Markdorf bekommt eine neue Rettungswache an der Keltenschanze. Mit ihrem Bau soll im nächsten Jahr begonnen werden. Das sind die Pläne der DRK Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben gGmbH, die deren Geschäftsführer Volker Geier dem Markdorfer Gemeinderat vorgestellt hat. Die neue Wache soll im Gewerbegebiet Riedwiesen IV entstehen, wo der DRK-Rettungsdienst ein rund 1500 Quadratmeter großes Grundstück erwerben kann, nachdem der Rat sich zu dessen Verkauf entschied. Das Votum war nicht ungeteilt. Zwei Stadträte enthielten sich. Und es hatte davor etliche kritische Anmerkungen und Rückfragen gegeben.
In jeder Hinsicht in die Jahre gekommen
Gänzlich unhinterfragt blieb, was Volker Geier über die bestehende Rettungswache in der Gehrenbergstraße gesagt hatte. Das Gebäude aus den 1980er-Jahren genüge längst nicht mehr den Anforderungen an eine moderne Rettungswache. „Es geht dort entschieden zu eng zu“, erklärte Geier. Das betreffe den Aufenthaltsbereich für die Einsatzkräfte ebenso wie die Garagen, wo das Be- und Entladen der beiden Fahrzeuge erheblich erschwert werde. Und was die Arbeitsstättenverordnung etwa im Hinblick auf Erholungs- und Sanitärbereiche fordert, sei in der Gehrenbergstraße 7 nur sehr unzureichend vorhanden.

„Den Versuch zu unternehmen, das Gebäude zu ertüchtigen, ist nicht sinnvoll“, erklärte der Rettungsdienst-Geschäftsführer. Hinzu komme, dass die Rettungswache mitten in der Stadt liege. Das verzögere die jährlich rund 2100 Einsätze der Rettungswagen und die weiteren 1100 Einsätze des Notarztfahrzeugs im Durchschnitt um je eine halbe Minute.
Die Einsatzzahlen werden steigen
Volker Geier erklärte, es sei auch mit einer Zunahme der Einsätze zu rechnen. „Die Baby-Boomer-Jahrgänge werden immer mehr zu unserer Zielgruppe – da müssen wir uns auf Kapazitätsprobleme einstellen.“ Überdies stünden gründliche Veränderungen in der Krankenhauslandschaft an. Mit zunehmender Spezialisierung in wenigeren Kliniken heiße es, „sich auf weitere Strecken und damit auch längere Fahrzeiten einzustellen“. Geier erklärte, dass es für den Neubau in Markdorf noch eine Fördermittelzusage gebe, obgleich die landesweiten Planungen ansonsten bereits bremsen.
Räte monieren späte Information
Rolf Haas (FDP) machte den Auftakt in der Diskussionsrunde. „Mir leuchtet ein, dass die rettungsdienstliche Grundversorgung Vorrang genießt.“ Gleichwohl schmerze ihn, dass das Grundstück im Gewerbegebiet nicht an ein Industrie-Unternehmen veräußert werde. Bürgermeister Georg Riedmann erklärte, man habe sich – schweren Herzens – dazu entscheiden müssen, da nach eingehender Prüfung kein anderes Grundstück gefunden wurde. Dietmar Bitzenhofer, Fraktionssprecher der Freien Wähler, sagte: „Wäre es nicht sinnvoll, mit der neuen Rettungswache an die Feuerwehr anzudocken?“ Ihm schwebe am Azlenberg eine Art „Blaulichtzentrum“ mit direktem Anschluss an die Bundesstraße vor.

Bitzenhofer fragte nach möglichen Synergieeffekten – mit der Feuerwehr oder aber mit dem DRK-Ortsverein. Und er zeigte sich ebenso überrascht wie sein Vorredner Rolf Haas, dass der Rat erst jetzt über das Vorhaben informiert wurde, obwohl Verwaltung und Rettungsdienst bereits seit drei Jahren im Gespräch seien. Bedauerlich fand das auch Uwe Achilles. Der Fraktionssprecher der SPD monierte, erst vor wenigen Wochen von den Neubauplänen erfahren zu haben. Er vermisste Alternativen zum vorgeschlagenen Standort. „Ohne einen Plan B steht das Vorhaben jetzt als alternativlos da.“ Und der Rat sehe sich um die Gelegenheit zu Abwägungsprozessen gebracht. „Das finde ich schon ein bisschen schade bei einem so wichtigen Thema wie einer neuen Rettungswache“, erklärte Uwe Achilles.
Ein ganz normales Grundstücksgeschäft?
Man solle doch nicht „den Untergang des Rettungswesens in den Raum stellen“, äußerte sich Bürgermeister Georg Riedmann. Im Übrigen sei man mit der DRK Rettungsdienst Bodensee-Oberschwaben gGmbH verfahren wie mit jedem anderen Unternehmen auch. Das Projekt werde dem Rat vorgestellt, wenn es an der Zeit sei – und nicht schon lange davor, wenn noch die Verhandlungen laufen.
Alfons Viellieber (CDU) zeigte seinen Unmut über den Diskussionsverlauf. Ihm sei es vorgekommen, „als wurde da nach dem Haar in der Suppe gesucht.“ Er vertraue der Expertise der Planer ebenso wie dem Weitblick des Rettungsdienst-Managements. Den Argumenten Volker Geiers hatte zuvor auch Susanne Deiters Wälischmiller folgen können. Sie sprach für die Umweltgruppe.