Markdorf – Erwähnt wird die Alt-Markdorferin laut der Historischen Narrenzunft Markdorf bereits 1928 im Narrenbuch. So würde die Narrenfigur 2028 eigentlich ihr 100-jähriges Jubiläum feiern, doch die Alt-Markdorferin verschwand für viele Jahre aus der Fasnet. Der Grund: Bis Mitte der 1970er war die Figur durch die Damen der Trachtengruppe mit ihren goldenen Radhauben vertreten. Nach dem Beitritt der Trachten zum „Bund Heimat und Volksleben“ beschränken sich deren Auftritte auf weltliche und kirchliche Anlässe.

Erst 2000 – also vor 25 Jahren – kehrte sie zurück, weil sich einige Frauen ein Häs ohne Maske wünschen. Heute besteht die Gruppe aus rund 50 Frauen, die meisten waren davor als Kaujohle unterwegs – so wie Inge Schupp. „Ich habe mein Kaujohle-Häs dann an meine Tochter weitergegeben.“ Auch Doris Marbeiter und Andrea Brestovec haben vor einigen Jahren das Kaujohle-Häs gegen das Häs der Alt-Markdorferin eingetauscht.

In Anlehnung an eine alte Bürgertracht Ende des 19. Jahrhunderts trägt die Alt-Markdorferin eine Bluse, einen langen Rock und eine Pelerine oder Jacke in verschiedenen Farbkombinationen. Abgerundet wird das Kostüm durch Accessoires wie Federn-Hut, Taschenbeutel und Schirm.

„Ich hatte schon länger mit einem Wechsel geliebäugelt und als dann die Jacken neu gemacht wurden, wurde ich eine Alt-Markdorferin“, so Doris Marbeiter. Für Brillenträgerin Andrea Brestovec wurde die Brille unter der Kaujohle-Maske zum Problem. „Ich habe einfach nichts mehr gesehen.“ Besonders freut es die Alt-Markdorferinnen, dass sich die Mitglieder nicht über das Alter definieren. „Früher musste ein Mitglied mindestens 40 Jahre alt sein, das haben wir aber geändert“, berichtet Marbeiter. Die jüngste Alt-Markdorferin ist 18 Jahre. „Das freut uns natürlich sehr, dass sich auch junge Frauen für unser Häs und die Figur begeistern können.“ Die älteste Alt-Markdorferin ist 80 Jahre.

Von den rund 50 Alt-Markdorferinnen sind während der Fasnet ungefähr 30 aktiv unterwegs. „Leider können einige aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein“, erklärt Inge Schupp. Das bietet allerdings die Möglichkeit, die Häser der passiven Mitglieder an neue Interessierte zu verleihen. Denn das Häs, das von einer Näherin per Hand und in Maßarbeit gefertigt wird, ist teuer. Die Stoffe sind sehr hochwertig. Dazu noch Hut, ein Schirm (ebenfalls maßgefertigt) und Schuhe – laut Doris Marbeiter beläuft sich alles zusammen auf rund 1700 Euro. „Wir fühlen uns in der Kleidung sehr wohl. Es ist ein sehr feines, schickes Häs“, sagt Inge Schupp.

Alle drei Frauen genießen es, bei Umzügen nicht mehr anonym im Häs mit Maske unterwegs zu sein, sondern direkten Kontakt zu den Besuchern zu haben. „Gerade mit älteren Menschen zu agieren, macht sehr viel Freude“, sagt Andrea Brestovec.

Das Jubiläum feiert die drittgrößte Gruppe innerhalb der Historischen Narrenzunft nur im kleinen Rahmen. Am Tag des Narrenbaumstellens treffen sie sich zum Frühschoppen, die Familien sind ebenfalls eingeladen. Auch unterm Jahr kommen die Frauen zusammen, zum Grillfest, Ausflug, Hüttenaufenthalt, Versammlungen – und zum Kochen im Zunfthaus Obertor.