Sie wird demnächst 80 und hat die Energie von mindestens vier Zwanzigjährigen. Wenn sie von ihren Hilfstransporten nach Rumänien erzählt, kann man kaum glauben, dass diese Frau seit über einem viertel Jahrhundert schier Unmögliches möglich macht. Nämlich Menschen zu helfen, die zu den Ärmsten der Armen zählen.
Gestern Abend nun sind zwei vollbepackte LKWs von Markdorf aus aufgebrochen, um Hilfsgüter ins 3000 Kilometer entfernte rumänische Baraolt zu bringen. "Not zu sehen und zu ertragen ist sehr schwer", sagt Irma Jakab, die im Zeichen der vor 28 Jahren gegründeten Bürgerhilfsgemeinschaft nicht zusieht, sondern tatkräftig anpackt.

Das taten am Samstag ab den frühen Morgenstunden mit ihr rund 20 weitere Helfer, die bis am Nachmittag aus dem Lager der Familie Sprißler in Wirrensegel knapp 40 Tonnen an "lebens(notwendigen) Mitteln" im Gesamtwert von rund 100.000 Euro in zwei LKWs verfrachteten. Da sausten Kisten und Koffer, Säcke und Schachteln, leichtes Gepäck wie schweres Geschütz über eine Rutsche in den riesigen Schlund zweier Sattelschlepper und purzelten wild durcheinander. Von Chaos indes keine Spur. "Nach so langer Zeit sitzt jeder Handgriff und jeder weiß beim Ausladen, was sich wo befindet", lacht Dietmar Künzig, der fast von Anfang an die Transporte begleitet.

"Urheberin" Irma Jakab erzählt gerne die Geschichte dieser Hilfstransporte. Und sie erzählt Geschichten, die unter die Haut gehen. Es sind dies Geschichten, die hierzulande nicht vorstellbar sind und Zustände, die für unsereins unzumutbar erscheinen. "Diese Zustände sind in Rumänien an der Tagesordnung, weil die finanziellen Mittel fehlen", sagt Irma Jakab. Nun sollen ab Dienstagmorgen im rumänischen Baraolt einige Dinge weniger fehlen. Und obwohl das die Not nicht gänzlich lindern kann, tragen Kleidungsstücke, Matratzen, Haushaltsgegenstände, medizinisches Gerät, Kinderspielzeuge zur Erleichterung des beschwerlichen Alltags bei. "Tante Irma" wird Irma Jakab längst in Baraolt genannt. Die Verhältnisse seien nach so langer Zeit fast familiär. "Ein zahnloses Lachen entschädigt da oftmals für die ganze Mühe", sagt sie. "Man kann sich nicht vorstellen, wie dankbar diese Menschen sind."

Zum Abschied muss man sie einfach in die Arme schließen, die "Tante Irma". Oder sich von ihr in die Arme schließen lassen, um einmal von ihrer Herzlichkeit "beeindruckt" zu werden. Mehr bedarf es nicht, um zu wissen, dass alles am rechten Fleck ankommt. Bleibt nur noch, dem ganzen Konvoi eine gute Reise, vor allem ein sicheres Ankommen zu wünschen. "Wir tun unser Mögliches", sagt Irma Jakab voller Zuversicht. "Nein, Sie machen das Unglaubliche erst möglich", zollte am Samstagvormittag Bürgermeister Georg Riedmann mit Hochachtung und einem anerkennenden Scheck der Stadt Markdorf seinen Respekt. Als Spiritus Rector, so Riedmann, sei es Irma Jakab zu verdanken, dass so ein Einsatz von Markdorf aus in die Welt geht.
Bürgerhilfsgemeinschaft
Von Irma Jakab 1989 gegründet, hat sich die Bürgerhilfsgemeinschaft Jakab zur Aufgabe gemacht, Not und Elend in Rumänien, Ungarn und der Ukraine zu lindern. Der gemeinnützig anerkannte und private Verein arbeitet ausschließlich ehrenamtlich. Alle Spenden werden zu 100 Prozent weitergegeben. Informationen und Kontakt unter Tel. 0 75 44/22 32. Spendenkonto bei der Sparkasse Bodensee: Iban: DE08 6905 0001 0001 8810 10. (hst)