Bei der Markdorfer Stadthalle steht ein roter Opel Corsa. Er gehört zur Fahrzeugflotte des Carsharing-Vereins Bodensee-Mobil. Der Autoschlüssel liegt im Handschuhfach. Doch um in den Wagen hineinzukommen, bedarf es einer Chipkarte. Die erhält, wer den roten Corsa zuvor bei Bodensee-Mobil bucht. Erklärtes Vereinsziel ist es, dass Fahrzeuge von mehreren Menschen genutzt werden, wie Vorsitzender Wielant Ratz am Mittwochabend im Haus im Weinberg erklärte. Er hatte gemeinsam mit Frieder Staerke, dem Kreis-Sprecher des Verkehrsclubs Deutschlands (VCD), zu einem Informationsabend eingeladen.
Anders als beim privaten Carsharing, wo sich mehrere Bekannte ein Fahrzeug teilen, öffnet sich die Fahrertür des roten Corsas in Markdorf jedem mit Führerschein. Vorausgesetzt, er hat das Auto zuvor gebucht, erklärte der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzende von Bodensee-Mobil den 14 Zuhörern. Das Publikum schien aufgeschlossen für die Idee, die Ressource Auto, wie Ratz sie nannte, bewusst zu verknappen. Um Schadstoffbelastung zu senken, um in den Innenstädten Parkraum zu sparen, um den teuren eigenen Zweitwagen beziehungsweise sein Familienfahrzeug überhaupt überflüssig zu machen.

Zuhörerin Judith Lehle erklärte, sie habe das Bodensee-Mobil-Angebot einmal durchgerechnet – "und es ist unterm Strich unschlagbar günstig." Jedenfalls für sie, die nur ganz selten ein Auto brauche, etwa um Bekannte zu besuchen, sonst aber das Allermeiste mit dem Rad erledige.
Mitglieder können jederzeit auf Bodensee-Mobil-Fahrzeuge zurückgreifen. Übrigens nicht nur die, erläuterte Wielant Ratz, aber die Mitglieder bekommen deutlich günstigere Tarife eingeräumt als Nichtmitglieder. Ratz warb auch für die Bequemlichkeit: Reifenwechsel, TÜV und Inspektionen, Versicherung, Tanken und Reinigen – nichts von alledem müssen die Carsharing-Nutzer tragen. "All das erledigen wir." Ein Zuhörer schwärmte, wie bequem er jüngst mit einem Bodensee-Mobil-Fahrzeug von A nach B gekommen sei. Überdies finde er noch Anschluss. Reise er etwa per Bahn in eine norddeutsche Großstadt, berechtige ihn seine vorherige Bodensee-Mobil-Buchung, in ein Auto von dort ansässigen Carsharing-Anbietern zu s teigen. "Dies in aller Regel zum etwa gleichen Preis wie bei uns", ergänzte Ratz.
Als schon problematischer sah ein Mann aus Ittendorf die Nutzung des roten Corsa an der Stadthalle an. "Da muss ich ja von Ittendorf aus erst einmal hinkommen, um einzusteigen", erklärte er. Frieder Staerke vom VCD riet zum Fahrrad: "Die Busverbindungen zwischen Innenstadt und Ittendorf sind ja nicht so prima."
Das waren die Themen, um die die meisten Diskussionsbeiträge kreisten: Wie praktikabel ist die Nutzung? Wie verlässlich stehen Fahrzeuge zur Verfügung? Geschäftsführer Wielant Ratz räumte ein, dass sich der rote Corsa an der Stadthalle auch nach vier Jahren immer noch in der Anlaufphase befinde – auch noch immer ein Zuschussgeschäft sei. Doch zeigten die Erfahrungen in anderen Städten, dass bei wachsender Bekanntheit auch die Nachfrage steige, sich automatisch das Angebot erweitere und mehr Fahrzeuge im Stadtgebiet verteilt werden. Wielant Ratz schickte auch einen Wunsch an die Stadt Markdorf: ein sichtbarer Carsharing-Parkplatz mit eigenem Hinweisschild.
Bodensee-Mobil
Die Fahrzeuge von Bodensee-Mobil kann jeder Interessierte nutzen. Nichtmitglieder zahlen eine einmalige Anmeldegebühr von 30 Euro und je nach Fahrzeuggröße 27 bis 39 Cent pro Kilometer. Außerdem werden zwischen 3 und 4 Euro je Stunde berechnet. Mitglieder zahlen dieselben Kilometerpreise, aber nur 2 bis 3 Euro in der Stunde, Nachtstunden sind gratis. Der Mitgliederbeitrag beläuft sich auf 10 Euro im Monat. Außerdem muss eine Kaution von 450 beziehungsweise 300 Euro hinterlegt werden.
Mitglieder erhalten eine eigene Chipkarte, Firmen und Institutionen auch mehrere für mehrere Fahrer. Mit der Chipkarte kann nach der Buchung per Telefon, App oder Internet das Fahrzeug über das Lesegerät an der Windschutzscheibe geöffnet werden. Die Fahrzeuge müssen nach der Nutzung zum Abholparkplatz zurückgebracht werden.
Auskunft und Buchung unter Telefon 0 75 41/48 93 40 oder im Internet: http://www.bodenseemobil.de