„Fast wie Zahnweh, nur kürzer“, beantwortet Günther Neumann die Frage, wie die 8,9 Kilometer gewesen sind. „Oh, leck ...“, entfährt‘s just im Ziel seinem Mitläufer Christoph Gradl. Der Dritte im Bunde der kleinen Laufgemeinschaft aus der Gallusstraße, Martin Goes, wird schon konkreter: „Eigentlich wollte ich gar nicht mitlaufen“, sagt er lachend, das sei dem Gruppenzwang geschuldet. „Aber es war echt super!“

Dass der Lauf im Vorfeld freilich keinerlei Zahnschmerzen zu verursachen scheint, sondern vielmehr auch über die Region hinaus große Anziehungskraft hat, zeigen die trotz paralleler Veranstaltungen an diesem Wochenende vielen Anmeldungen. 75 Läufer und in Summe 31 Nordic- und Reaktiv-Walker nehmen an der 30. Auflage des Gehrenberglaufs teil.
Was sich außerdem zeigt: Die neu hinzugekommene rund sechs Kilometer lange Kurzstrecke scheint viele noch Unentschlossene zu locken. So etwa die Gruppe der Mittwochs-Walking-Gruppe aus dem Kauwald. „Das ist für uns gerade die richtige Distanz“, sagt Elvira Kneisler. Walken am Berg sei dann doch viel anspruchsvoller als auf der Ebene.

Zusammengefunden zur kleinen Runde haben sich auch andere Gruppen wie das Markdorfer Move Center mit dem Reactiv-Lauftreff vom Turnverein Markdorf sowie dem Sportverein Weildorf. Überhaupt ist es die Verbundenheit mit der Veranstaltung, die bei den Teilnehmern Identität zu stiften scheint.

„Das war für mich heute Morgen ein bewegender Moment, als ich den Schotterweg hier hochgefahren bin und alles wie früher war“, sagt auch Achim Linder, der nach fünfjähriger Pause die Laufveranstaltung in alter Manier erneut moderierte. Dass ein so verlässliches Team derart Großartiges leiste, sei schon etwas ganz Besonderes. „Man kommt morgens auf die Wiese, alles ist noch ruhig, aber es ist perfekt vorbereitet“, sagt Linder voller Hochachtung.
Mit der Ruhe war es natürlich bald vorbei. Und nach dem Warm-pp fiel pünktlich um 11 Uhr der Startschuss für den Hauptlauf. Gefolgt im Abstand von fünf beziehungsweise zehn Minuten gingen auch die Nordic- und Reactive-Walker auf die Strecke – die es in sich hatte, wie sich bald herausstellen sollte. Nach 34 Minuten und 31 Sekunden lief Andy Herrmann als Erster durchs Ziel – und wartete vergeblich auf seinen Laufpartner.
„Bis zum Turm waren wir fast beieinander“, sagt der Gewinner. Fünf Minuten später und nach dem Zieleinlauf von Daniel Schönenberger hinter Johannes Günzel dann des Rätsels Lösung: „Ein Schild war verdreht, ich bin falsch abgebogen“, erklärt Matthias Marth zerknirscht seinen Umweg von einem Kilometer und den Umstand, es mit einer Hundertstelsekunde Rückstand nicht aufs Treppchen geschafft zu haben.

Dass so etwas immer wieder mal passiert – sei es im Eifer des Gefechts oder mutwillig durch Passanten – ist ärgerlich, gleichwohl und im doppelten Wortsinn kein Beinbruch. „Wetter und Strecke waren perfekt“, zieht Andy Herrmann Bilanz.

Zum Glück und dank Neuausrichtung des Schildes durch geländekundige Läufer kamen alle unverletzt ins Ziel, manche sogar mit dem festen Vorsatz: „Nächstes Jahr wieder!“ Für Michael Heim von der Volksbank Überlingen ist der Lauf für 2025 also gesetzt.
Über den Jugend- und Kinderlauf berichten wir noch gesondert.