Bereits bei der Bürgerfrageviertelstunde zeichnete sich in der Gemeinderatssitzung ab, welches das bestimmende Thema des Abends sein wird. Viele Eltern waren gekommen, um die Diskussion über die Änderung der Betreuungsform an der Jakob-Gretser-Grundschule zu verfolgen. Über das Modell haben wir in der gestrigen Ausgabe ausführlich berichtet. Die beiden Betreuungsformen – Hort und Ganztagesbetreuung – sollen zu einem Angebot zusammengeführt werden. So wurde der Sitzungsbeginn direkt genutzt, um Fragen an das Gremium zu stellen: "Welche Indikatoren sehen Sie vor, um Qualität zu messen", "Mit welchem Personal lässt sich dies stemmen", "Strebt die Verwaltung eine Ganztagesschule verpflichtend für alle an", "Wie ist die weiterhin geplante Flexibilität zu gewährleisten" und "Wie sieht es mit dem räumlichen Konzept aus". Bürgermeister Georg Riedmann verwies auf den entsprechenden späteren Tagesordnungspunkt und sagte: "Wir streben ein Angebot an, dass für die Eltern ein gutes Angebot ist."

Deutlich wurde anhand Fragen der Eltern, dass sie sich vorallem Gedanken um die Qualität des Angebotes machen. Bürgermeister Riedmann skizzierte, dass sich in den insgesamt sechs Treffen einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Elternvertretung, Schule, Kinderhaus Alte Schule und Verwaltung, herausgestellt hatte, dass die Eltern ihre Flexibiltät nicht aufgeben möchten und sich die Verwaltung daher entschlossen habe, die komplette Trennung zwischen Ganztag und Hort aufzugeben und die Betreuung zusammenzuführen. An der Grundschule wird die Ganztagesbetreuung von 8 Uhr bis 16 Uhr angeboten. Das sind acht Zeitstunden, der Erlass des Landes Baden-Württemberg sieht allerdings nur sieben Zeitstunden vor. "Das ist auch eine Erklärung, warum die Lehrerstunden nicht ausgereicht haben", so Riedmann. Die Verwaltung schlug nun vor, die schulische kostenlose Ganztagesbetreuung um eine Stunde auf 15 Uhr zu verkürzen. Alle weiteren Betreuungsangebote darüber hinaus – bis 16 Uhr oder bis 17.15 Uhr – sind dann wiederum kostenpflichtig und werden von der Stadt gestellt. Den Eltern wolle man die Wahlfreiheit lassen, ihr Kind an vier oder drei Nachmittagen anzumelden. An einem Nachmittag findet Regelunterricht statt.

Julie, Amelia, Helene, Lena, Kate, Marie und Maximilian (von links) nehmen an der Porzellan-AG teil – eine Angebot der ...
Julie, Amelia, Helene, Lena, Kate, Marie und Maximilian (von links) nehmen an der Porzellan-AG teil – eine Angebot der Ganztagesbetreuung am Montagnachmittag. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Riedmann erläuterte, dass es letztlich um den Zeitkorridor zwischen 13.30 Uhr und 15 Uhr gehe, in denen man keine Flexibilität anbieten könne. Hier soll es nach Vorschlag der Verwaltung weiterhin ein städtisches Angebot und ein Angebot der Schule geben. Diese Gruppe könne man inhaltlich zusammen führen, juristisch sei dies aber eine "heikle Geschichte". Bei den Gesprächen mit den Eltern habe Riedmann bemerkt, dass die Qualität im Hort geschätzt und im Ganztag vermisst werde. "Hier müssen wir nacharbeiten und eine konzeptionelle Ausarbeitung liefern", sagte der Bürgemeister. "Es ist wichtig, das Vertrauen zu gewinnen, dass der Ganztag auf hohem pädagogischen Niveau ist."

Schulleiter Andreas Geiger sprach über die unterschiedlichen komplexen Modelle an der Grundschule. Rund ein Viertel der Eltern schöpfe das eine Modell für ihre individuellen Möglichkeiten aus. Er wünscht sich, dass die flexiblen Angebote grundsätzlich kooperativ mit der umfassenden Betreuung zusammenwirken können, um an der Schule auch eine soziale Durchmischung zu haben. "Wir haben hier einen guten Gestaltungsraum", so Geiger. Er betonte, dass man nicht für jedes Elternpaar eine passende Lösung finden werde. Derzeit mache man sich an der Schule auch Gedanken den Hausaufgabenbereich umzustellen und mit Wochenaufgaben zu arbeiten.

Der Gemeinderat nahm den Bericht zur Kenntnis. Eine Entscheidung soll in der Sitzung am 3. oder 24. Juli erfolgen.

Stadträte wünschen Auflösung der Doppelstruktur

Christiane Oßwald von der Umweltgruppe kritisierte die Vorlage der Verwaltung. "Warum man jetzt zwischen 13.30 und 15 Uhr wieder mit der Doppelstruktur anfängt, verstehe ich nicht." In der neuen Raumplanung seien keine Räume mehr für den Hort vorgesehen. "Wir werden die hohe Qualität beibehalten, wir lösen ja nicht das Personal auf", so Oßwald. Auch für Uwe Achilles (SPD) entsprach die Sitzungsvorlage nicht den Vorstellungen der Fraktion. Ziel sei es gewesen, dass sich der Hort an der Grundschule auflöse. "Die Parallelstruktur muss weg", betonte auch Achilles, dem es nicht einleuchtend erschien, warum Schulleiter Andreas Geiger von einer "Annäherung" der beiden Betreuungsformen – Hort und Ganztagesbetrieb – sprach. "Es kann aber auch nicht sein, dass hier unterschiedliche Qualitäten seitens der Eltern wahrgenommen werden", so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Ein Statement wollte FW-Fraktionsvorsitzender Dietmar Bitzenhofer nicht abgeben, ihm waren zu viele neue Fakten hinzugekommen. Er sehe jedoch die klare Notwendigkeit der Ganztagesschule und schlug vor, eine verpflichtende Ganztagesschule einzuführen. Somit habe man eine Wählbarkeit, eine Planbarkeit und eine Verlässlichkeit für die kommenden Jahre.

Als "Bauchladen" bezeichnete CDU-Stadträtin Kerstin Mock die Betreuungsangebote an der Grundschule. Für die Eltern seien diese nicht zu verstehen. "Wir müssen das neu strukturieren", so die Meinung von Mock. Die CDU möchte die Doppelstruktur ebenfalls auflösen. Keine Notwendigkeit sieht Kerstin Mock für eine verpflichtende Ganztagesschule, das würden sich die Eltern nicht wünschen. Martina Koners-Kannegießer (CDU) vermisste die Ausgestaltung des Konzeptes. Aus der Vorlage gehe nicht hervor, wie die Betreuung genau gestaltet sein soll. "Wir müssen hier über klare Inhalte reden können", so Martina Koners-Kannegießer und beauftragte die Verwaltung, gemeinsam mit Schulamt und Elternvertreter ein Konzept zu erarbeiten.