Markdorf „Absteigen oder schneller fahren.“ Das war die Wahl, vor die Nicola Benz den Fahrradfahrer gestellt hat, der sich am Donnerstagmorgen die Gehrenbergstraße hocharbeitet. Er schaute recht irritiert und erkundigt sich nach dem Grund. „Weil hier gleich die Prozession lang kommt“, erklärt Nicola Benz. Neben Maria Stump und Jutta Schönfelder steht sie als Ordnerin an der Einmündung zur Spitalstraße.
Die drei Frauen tragen signalgelbe Warnwesten – und achten darauf, dass

der feierliche Zug der Gläubigen ungestört durch die Stadt kommt – von der Kirchgasse über die Ulrichstraße, über den Stadtgraben, über die Gehrenberg- in die Spitalstraße, wo gegenüber vom ehemaligen Kloster vor dem Anwesen der Familie Scherzinger die erste Station steht, ein üppig geschmückter Altar. Von dort geht es die durch Auen zurück zur Kirche beziehungsweise auf den Marktplatz, wo ein weiterer Altar als zweite Station aufgebaut ist.

Die Spitze macht eine Gruppe das Kreuz- und die Kerzen tragende Ministranten. Ihnen folgt die Markdorfer Trachtgruppe, dann die Musiker der Stadtkapelle. Dann kommen sieben Kommunionskindern – unmittelbar vor dem Himmel – jenem Baldachin, den vier Männer an langen Stangen tragen. Und unter dem Pfarrer Ulrich Hund die reich verzierte Monstranz hält, das Allerheiligste, die konsekrierte, die geweihte Oblate. Welche alle sehen sollen, die dem Prozessionszug begegnen, dessen Ende der Kirchenchor sowie Vertreter der Gemeinde bilden.
Der Radfahrer hat sich gegen das Absteigen und Schauen entschieden und stattdessen heftig in die Pedalen getreten. Immerhin zeigte er dabei ein freundliches Lächeln. Was bei manchem Autofahrer nicht der Fall sei, erklären die drei Damen vom freiwilligen Prozessionsordnungsdienst.
„Der Weg ist in diesem Jahr das Motto“, sagt Hildegard Walk, während sie eine Spitzenborte auf der Decke des Altars an den Grünanlagen des Marktplatzes anbringt. Sie schmückt hier schon seit einigen Jahren. An diesem Morgen seit 5.30 Uhr. Zu tun gibt es noch viel, bis die Station fertig ist. In der St.-Nikolaus-Kirche hingegen ist der Gang zwischen den Bankreihen bereits mit Blumen ausgelegt.
Vor dem Portal müssten zum Teil noch Blüten nach Farben sortiert werden, bevor sie als Grundlage für Ornamente dienen. Oder für Schriftzüge wie „Der Weg ist das Ziel“. den Denis Elgün vor der Marktplatz-Station ausgelegt hat. Auf der Hauptstraße prangen ein großes rotes P und ein großes rotes X für PAX, für Frieden – sowie die Zahl 25 aus Blütenblättern. Davor stehen Sebastian Krittian und sein Sohn Benjamin und betrachten die Friedensbotschaft. Sie wirken irgendwie skeptisch.

Kaum zu Glaubendes und nicht Fassbares stehen im Zentrum der Predigt, die um die wundersame Brotvermehrung kreist. Fünf Broten und zwei Fische reichen für 5000 Menschen – und am Ende bleiben noch zwölf Körbe mit Broten übrig. Dies sei die Botschaft von Überfülle von Ganzheit, auch das Heilsversprechen, von dem Gläubigen auf ihrem Prozessionsweg künden möchten, erklärt Pfarrer Ulrich Hund an diesem Fronleichnamsdonnerstag.