Ein Jahr ist vergangen seit der Übergabe der Unterschriften für den Fortbestand des Wirtshauses am Gehrenberg an Bürgermeister Georg Riedmann im Markdorfer Rathaus. 5373 Unterschriften hatte die Aktion "Pro Gehrenberg" um Claudius Beck und Tom Wagener am 6. Juli 2015 im Beisein von Wirtshaus-Besitzer Albert Weber an Riedmann übergeben. Man hatte damals Argumente und Sichtweisen ausgetauscht, die Fronten waren aber relativ verhärtet geblieben. Während die "Pro Gehrenberg"-Akteure von Weber die Rücknahme seiner Pachtvertrags-Kündigung mit dem Pächterehepaar Frank Schirl und Alexandra Berchtold auf den 31. Juli 2020 forderten, pochte der Markdorfer Unternehmer auf sein Recht des eigenbestimmten Umgangs mit seinem Besitz. Immerhin stellte Weber damals schon in Aussicht, dass er sich gegebenenfalls auch einen Wirtshaus-Bestand bis 2030 vorstellen könne – dem Wunsch der Pächter entsprechend.

An diesem status quo habe sich innerhalb dieses Jahres nichts geändert, sagt Albert Weber. Abgesehen davon ruhe das Thema seither. "Und dies ist auch von allen Seiten so gewollt", so Weber. Für ihn wie auch für das Rathaus hätten die Verhandlungen um den Verkauf des Bischofschlosses an die Stadt in den zurückliegenden Monaten absolute Priorität gehabt. Zudem dränge in Sachen Wirtshaus und Theaterstadel nicht die Zeit, es müsse keine Entscheidung getroffen werden. "Wir hatten bereits vor einem Jahr ein Zeitfenster angegeben, wie es aussehen könnte mit einer möglichen Verlängerung", sagt Weber. "Das ist auch jetzt der Stand der Dinge."

Sollte es Gespräche gegeben haben zum Thema Wirthaus-Fortbestand, so waren die Wirtshaus-Unterstützer darin nicht eingebunden. Dies bestätigen Wagener und Beck unisono auf Nachfrage. Bei dem Rathaus-Termin im vergangenen Juli war noch angedacht gewesen, dass sich alle Parteien zu einem späteren Zeitpunkt nochmals für interne Gespräche treffen könnten. Dazu ist es aber – noch – nicht gekommen. Seit der Übergabe der Unterschriften herrsche "Funkstille", so Wagener.

Ähnlich äußert sich Beck, in Salem wohnhafter Ex-Markdorfer und Kulturamtsleiter der Stadt Rheinfelden: "Von unserer Seite gibt es nicht viel zu berichten, wir hängen im Wartestand." Auch die Gruppe selbst habe sich zuletzt nicht mehr regelmäßig getroffen. Demnächst werde er seine Mitakteure aber wieder zu einem gemeinsamen Austausch einladen. Die vage 15-Jahres-Perspektive wertet Beck als positives Zeichen: "Wir haben mit unserer Aktion ja schon einiges erreicht, aber halt noch nichts amtliches."

Darum geht es bei der Diskussion um die Zukunft des Wirtshauses

  • Die Vorgeschichte: Wirtshaus-Besitzer Albert Weber hatte im Dezember 2014 den Pachtvertrag für das Wirtshaus auf den 31. Juli 2020 gekündigt. Vorangegangen war die Ablehnung des Bebauungsplanverfahrens Lichtenberg III durch den Gemeinderat, die das Aus für Webers Baupläne südlich unterhalb des Wirtshauses bedeutete.
    Weber hatte argumentiert, mit der von ihm gewünschten Wohnbebauung unterhalb des Wirtshauses hätte er das Wirtshaus-Grundstück von einer Bebauung freihalten und den Bestand des Betriebes festschreiben können. Weber könnte nach dem so genannten §34 auf dem Wirtshaus-Grundstück bauen, weil es dort keinen Bebauungsplan gibt. Er müsste sich nur nach der Umgebungsbebauung richten. Direkt nebenan hat inzwischen ein privater Bauherr nach §34 eine mehrgeschossige Wohnbebauung errichtet. Weber reklamiert für seine Person den Grundsatz der Gleichbehandlung.
  • Die Aktion "Pro Gehrenberg": Bereits Anfang 2015 hatte sich um den Markdorfer Musiker Tom Wagener und den Ex-Markdorfer und heutigen Rheinfelder Kulturamtsleiter Claudius Beck eine Unterstützergruppe gebildet, die auch auf Facebook aktiv ist. Sie hatte 5373 Unterschriften für den Erhalt des Wirtshauses gesammelt. (gup)