Markdorf Ihr Besuch in Huancaray sei ein außergewöhnliches Erlebnis gewesen. Petra und Markus Holstein sprechen von einer ganz besonderen Erfahrung. Überrascht habe sie unter anderem die Fülle der Gottesdienste. „Wir waren ja in der Karwoche dort – und da haben an jedem Tag Gottesdienste stattgefunden“, erklärt Markus Holstein. Von noch etwas zeigt er sich beeindruckt, „von den vielen menschlichen Begegnungen in Huancaray“.

Nach Huancaray, seit 36 Jahren die Partnergemeinde der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus, hatte es in der Karwoche zahlreiche Menschen aus dem Umland angezogen. Denn die Bewohner der zumeist nur sehr mühsam zu erreichenden Weiler und Dörfer des die Partnerstadt umgebenden Berglands hatten den beschwerlichen Weg auf sich genommen, um mitzufeiern. Und nicht wenige von ihnen waren außerdem gekommen, um die Gäste aus Markdorf zu begrüßen. Außer dem Ehepaar Holstein hatten auch Regina und Manfred Lorenz die Reise nach Peru unternommen. „Natürlich auf eigene Kosten“, erläutert Manfred Lorenz das von Anfang an für den Markdorfer Peru-Kreis Selbstverständliche. „Das Geld, das die Leute hier für unsere Projekte in Huancaray spenden, das soll auch in ganzer Höhe ankommen, eins zu eins.“

Den langen Flug, die Strapazen der letzten Strecke hinauf in die Anden nehmen Mitglieder der Peru-Gruppe alle paar Jahre auf sich. „Wir wollen mit eigenen Augen sehen, wie sich unsere Projekte entwickeln“, so Manfred Lorenz. Nicht, dass sie misstrauisch wären. Den Köchinnen für die Senioren-Speisung dürfen sie ebenso vertrauen wie den beiden „Wasserbau-Ingenieuren“, die sich bei jedem Vorhaben ums Material, um die personelle Unterstützung durch die ans Frischwasser anzuschließenden Dörfer, vor allem aber um die eigentliche Leitungsverlegung sowie den Bau von Reservoirs kümmern. Nein, es gehe um Veränderungen und um die dadurch notwendig werdenden Entscheidungen, fährt Lorenz fort. Als Beispiel führt er die Schulspeisung an. Die Peru-Gruppe habe diese lange Zeit finanziert, damit Kinder aus entlegenen Bergdörfern nach langem Anmarsch etwas zu essen bekommen. Seitdem in Huancaray die öffentliche Hand Geld fürs Schüleressen gibt, „können wir mit unseren Spendengeldern Mahlzeiten für Senioren finanzieren“. Für alte Menschen, die – oftmals ohne Familienanschluss – auf Hilfe angewiesen seien. Wobei, so erklärt Regina Lorenz, unterdessen immer mehr Menschen aus Huancaray und Umgebung sich fürs Bleiben entscheiden, statt die Landflucht in die Großstädte anzutreten.

Und dann sei da auch noch ein weiterer Begegnungsaspekt – neben dem organisatorischen Austausch auf der Arbeitsebene, betont Lorenz: die spirituelle Begegnung. Es gebe eine tiefe Religiosität, erklärt Petra Holstein. „Anders als bei uns hält die große Mehrheit der Bevölkerung immer noch an ihrem Glauben fest“, merkt Manfred Lorenz an. Überaus eindrucksvoll sei die Art, wie die Peruaner feiern. Während der Karwoche hatten die Gäste aus Deutschland reichlich Gelegenheit, dies zu beobachten: „Während der Semana Santa, der Heiligen Woche vor Ostern, gibt es feierliche Prozessionen – mit üppig geschmückten Figuren“, berichtet Regina Lorenz.

Es mehren sich die Anzeichen für einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung. Zu dem vielleicht auch die Spenden aus der Partnerstadt beigetragen haben. „Mit unseren Wasserprojekten müssen wir aber weitermachen“, erklärt Manfred Lorenz. In Cruz pata sei die jüngste etwa fünf Kilometer lange Leitung gerade eingeweiht worden. Drei neue Projekte stünden indes schon bevor. Sorgen bereitet dem Peru-Kreis unterdessen das Dorf Tanquihua, das dringend umgesiedelt werden muss. Aufgrund heftiger Regenfälle besteht dort große Erdrutschgefahr.