Markdorf Wer denkt, Modellflug sei langweilig, wurde beim Flugtag der Modellfluggruppe Markdorf eines Besseren belehrt: Dort erfuhren die 300 bis 400 Zuschauer eine Menge über diesen besonderen „Sport“. Die ganze Bandbreite des Modellflugs wurde gezeigt: Unterschiedlichste Segel- und Motorflugzeuge, originalgetreue Hubschrauber und Jets mit Turbinenantrieb, es gab Kunstflugvorführungen, Fesselflug-Demonstrationen sowie Flugzeug-Schlepps. Bei Gegrilltem und kühlen Getränken hatten es sich viele auf den Bänken gemütlich gemacht und genossen Schau und Erklärungen.

Man spürte die Leidenschaft, mit der die Mitglieder bei der Sache sind. Es sind überwiegend Männer, was daran liegen mag, da es ein sehr technikaffiner Sport ist, der aber dennoch bestimmte, vielleicht feminin zu nennende, Talente braucht: Feingefühl bei der millimetergenauen Steuerung der Flugzeuge, Bastelleidenschaft und Geduld. Die Flugkörper werden überwiegend selbst gebaut nach dem Vorbild eines echten bemannten Fliegers. „Ein Flugzeug kann auch mal 15.000 Euro kosten, so viel wie ein Kleinwagen“, sagt Mecking. Zwischen 800 bis 1000 Stunden benötige man je nach Modell, so der Vorsitzende. Vom Spielzeug also weit entfernt. Anfänger beginnen mit dem Bau von Styropor-Modellen. Bei den Ferienspielen wurde hier schon oft Interesse geweckt.

Die Leidenschaft steckt Generationen an. Wie bei Peter Weimer und seinem Sohn Marco. Zwar hatte der Sohn nach anfänglicher Begeisterung und extremem Hubschrauberfliegen 15 Jahre ausgesetzt, ist aber inzwischen wieder mit zwei großen Objekten voll dabei. Die dritte Generation wird in der Familie Niewind herangeführt: Opa Marius hat sich mit dem zweieinhalbjährigen Finn auf den Boden gesetzt. Gemeinsam wird das gelbe Kunstflugzeug gesteuert. Finns Papa Nico, ein Hubschrauber-Fan, schaut zu. Die drei kommen aus Talheim und sind dort in einer Fluggruppe Mitglied. Heute unterstützen sie die Markdorfer mit Flugvorführungen. Mit den Markdorfern sind sie seit über 30 Jahren befreundet. Der Kontakt kam über den damaligen Vorsitzenden Peter Weimer zustande.

Einige betreiben das Hobby intensiv und nehmen an Wettbewerben teil. Da müssen die Modellflieger eine bestimmte Zeit fliegen und auf einem gekennzeichneten Punkt landen. Über dem auch im Winter rege genutzten Platz in Ittendorf steigen Anfängerflugzeuge bis Turbinen-Jets mit einer Spannweite von 30 Zentimetern bis zu vier Metern auf. Mittlerweile verfügt die Gruppe über vier Lehrer.

Über das Lehrerstadium ist der 24-jährige Lukas Maurer, Mitglied in Markdorf, längst raus. Er fliegt bei Weltmeisterschaften mit und ist extrem erfolgreich. Seit 15 Jahren betreibt er das Hobby, seit zehn Jahren beteiligt er sich an Wettbewerben. 2022 wurde er Vize-Meister in der Indoor-Kunstflughalle. Der Ort allein ist eine Herausforderung. 2023 nahm er an der Weltmeisterschaft in Litauen teil. Den Europameistertitel im Kunstflug holte er sich mit dem deutschen Team. Inzwischen hat der hauptberuflich tätige Informatiker ein Kleingewerbe im Modellflugbereich angemeldet und wird im Show-Business als Pilot für verschiedene Events gebucht. Das brachte ihn bereits nach New York, Abu Dhabi, Toronto und an Neujahr zum ARD-Schlagerboom. „Das sind schöne Erfahrungen und als Privatmensch könnte ich mir die Reisen dorthin nur bedingt leisten“, sagt er.

Einige offizielle Rekorde kann Wolfgang Schäper vorweisen: Der 72-Jährige hält mit seinem Solarflugzeug ohne Batterie drei von acht Weltrekorden und ist mit seinem Eigenbau elf Stunden und 37 Minuten am Stück über eine Strecke von 48 Kilometern geflogen. Immer wieder gibt es was zum Staunen beim Modellflugtag: Zum Beispiel die spektakuläre Fuchsjagd, bei dem Flieger den Schweif eines Flugzeugs abjagen müssen.