„Pubertät SUCHT Risiko“ lautete das Motto eines Informationsabends, zu dem die Landratsämter Bodenseekreis und Ravensburg und das Polizeipräsidium Ravensburg in die Aula des Bildungszentrums eingeladen hatten. An Eltern, Pädagogen und Fachkräfte richtete sich die Podiumsveranstaltung. Mit 200 Interessierten war die Aula komplett gefüllt, wie SÜDKURIER-Lokalchef Helmar Grupp, der den Abend moderierte, erfreut bemerkte. Das große Interesse erfreute auch Uwe Stürmer, den Leiter des Polizeipräsidiums Ravensburg, das zuständig für die Polizeiarbeit im Bodenseekreis sowie in den Landkreisen Ravensburg und Sigmaringen ist. Stürmer schaltete sich wiederholt ein, um zu erläutern, was seine Kollegen im Kampf gegen den Konsum von Drogen bei Jugendlichen unternehmen können.

„Warum wird nicht konsequent durchgegriffen?“, brachte es ein Vater aus dem Publikum während der abschließenden Diskussionsrunde auf den Punkt. Er und seine Frau wähnten sich in der heilen Welt einer Bodenseegemeinde in überschaubarer Größe und dann müsse man erfahren, „dass die Drogenhändler ihre Ware auf dem Schulhof anbieten“. Die Frage beschäftigte weitere Eltern im Publikum. „Ist die Schule ein Risikofaktor?“ fragte ein anderer Vater.

Stürmer verwies auf die Mühen der Polizeiarbeit. Hörensagen reiche nicht: „Wir brauchen Zeugen.“ Untätig sei die Polizei aber nicht. Ihr Vorgehen gegen den jugendlichen Drogenkonsum erschöpfe sich keineswegs mit der Prävention an den Schulen, die sich an Klassen und Eltern wendet und die Achim Kuzinski vom Referat Prävention des Präsidiums zuvor ausführlich dargestellt hatte. „Meine Kollegen tun nichts lieber, als Drogendealer festnehmen“, erklärte Stürmer. Zu rechtssicherem Vorgehen verpflichtet, konzentriere man sich auf das Trockenlegen von Strukturen, aufs Verfolgen der Großhändler. Bei den Kleinen verhalte es sich„wie bei der Hydra“, verglich es der Polizeipräsident mit der Fabelgestalt: „Nehmen wir einen fest, rückt ein anderer nach.“ Alleine könnten die Strafverfolgungsbehörden das Suchtproblem nicht lösen.

Welch wichtige Rolle das Elternhaus spielt beim Kampf gegen den Drogenmissbrauch, das hatten Yvonne Tröster und Christian Sauter, Suchtberater für Jugendliche bei der Diakonie und der Caritas, zuvor geschildert. Im „Gefühls-Chaos der Pubertät“, in der Phase, da Körper und Geist Achterbahn fahren, scheinen Jugendliche kaum ansprechbar, skizzierte Tröster die so typische Situation vieler Familien. Alle Wegweisungen der Eltern gehen ins Leere. Gesucht werde Orientierung stattdessen im Freundeskreis. Neugier, Ausprobieren anderer Rollen, das Testen von Alkohol, Zigaretten, aber auch von Cannabis gehöre quasi dazu.

„Geben Sie nicht auf!“, ermutigte Tröster die anwesenden Mütter und Väter, „zeigen Sie Interesse an Ihren Kindern, suchen Sie das Gespräch mit ihnen.“ Und ebenso wichtig: „Vertreten sie ihren Standpunkt!“ Herumlavieren, falsches Entgegenkommen seien die falsche Haltung, ebenso das kumpelhafte Mittrinken oder Mitrauchen, im Irrglauben, man behalte dabei die elterliche Kontrolle.

Die sozialen Probleme beschrieben zwei ehemalige Betroffene: Etwa die Abwärtsspirale, in die die Beschaffungskriminalität führt. Andere Gefahren hatte zuvor Ulrike Amann beschrieben. Die Psychologin am ZfP Weißenau wies auf die gesundheitlichen Risiken hin, die der Cannabis-Konsum für die sich noch in der Entwicklung befindenden Gehirne junger Menschen birgt.

Wertvolle Tipps für die Eltern gab Beratungslehrerin Inke Bierfreund-Busse, die das Präventionsprojekt „stark.stärker.Wir“ des Regierungspräsidiums vorstellte. Diese Kampagne informiert sowohl Eltern, ebenso wie sie die eigene Lehrerfortbildung zum Thema Jugend und Suchtgefahren vorantreibt. Eindringlich riet Bierfreund-Busse dazu, bei Sorgen oder einem Verdacht sofort die Helferkreise zu kontaktieren. Dann kompetent zu beraten, sei auch ihre Aufgabe und die ihrer Kollegen.