Blick in die Kriminalstatistik: Wie ist es um die Sicherheit in Friedrichshafen bestellt?
Kontaktbeschränkungen, Testpflicht, sogenannte Spaziergänger und jetzt der neue alte Normalzustand: Die Corona-Pandemie prägt den Sicherheitsbericht für Friedrichshafen.
Brennpunkte sehen Polizei und Stadt nicht, wollen Schwerpunkte wie den an die Eckenerstraße angrenzenden Hinteren Hafen aber im Blick behalten. Der Stillstand, für den die Corona-Pandemie 2021 zeitweise sorgte, prägt die Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. Während der vergangenen Pandemie-Monate waren die Behörden in vielerlei Hinsicht gefordert, unter anderem auch in Friedrichshafen bei so genannten Spaziergängen. (Archivbilder)
| Bild: Lena Reiner
Taschendiebstahl aus eineinhalb Metern Abstand? Auseinandersetzungen, wo kaum erhitzte Gemüter aufeinandertreffen? Ziemlich unwahrscheinlich. Hinzu kommt: Wenn weniger Verkehrsunfälle aufzunehmen und keine Feste zu begleiten sind, bleibt der Polizei mehr Zeit, woanders Präsenz zu zeigen.
Als Schwärmerei möchte es Polizeipräsident Uwe Stürmer aber keinesfalls verstanden wissen, als er bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts für Friedrichshafen auf Zahlen aus der Kriminalstatistik eingeht. Denn so positiv sich die Pandemie in dieser Hinsicht mitunter ausgewirkt haben mag: „Corona hat uns alle sehr belastet“, weiß Stürmer. Polizei und Ordnungsamt waren „in besonderer Weise herausgefordert“, sagt Bürgermeister Dieter Stauber.
Wie steht es um die Sicherheit in Friedrichshafen? Stadt und Polizei stellen jährlich einen Sicherheitsbericht zusammen. Im Bild von links: Bürgermeister Dieter Stauber, Petra Schömer, stellvertretende Leiterin des Amtes für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung, Volkmar Rees, Leiter des Polizeireviers Friedrichshafen und Polizeipräsident Uwe Stürmer.
| Bild: Christina Bömelburg
Für den Moment sind die Pandemie und ihre Auswirkungen aus dem Fokus gerückt. Auch wenn Ordnungsamt und Polizei im Moment noch eine veränderte Empfindsamkeit beobachten: „Wir haben Lärmbeschwerden, wo wir früher keine hatten“, sagt etwa Petra Schömer, stellvertretende Leiterin des Amtes für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung. „Einige wollen über die Stränge schlagen, andere empfinden den Normalzustand als unerträglich“, beschreibt es Uwe Stürmer.
„Die Toleranzgrenze ist gesunken.“
Uwe Stürmer, Leiter des Polizeipräsidiums Ravensburg
Der Sicherheitsbericht behandelt nicht nur vergangene Entwicklungen. Polizei und Stadt gehen darin auch auf Handlungsfelder ein, denen sie sich gegenwärtig und künftig widmen wollen. Ein hierzu häufig genanntes Stichwort: Prävention.
Auszüge aus der Kriminalstatistik und dem Bericht des Ordnungsamtes
Denn klar ist auch: Viele Entwicklungen der vergangenen Monate werden nicht von Dauer sein. So gab es 2021 zwar beispielsweise weniger Einbrüche, allerdings dürfte dazu maßgeblich beigetragen haben, dass mehr Menschen häufiger zuhause waren. So erklärt sich Petra Schömer den ihr zufolge deutlichen Rückgang an Anträgen im Rahmen des Förderprogramms Einbruchschutz der Stadt. 2022 rechnet die stellvertretende Amtsleiterin wieder mit mehr Anträgen und auch auf der Agenda des Polizeipräsidiums findet sich unter anderem die Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen. „Wir werden uns nicht auf den positiven Trends der Sicherheitslage ausruhen“, heißt es in der Präsentation zum Sicherheitsbericht.
Präventives Engagement kündigt das Polizeirevier außerdem unter anderem in Bezug auf Kinder an. Diese seien während der Pandemie vernachlässigt worden. Volkmar Rees geht hierbei auf die während der Pandemie weggebrochenen Strukturen für Kinder und Jugendliche ein, Anlaufstellen waren geschlossen, Vereinsaktivitäten ruhten. Er hofft, dass den Jüngsten auch von anderen Stellen aus wieder mehr Aufmerksamkeit gilt. Während 2021 in Summe deutlich weniger Tatverdächtige unter 21 Jahren ermittelt wurden, waren es in der Altersgruppe unter 14 Jahren mit 63 deutlich mehr als noch 2020 (48).
Ergebnisse zu Sicherheitsbefragung werden im Herbst vorgestellt
In Summe bleibt, Pandemie hin oder her, dass die Polizei Friedrichshafen als vergleichsweise sichere Stadt beschreibt. Brennpunkte sehen beide Stellen nicht, haben aber Schwerpunkte wie etwa den Hinteren Hafen nach eigenen Angaben im Blick.
Noch nicht in Zahlen betrachten lässt sich, wie Häfler Brenn- oder Schwerpunkte wahrnehmen und ob sie sich so sicher fühlen, wie sie es nach Zahlen könnten. Aufschluss geben dürfte eine Sicherheitsbefragung, die im vergangenen Herbst stattfand. Die Ergebnisse sollen im Herbst dem Gemeinderat vorgelegt werden. Außerdem ist eine Bürgerveranstaltung geplant.