Mitarbeiter des Landratsamts haben vergangene Woche die Hinweisschilder montiert. Tags drauf brachten Angestellte eines rheinland-pfälzischen Unternehmens die blau-weißen Folien auf den Asphalt, die die drei Abschnitte der neu eingerichteten Fahrradstraße zwischen L 205 beziehungsweise Hauptstraße im Westen Markdorfs und der Daimlerstraße im Osten der Stadt ausweisen. Damit ist nun Realität geworden, was die Verwaltung vor knapp vier Jahren beschlossen hat: Auf der Achse Grivitenstraße, Hahnstraße, Eugenienstraße und Schießstattweg sollten Velo-Fahrer die Stadt rascher, vor allem aber sicherer durchqueren können.

Mitarbeiter des Kreises haben jüngst die Schilder für die neue Fahrradstraße montiert.
Mitarbeiter des Kreises haben jüngst die Schilder für die neue Fahrradstraße montiert. | Bild: Jörg Büsche
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Parkflächen noch nicht in Stein gemeißelt

Aufgehängt wurden indes noch weitere Schilder: Für Auto- und Motorradfahrer gilt, dass die drei Fahrradstraßen-Abschnitte – genauer: die drei eigenständigen Fahrradstraßen – neuerdings zu Zonen mit eingeschränktem Halteverbot geworden sind. Und eigens für die Anwohner von Griviten-, Hahn-, Eugenienstraße und Schießstattweg wurden besondere Parkierungsflächen eingezeichnet.

„Sollte es sich herausstellen, dass es zu wenige Parkflächen sind, können wir noch nachbessern“, erklärt Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess. Ohnehin befinde man sich im Moment in einer Eingewöhnungsphase: „Wir müssen abwarten wie sich die Fahrradstraße etabliert.“

Ein Ziel der Fahrradstraße ist es, den Fahrradverkehr von der Bundesstraße fortzunehmen.
Ein Ziel der Fahrradstraße ist es, den Fahrradverkehr von der Bundesstraße fortzunehmen. | Bild: Jörg Büsche

Nun sicherer als vorher

„Die Strecke fahre ich jeden Tag“ erklärt Ingrid Strobel. Sie arbeitet im Gewerbegebiet. Wie bei etlichen der befragten Fahrradfahrerin war das auch schon so, bevor die Fahrradstraßen-Schilder angebracht wurden. Doch nun, mit der blau-weißen Markierung fühle sie sich sicherer – zumal auch die Zahl der parkenden Autos zurückgegangen sei. „Als Radfahrer weiß man ja nie, ob der Wagen nicht doch plötzlich losfährt.“

Ingrid Strobel begrüßt, dass es in der neuen Fahrradstraße weniger ruhenden Verkehr und weniger parkende Autos gibt.
Ingrid Strobel begrüßt, dass es in der neuen Fahrradstraße weniger ruhenden Verkehr und weniger parkende Autos gibt. | Bild: Jörg Büsche
Berufspendler Jegan Balaji Thenmalaiyandi freut sich über das entspanntere Fahren auf der Fahrradstraße.
Berufspendler Jegan Balaji Thenmalaiyandi freut sich über das entspanntere Fahren auf der Fahrradstraße. | Bild: Jörg Büsche

Auch Jegan Balaji Thenmalaiyandi kommt gerade von der Arbeit. Ihm gefällt, dass es nun deutlich entspannter zugeht. „Es gibt weniger Autoverkehr“, beobachtet er. Ein anderer Pendler, der die Grivitenstraße-Schießstattweg-Strecke gleichfalls täglich nutzt, der jedoch seinen Namen nicht nennen mag, bedauert, dass er als Nicht-Anlieger die Fahrradstraße nun nicht mehr befahren darf. „Bei den täglichen Staus auf der Bundesstraße bringt das jetzt Probleme.“

Auch Frieder Wauer ist Berufspendler. Der 63-Jährige wohnt in Pfullendorf und legt die Strecke zu seiner Arbeitsstelle in Markdorf per Rad zurück. „Einfach optimal“, sagt er zur Fahrradstraße. Sein Eindruck: Die Autofahrer nehmen neuerdings etwas mehr Rücksicht.

Pendler Frieder Wauer aus Pfullendorf findet die Markdorfer Fahrradstraße „einfach optimal“.
Pendler Frieder Wauer aus Pfullendorf findet die Markdorfer Fahrradstraße „einfach optimal“. | Bild: Jörg Büsche

Wie ist die Regel?

Tagsüber sei sie kaum zu Hause, erklärt Stefanie Waldenmaier, die in der Grivitenstraße wohnt. Sie vermutet aber, dass der Autoverkehr ab- und der Fahrradverkehr vor ihrer Haustüre zugenommen habe. „Mir ist aber noch unklar, was sie neue Anliegerverkehrsregelung für mich bedeutet – darf ich alle Teilstrecken nutzen oder nur die, an der ich wohne?“

Anwohnerin Stefanie Waldenmaier ist sich noch nicht ganz klar, wie sie nun fahren muss.
Anwohnerin Stefanie Waldenmaier ist sich noch nicht ganz klar, wie sie nun fahren muss. | Bild: Jörg Büsche

Die Antwort aus dem Ordnungsamt ist eindeutig. „Da es sich um drei eigenständige Fahrradstraßen handelt, gilt die Anliegerregelung nur für die Straße, an der der Autofahrer wohnt.“ Und Jürgen Hess fügt hinzu: „Wie die Polizei kontrolliert, ist mir nicht bekannt, wir von der Stadt werden mit Kontrollen aber erst nach den Sommerferien beginnen.“

Rüde Radler und weniger Chaos

Olaf Ehinger, Anwohner in der Hahnstraße, würde sich auch eine Kontrolle der Radfahrer wünschen. „Für einige scheinen die Verkehrsregeln gar nicht zu gelten.“ Insbesondere die Rücksicht auf Kinder vermisst Ehinger. Und es fehle aus seiner Sicht an Parkmöglichkeiten für Besucher. So seien Senioren jetzt gezwungen, ihren Wagen woanders abzustellen – etwa auf dem Parkplatz am Bahnhof. Schade findet Olaf Ehinger auch: „Dass uns niemand, gefragt hat, ob wir die Fahrradstraße wollen.“

Anwohner Olaf Ehinger wünscht sich mehr Rücksicht seitens mancher Radfahrer.
Anwohner Olaf Ehinger wünscht sich mehr Rücksicht seitens mancher Radfahrer. | Bild: Jörg Büsche
Steinmetzmeister Christoph Wohlrab beobachtet immer noch viel Autoverkehr vor seiner Werkstatt im Schießstattweg.
Steinmetzmeister Christoph Wohlrab beobachtet immer noch viel Autoverkehr vor seiner Werkstatt im Schießstattweg. | Bild: Jörg Büsche

Die Zahl der durchfahrenden Fahrzeuge vor seinem Betriebsgelände im Schießstattweg habe noch nicht wirklich abgenommen, findet Steinmetzmeister Christoph Wohlrab. Doch seit der Schießstattweg vor zwei Jahren Einbahnstraße wurde, freut sich Wohlrab über „weniger Chaos“.

Wie sich die Verkehrszahlen auf Markdorfs Straßen weiter entwickeln, das will die Stadt noch durch eine Verkehrszählung klären, kündigt Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess an.