Markdorf (büj) Klarheit herrscht bisher noch nicht. Sicher ist zwar, dass der sogenannte Hexenturm zur im 13. Jahrhundert unter Konrad von Markdorf errichteten Markdorfer Stadtumwehrung gehört – neben Untertorturm, Helltor und Vogeltor (beim heutigen "Adler"). Max Wetzel schreibt in seinem Markdorf-Buch, dass der Name des Hexenturms an die "unselige Hexenverfolgung" erinnert. Mehr nicht – kein Wort darüber, ob der Turm dabei eine Rolle als Schauplatz gespielt hat.

Schuld und Versagen vergessen wir nur allzu gerne. Jeder Einzelne, aber auch die Gemeinschaften. Daran erinnert Bernhard Oßwald in seinem Aufsatz über ein Theaterstück zur Hexenverfolgung in Markdorf. Doch auch in der Gehrenbergstadt wurden Menschen als Hexen oder Hexer verfolgt. Und auch in Markdorf wurde das später verdrängt. Doch blieb der Mantel des Vergessens löchrig. Zu sehen sind die Spuren des geschehenen Unrechts noch, wenn auch an recht entlegener Stelle. Briefe aus den begonnenen 17. Jahrhundert, in den 1990er Jahren im Rathausarchiv entdeckt, belegen eindeutig, dass es auch in Markdorf Hexenverfolgungen gab.

Auch wenn die Stadt in ihrem historischen Rundgang verneint, dass er als Verlies gedient hat, vieles spricht dafür, dass im Hexenturm ...
Auch wenn die Stadt in ihrem historischen Rundgang verneint, dass er als Verlies gedient hat, vieles spricht dafür, dass im Hexenturm später Verbrannte inhaftiert worden waren. Bild: Büsche

Ob der Name Hexenturm für einen Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung auf den frühneuzeitlichen Hexenwahn und die durch ihn ausgelöste Prozesswelle hinweist? Diese Frage stellt sich Oßwald in einem jüngeren Aufsatz. Denn belegt oder gar schriftlich nachgewiesen ist es nicht, dass auch in Markdorf – so wie in etlichen anderen Städten – die sogenannten Hexentürme die Orte waren, wo den der Hexerei bezichtigten Frauen unter der Folter Geständnisse abgepresst wurden. Bernhard Oßwald jedenfalls ist sich "fast sicher" dass hier im Markdorfer Hexenturm auch jene Frauen inhaftiert waren, die "im Jahr 1616 wegen Hexerei verbrannt wurden".

Renoviert und umgestaltet

Von 1981 bis 1984 renovierte der Förderverein zur Erhaltung der Kulturdenkmäler Markdorfs den Hexenturm in Eigenarbeit, um anschließend ein Handwerkermuseum darin einzurichten. Die angefallenen Kosten beliefen sich auf 35 000 Euro. Neuerlich renoviert und umgestaltet wurde er vor zwei Jahren von der Narrenzunft.