Schon als Schüler und Student baut Bruno Stotz auf dem Familienhof im kleineren Stil Kürbisse an und verkauft sie. Es war die Idee der Großeltern, erinnert sich seine Mutter Claudia. Heute führt der 31-Jährige selbst den Hof in Ittendorf – und hat seit seiner Übernahme an so einigen Stellschrauben gedreht.
Im Bodenseekreis ist der Stotz Hof mittlerweile bekannt. Sei es für die Erdbeeren, die der Hof im Frühjahr und Sommer verkauft oder für die Kürbisse im Herbst, die nun auch im großen Stil vertrieben werden. „Wir waren ein No-Name. Das hat sich inzwischen verändert“, sagt Mutter Claudia Stotz.
Diese Entwicklung bleibt auch der Fachwelt außerhalb des Markdorfer Umlands nicht verborgen. Bruno Stotz ist 2024 für einen Ceres Award als bester Junglandwirt und damit auch in der Gesamtwertung als Landwirt des Jahres nominiert.

Von Grund auf neu ausgerichtet
Bruno Stotz hat keine klassische landwirtschaftliche Ausbildung abgeschlossen. 2017 gibt der damals 24-Jährige seinen Job als Betriebswirt auf und übernimmt den Familienbetrieb. „Zu dem Zeitpunkt war es kein laufender Betrieb im engeren Sinne“, sagt Stotz. Der Hof ist damals noch auf Ackerbau und Milchviehhaltung ausgelegt.
Ganz neu etabliert Bruno Stotz dann den Anbau von Obst und Gemüse. Auf ungefähr 60 Hektar baut der Stotz Hof mittlerweile an. Direkt 2017 übernimmt er die Erdbeerfelder an der B33 am Ortsausgang von Ittendorf in Richtung Markdorf. Der Schwerpunkt liegt auch heute noch auf dem Vertrieb der Erdbeeren und Kürbisse.
In diesem Zuge baut er dann auch Stück für Stück die Vermarktung auf, sagt Stotz. Verkaufsstände bis nach Konstanz und Partnerschaften mit Supermärkten und Gastronomie gehören dazu. „Am Anfang hatten wir keine Mitarbeiter. Das kam dann über die Jahre.“ Und das war laut Bruno Stotz durchaus eine Herausforderung. Eine klassisch große Landwirtsfamilie sind sie nämlich nicht. Heute hat der Hof elf Vollzeitkräfte, dazu kommen Aushilfen und Saisonarbeitskräfte.

Auch mal etwas ausprobieren
Was Bruno Stotz nach seiner Übernahme neu etabliert ist jedoch nicht nur der Anbau neuer Produkte, sondern auch die Weiterverarbeitung direkt auf dem Hof. So produziert der Stotz Hof mittlerweile etwa seinen eigenen Apfel-Cider. Aber der ganz große Schritt in dieser Hinsicht ist der Umbau des Hofs, mit dem ein Hofladen mit Café und Restaurant entsteht.
Sein Ziel ist es, seinen Gästen die Landwirtschaft möglichst erlebbar zu machen, sagt Bruno Stotz: „Viele sind überrascht, wenn sie sehen, was mit der Landwirtschaft alles geht.“ Er will junge Menschen motivieren und zeigen, was man sich als Betrieb alles aufbauen kann. Daher ist auch sein Tipp an junge Landwirte, die sich etablieren wollen, über den Tellerrand hinauszuschauen: „Man sollte etwas suchen, womit man sich von den anderen abhebt.“

Landwirtschaft der Zukunft
Landwirtschaft möchte Bruno Stotz nicht nur über eigene Erdbeeren, Cider oder Kuchen erlebbar machen. „Wir wollen ein Betrieb sein, der für die Zukunft der Landwirtschaft steht“, sagt der 31-Jährige. Das sei einerseits über die Vielfalt der Produkte, die man gerade hier im Bodenseeraum anbauen kann. So zieht der Familienbetrieb heute sogar Artischocken selbst. Andererseits etabliert Stotz seinen Betrieb auch vermehrt als Veranstaltungshof.
Im Obergeschoss des Hofladens gibt es einen neuen Veranstaltungsraum für Feiern. Hauptthema in der Hinsicht ist für Bruno Stotz aber die 2022 eingeführte Feldtafel. Dort erhalten Gäste eine Hofführung und bekommen dann im Feld Speisen serviert. „Wir wollen aber kein Show-Hof sein, sondern dass immer die Produkte im Mittelpunkt stehen“, sagt Bruno Stotz. Mit neuen Projekten will er nie das alte, etablierte riskieren. Für die Zukunft gibt es noch die Idee, einen Rundweg durch den Hof zu bauen, „damit Gäste die Vielfalt an Kulturen aus nächster Nähe sehen können.“
Die Juroren des Ceres Awards waren Mitte Juli zum Betriebsbesuch auf dem Stotz Hof. Ob Bruno Stotz am Ende auch zum Landwirt des Jahres gekürt wird, entscheidet sich bei der Verleihung im Oktober in Berlin.