In diesem Fall kam der Vorstoß des Markdorfer Bauträgers Betz und Weber zu spät: Geschäftsführer Alexander Weber hat Bürgermeister Georg Riedmann in einem Schreiben vom 6. Februar den Kauf der letzten 13 städtischen Grundstücke im Neubaugebiet Markdorf-Süd III angeboten, zu einem Kaufpreis von 2,3 Millionen Euro. Am 13. Februar lehnte Riedmann das Angebot ab. Der Grund liegt auf der Hand: In seiner Sitzung am 23. Januar hatte der Gemeinderat bereits den Beschluss gefällt, den Verkauf der Grundstücke an private Bauherren zu starten (wir berichteten mehrfach, zuletzt in unserer gestrigen Ausgabe über das Punktesystem zur Bauplatzvergabe).
Wie Weber zu der Annahme gelangte, er könne in Markdorf-Süd III noch zum Zuge kommen, ist eine offene Frage. In seinem Schreiben an Riedmann begründet er seinen Vorstoß, "im Bewusstsein unserer sozialen Verantwortung in der Schaffung von Wohnraum regen wir die Überbauung (...) der Grundstücke mit unseren "PickUp"-Häusern an". 52 Wohneinheiten, also 26 Häuser, würde man auf den 13 Grundstücken realisieren, was einem Raumangebot für 52 Familien mit jeweils zwei Kindern entspreche. Den Erwerbern der Pick-up-Haushälften werde man eine Kostengrenze von 500 000 Euro für das schlüsselfertige Wohneigentum garantieren. Damit könne die Zahl der vorgesehenen Häuser in diesem letzten Bauabschnitt vervierfacht werden, so Weber.

In seiner Antwort an Weber verweist Riedmann auf den Gemeinderatsbeschluss und darauf, dass das Bewerbungsverfahren bereits laufe. Auf den 13 Grundstücken könnten bis zu 26 Wohneinheiten entstehen, korrigiert Riedmann Weber, da pro Grundstück zwei Wohneinheiten zulässig seien. Für 52 Wohneinheiten aber müsste ein Bebauungsplanänderungsverfahren vorgenommen werden. Ein solches Verfahren, so Riedmann auf Anfrage gegenüber unserer Zeitung, würde weit mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen. Außerdem sei dann mit Einwendungen der Anlieger zu rechnen, die ihre Grundstücke wiederum auch in Erwartung der im Bebauungsplan vorgesehenen Einfamilien- oder Doppelhäuser erworben hätten. Eine Verdichtung des Baugebietes zum Rand hin erscheine ihm auch städtebaulich "außerordentlich kritisch", so Riedmann gegenüber dem SÜDKURIER. Mit dem Gesamtgebiet Markdorf-Süd habe der Gemeinderat eine "beispielhafte Mischung aus verdichteter und lockerer Bauweise geschaffen", die nun mit den letzten 13 Grundstücken "absolut sinnvoll" abgerundet werde.
Der von Betz und Weber angebotene Kaufpreis von 2,3 Millionen Euro würde einem Durchschnittspreis von knapp 177 000 Euro pro Grundstück entsprechen. Die Stadt wiederum erwartet einen Bruttoverkaufserlös aus allen 13 Grundstücken in Höhe von knapp 2,2 Millionen Euro. Die Grundstücke sind zwischen 404 und 615 Quadratmeter groß und kosten zwischen rund 133 300 und rund 215 000 Euro, je nach Größe und Lage. Die äußeren Grundstücke werden zu einem Quadratmeterpreis von 350 Euro verkauft, die innenliegenden zu einem Preis von 330 Euro/qm. Weber hatte neben Riedmann auch die Fraktionschefs angeschrieben und sie zu Gesprächen eingeladen.
Infos und Hintergründe zum Wohnbauthema
- .Das Wohngebiet Markdorf-Süd: Die bisherige Bebauung in Markdorf-Süd ist durchmischt. Es gibt Einfamilienhäuser, Doppelhäuser, Geschosswohnungsbau – und auch Pick-up-Häuser. 16 dieser Haustypen hat der Bauträger Betz und Weber dort gebaut. Sie wurden bereits vor rund fünf Jahren errichtet.
- .Die Pick-up-Häuser: Bei den Pick-up-Häusern handelt es sich genau genommen um Doppelhäuser, die jedoch nicht nebeneinander, sondern übereinander angeordnet sind. Der untere Hausteil hat einen Garten, der obere eine Terrasse auf dem Flachdach der unteren Haushälfte. Betz und Weber zufolge habe eine Analyse der Nutzung der Pick-up-Häuser in Leimbach ergeben, dass der Altersdurchschnitt wegen der vielen jungen Familien dort niedrig und die Selbstnutzungsquote hoch sei.
- Betz und Webers Berater: SÜDKURIER-Informationen zufolge soll das Markdorfer Unternehmen schon seit längerem Ex-Bürgermeister Bernd Gerber als Berater engagiert haben. Gerber soll dem Vernehmen nach die Kontakte in die Verwaltung ebnen und als "Türöffner" fungieren. In der selben Funktion für seine Aktivitäten in Überlingen soll das Unternehmen jüngst auch die Überlinger Ex-Oberbürgermeisterin Sabine Becker als Beraterin gewonnen haben. Eine Anfrage des SÜDKURIER an Betz und Weber, ob diese Informationen zutreffen, wurde nicht beantwortet.
- Die Wohnbaupläne der Stadt: In Riedheim wird die Stadt im geplanten Neubaugebiet "Klosteröschle" nochmals sieben Bauplätze entwickeln. Der Gemeinderat soll am 27. Februar über den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplanes befinden. Die Zukunft städtischer Entwicklung sehe er aber nicht mehr in Ein- oder Zweifamilienhäusern, sondern im verdichteten Bauen, so Riedmann gegenüber unserer Zeitung. Diese Notwendigkeit wolle die Stadt in neu zu entwickelnden Plangebieten umsetzen.