, was es für schöne Camper gibt, fügt Luise Gerhardt an.
Und so hat sich das Ehepaar aufgemacht. Sie sind zur Motorworld Classics an den Bodensee gekommen. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause hat die Messe für vergangenen Freitag sowie über das Wochenende ihre Tore geöffnet. Gut 600 Aussteller und Clubs sind der Einladung gefolgt.
Isetta und Piccolo fahren gemeinsam 60 km/h
Luise und Hermann Gerhardt sind mit ihrem Anhänger Piccolo und ihrer BMW Isetta aus dem Jahr 1958 zur Messe gekommen. Die Strecke von ihrer Heimat in Nordrhein-Westfalen beträgt 670 Kilometer. „Das mussten wir deshalb mit dem Trailer fahren“, sagt Luise Gerhardt. Kein Wunder: Die kleine Isetta bringt mit ihren 300 Kubikzentimetern im Motor gerade mal 13 PS auf die Straße und läuft 85 km/h. „Das gilt aber nur, wenn nichts hinten dranhängt“, schränkt Hermann Gerhardt ein. Mit Camper kommt die Tachonadel gerade mal auf 60 km/h. Etwas langsam für Deutsche Autobahnen und weite Strecken.
Warum sind die beiden dann überzeugt, dass Camping im Oldtimer schöner ist als in modernen Wohnmobilen? „Es ist ein bestimmtes Lebensgefühl“, sagt Luise Gerhardt. „Es sind meist sehr nette Menschen, die mit alten Campern unterwegs sind.“ In dieser Fragen kennt sich das Ehepaar gut aus. Schon seit 31 Jahren sind Mitglieder des Camping-Oldie-Clubs, der Mitglieder in ganz Deutschland hat. Schon auf gut 150 Clubtreffen war Hermann Gerhardt.
Seine Frau erzählt: „Jedes Jahr finden fünf Treffen statt, eines davon im Ausland.“ In diesem Jahr etwa soll es noch nach Skagen in Dänemark gehen. Zu jedem dieser Treffen kommen gut 40 Gespanne – und somit etwa 80 Leute. Hermann Gerhardt schwärmt: „Wir machen dann Lagerfeuer, ein Frühstück und schauen uns die Gegend an.“ Vielleicht wagen sie die Tour nach Dänemark sogar mit der Isetta. Ganz genau wissen sie das noch nicht.
Im Kern geht es aber weniger um das Fahren, sondern das Miteinander, betont Luise Gerhardt. „Die Gemeinschaft steht auf jeden Fall im Vordergrund.“ Ihr Mann ergänzt: „Und es geht auch darum, dass ältere Autos und Camper einfach schön sind.“ Für die kälteren Monate haben die beiden dennoch auch ein modernes Wohnmobil. Das habe auch gesundheitliche Gründe, sagt Luise Gerhardt. Ihr selbst mache Kälte zwar nichts aus, aber ihr Mann habe es inzwischen lieber ein wenig wärmer.
Doch wenn es mit dem Temperaturen passt, nutzen die beiden natürlich auch noch ihren Oldie Camper. Besonders viel Platz gibt es zwar nicht in dem gut 1,5 Meter breiten Anhänger. „Doch für uns reicht‘s“, sagt Luise Gerhardt. Aber stört sie auf so engem Raum nicht das Schnarchen ihres Mannes? „Nein“, sagt sie. „Wenn von uns einer schnarcht, dann bin ich das.“