So was gab’s früher nicht! Nicht, dass früher alles besser gewesen wäre, als Mama noch jeden Mittag für die Familie gekocht hat. Zwar mag das oft der Fall gewesen sein, aber wer erinnert sich nicht schaudernd an eingemachte Rote Beete oder totgekochte Kohlrabi in dieser glitschigen Mehlsoße? Heute dagegen gibt es nicht nur gute Schulverpflegung, sondern mittlerweile einen eigens dafür benannten Tag, denn heute bekochen die wenigsten Mütter noch jeden Mittag ihre Lieben höchstpersönlich. Und autonomes Kochen hat selbst der Thermomix nicht im Programm.
Einblicke für Vertreter der Stadt
So luden zum „Tag der Schulverpflegung“ die Elternvertreter des Arbeitskreises Schulessen an der Jakob Gretser-Grundschule am Donnerstag einmal die "Großen" von der Stadtverwaltung ein, um einen geschmacklichen Einblick darin zu geben, was die Kleinen in der Schule zu Mittag essen. Lilly stochert etwas lustlos in ihrem Erbsenreis. „Die Klopse mag ich aber sehr gerne“, sagt die Zweitklässlerin. Was sie sonst noch so möge am Schulessen? „Och, eigentlich das Meiste“, überlegt sie. „Bloß die Pilze nicht. Und auch nicht die Bohnen!“, die seien eklig. Und dann seien da noch die viel zu weich gekochten Möhren.

Arbeitskreis Schulessen will aufs Thema aufmerksam machen
Blickt man auf manchen Teller, der fast unangerührt in den Geschirrständer geschoben wird, scheint es, in Markdorfs Grundschule gebe es Nachbesserungsbedarf beim Schulessen. „Mit der Einladung an die Stadtverwaltung wollen wir heute auf dieses Thema aufmerksam machen“, sagt Maria Sachsenweger, eine der sechs engagierten Mütter beim Arbeitskreis Schulessen. „So kann jeder selber mal probieren und sich ein Bild machen“, betont sie. Ihre Tochter esse regelmäßig in der Schule, „und bald will ich selbst wieder in den Beruf einsteigen“, blickt sie auf ihr Baby im Tragetuch.

Die wenigsten Mütter kochen mittags zuhause
„Die wenigsten Mütter kochen heute noch mittags zuhause“, weiß auch Christina Lipinski, selbst Mutter und berufstätig. Da sei es natürlich wunderbar, dass es längst Ganztagsschulen gibt. „Allerdings sind wir im Arbeitskreis bestrebt, die Essensqualität zu verbessern“, das sei ihr Anliegen. „Wir haben auch schon mit der Spitalküche Gespräche geführt, wo sich was recht einfach verbessern ließe“, bezieht sie sich auf die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Diese Standards seien nur Empfehlungen. Saisonal, regional, wenig Zucker, weniger Salz seien Faktoren, die der Arbeitskreis anspricht und wo es nachzujustieren gilt. „Ziel ist es, das Schulessen so attraktiv zu machen, dass auch Lehrer oder Eltern gerne mal mitessen und sich zu den Kindern an die Tische setzen.“ Das sei in ihren Augen für eine Esskultur, vor allem aber für die Tischgemeinschaft enorm wichtig.

Nicht viel Qualitäts-Spielraum beim Preis von 3,80 Euro
„Bei einem Preis von 3,80 Euro ist da natürlich nicht viel Spielraum“, sagt Schulleiter Andreas Geiger mit der Frage im Blick: Wie viel sind Eltern bereit, für ein Schulessen zu bezahlen? Der Bundesdurchschnitt pro Essen liege bei 3,50 Euro, so Geiger. Gesündere und bessere Angebote seien einer Studie der DGE zufolge mit wenig Mehrkosten machbar, betont er. Bei Centbeträgen im einstelligen Bereich pro Essen ließe sich die Qualität bereits deutlich steigern.
Die Teller von Klaus Schiele und Georg Riedmann sind mittlerweile leergegessen. Auch vom Nachtisch ist nichts mehr übrig! Es scheint den Herren also gemundet zu haben. „Auch wenn ich das jetzt sagen muss, ich hätt's auch so gesagt: Es war ganz gut“, gesteht Schiele. Note 2-3 also.

Das Essen an der Jakob Gretser-Grundschule
Gekocht wird das Essen jeden Morgen in der Spitalküche des Spitalfonds. Neben dem Betreuten Wohnen und dem Altersheim beliefert die Spitalküche auch die Sozialstation mit dem Service „Essen auf Rädern“ sowie die Grundschule und den Kindergarten in Leimbach und Hepbach. Insgesamt werden täglich zwischen 370 und 450 Essen gekocht, wovon tagesabhängig bis zu 260 Essen an die Schulen und Kindergärten geliefert werden. Zwei Köche, eine Küchen- und eine Spülhilfe stellen das Küchenteam. Mit einem weiteren Koch ab Dezember soll nun in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis „Schulessen“ an der Jakob Gretser-Schule und der Stadtverwaltung als Spitalfonds-Eigner versucht werden, die Qualität des Essens noch weiter zu steigern.