Es riecht süßlich und leicht faulig zwischen den Kirschbäumen auf dem Obsthof Knoblauch in Friedrichshafen-Berg. Über den feuchten Boden verteilt liegen Früchte, Fluginsekten machen sich über sie her. Auch an den Bäumen hängen noch Kirschen, dabei ist die Ernte vorbei.
Wegen des vielen Regens der vergangenen Wochen haben Hubert Knoblauch und sein Sohn Jonas auf ihrem Hof manche Kirschen hängen lassen. Das Problem besteht dort, wo die Kirschbäume nicht überdacht sind. „Wenn der Boden mit Wasser gesättigt ist, dann kommt das auch in die Frucht rein“, erklärt der Junior.
Die Kirschen werden vom Regen also weich, manche platzen. Sie sind dann, wenn überhaupt, noch für die Saftproduktion geeignet. Aber: „Das lohnt sich nicht“, sagt Hubert Knoblauch. Das Pflücken und Sortieren ist aufwändig. Aufwand bedeutet auf dem Hof durch den Lohn für die Mitarbeiter hohe Kosten und so geht bei manchen Kirschbäumen die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht auf.
Auch Äpfel sind betroffen
Der Anbau sei wirtschaftlich eigentlich nur noch unter einem Dach möglich, meint daher Hubert Knoblauch, denn Extremwetter nehmen zu. Die Kosten, die durch das Wetter entstehen, werden an einer anderen Stelle deutlich. An einem Abhang auf dem Hof haben die Knoblauchs aussortierte Früchte abgelegt, ein Kirschengrab sozusagen. „Da stecken sicher zwei-, dreitausend Euro Arbeitslohn drin“, sagt Hubert Knoblauch und blickt den Abhang hinab. Das Sortieren hat also viel Zeit in Anspruch genommen.
Die Arbeit reißt auch nicht ab. In wenigen Wochen geht es mit der Apfelernte los und auch hier macht sich das Wetter bemerkbar. Hubert Knoblauch läuft zu einem Apfelbaum auf dem Hof, er sucht nach Schorfpilz-Befall. „Ich bin froh, wenn ich nicht so schnell einen finde“, sagt er. Durch die viele Feuchtigkeit ist der Pilzdruck in diesem Jahr aber hoch, lange muss Knoblauch also nicht suchen. Er zeigt einen grünen Apfel, mit einem kleinen gelblich-braunen Fleck: Das ist der Schorf. Gesundheitlich sei er kein Problem, sagen die Landwirte, aber das Auge isst bekanntlich mit. Die Kunden wollen von Schorf befallene Äpfel also nicht kaufen.

Prozentual betrachtet seien gar nicht so viele Äpfel befallen, sagt der Senior. Aber selbst wenn es zwei oder drei Prozent wären, bereiten sie Probleme. Denn auch im Lager kann der Schorf vom einen Apfel auf den anderen überspringen, daher muss auch hier gut aussortiert werden. „Das bremst die Ernteleistung“, sagt Hubert Knoblauch. Es gibt aber einen „Stern am Himmel“, so der Landwirt. Eine neue Apfelsorte, die widerstandsfähig gegen den Schorfpilz ist und die die Knoblauchs anbauen. Sie heißt „Magic Star“. Bislang hätten sie bei den Äpfeln nur wenig spritzen müssen und dennoch keinen Schorf entdeckt.
Erdbeeren unterm Foliendach
In Markdorf-Reute baut auch Erich Pfleghaar Äpfel an. Er hat etwa die Sorte Topaz im Anbau, die mal gut gegen den Pilz gewappnet war, mittlerweile ist die Resistenz aber gebrochen. Auch hier muss also unter viel Aufwand gut sortiert werden. Aus einer anderen Perspektive betrachtet, findet Pfleghaar den Sommer allerdings gar nicht schlecht.
„Eigentlich haben wir ein Traumwetter“, meint er, die Natur würde von dem vielen Wasser profitieren. „Vor der Trockenheit habe ich mehr Angst, als vor dem Regen.“ Zudem sei Schorf nichts Neues, auch wenn es dieses Jahr besonders feucht ist. „Darum spritzen wir hier ja so oft“, sagt er.

Bei anderen Kulturen würde er am liebsten gar nicht spritzen, weshalb er schon lange auf den geschützten Anbau setzt, wie er dem SÜDKURIER erzählt. Der Landwirt steht in einem seiner Folientunnel, in dem er Erdbeeren anbaut. Starkregen und Hagel seien unter der Überdachung für ihn gar kein Problem. In dem Folientunnel wachsen noch zahlreiche saftig rote Früchte, bislang habe er kaum spritzen müssen, sagt er stolz. Auch Pfleghaar glaubt, dass diese Art des Anbaus, also überdacht, die Zukunft ist – aber die Überdachungen kosten Geld, erfordern also Investitionen.
Mehr Aufwand für Bio-Landwirte
Gar keine chemischen Pflanzenschutzmittel nutzt wiederum Frieder Hutt auf seinem Bio-Hof in Friedrichshafen. Er ist der ökologischen Landwirtschaft verschrieben, spritzt also nur mit den dafür zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, etwa Kupfer oder Schwefel. In einem feuchten Jahr wie diesem hat Hutt besonders viel Arbeit, für ein Gespräch mit dem SÜDKURIER hat er aktuell nur am Telefon Zeit. „Unsere Mittel sind nicht so persistent“, erklärt der Bio-Landwirt. Sie halten also nicht so lange. „Wenn es fünf Liter regnet, ist der Kupfer weggewaschen.“ Bio-Landwirte müssen also häufiger fahren und ihre Pflanzenschutzmittel ausbringen.

„Den Klimawandel spüren wir“, sagt er. Über den Bäumen brauche es daher Hagelnetze, man müsse auf robuste Sorten setzen – und eben auf den geschützten Anbau. „Das wird die Regel werden, weil wir nur über diesen Anbau gewährleisten können, dass wir eine sichere Ernte haben“, so Hutt.
Jetzt hofft er auf eine Trockenphase. „Wenn es nicht regnen würde, wären wir die glücklichsten Menschen“, sagt er. Wobei: Optimal wäre es, wenn es meistens trocken bleibt, vielleicht alle zwei Wochen mal regnet und die Temperaturen nicht zu hoch sind – da sind sich die Landwirte einig.