Herr Stärk, Sie sind jetzt vier Jahre Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen. Wie blicken Sie darauf zurück?
Patrick Stärk: Gut wäre untertrieben. Ich habe 20 Jahre sehr eng Johannes Moser als Bürgermeister begleiten dürfen und wusste ein Stück weit, worauf ich mich einlassen würde. Dass mir die Aufgabe hier aber so viel Freude bereitet, das hätte ich nicht in den kühnsten Träumen erwartet. Mein Vorgänger Hans-Peter Lehmann hat mir aber auch die Gemeinde in einem tollen Zustand übergeben, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Ich bin sehr zufrieden und überaus glücklich, auch wenn der Start nicht einfach war.
Sie sprechen es an: Sie hatten einen schwierigen Start mit dem Starkregenereignis 2021. Konnten Sie positive Lehren aus dieser Herausforderung ziehen?
Stärk: Der 8. Juli 2021 war heftig. 105 Liter Regen in zwölf Stunden. Vorneweg: Der Abnabelungsprozess von Engen war für mich sehr schwer. Er war mit diesem Unwetter aber unweigerlich vollzogen. Ich war fünf Wochen hier im Amt, dann kam diese Herausforderung.
Ich hatte keine Zeit, um in einem Handbuch zu blättern, sondern musste handeln und schauen, dass die größtmöglichen Bedrohungen gemeinsam mit der Feuerwehr abgewendet werden konnten.
Meine Aufgabe hinterher war zu schauen, wie man die Straßenschäden schnellstmöglich repariert bekommt. Über 150 Gebäude waren betroffen. Vieles darin war vermodert, also habe ich an vier Standorten in der Gemeinde Müllcontainermulden aufstellen lassen. Ganz wichtig: Kein Mensch ist zu Schaden gekommen.

Es hat sich auch gezeigt, dass am Mägdeberg durch das viele Hangwasser Handlungsbedarf besteht. Wie ist die Situation jetzt?
Stärk: Es gab schon eine Hochwasserschutzkonzeption, aber zu Starkregen hatten wir noch nichts. Wir haben also nach dem Ereignis eine Starkregenkonzeption beschlossen, da stehen 23 Maßnahmen drin. Gerade sind wir dabei, beide Konzepte zusammenzufassen. Unabhängig davon haben wir in einzelnen Bereichen schon Kanäle aufdimensioniert, dass sie die Wassermenge sicher abführen können, und das Einlaufgitter vom Rennenbach erneuert.
Wir haben seither Maßnahmen ergriffen, die knapp 600.000 Euro kosteten – ohne Zuschüsse, da konnten wir einfach nicht warten. Denn alles, was vom Mägdeberg runterkommt, muss auch durch die Schlossstraße durch. Wir haben im Zuge der Straßensanierung Schachtbauwerke eingebaut, damit wir das Wasser unter der Straße Richtung Saubach führen können.
Ein großes Projekt war die Sanierung der Schlossstraße. Wie froh sind Sie, dass das endlich geschafft ist?
Stärk: Ich bin vor allem für die Anwohner froh. Kritik gab es hauptsächlich von den Menschen, die die Umleitung fahren mussten, aber das gibt es immer. Dann hat das Schachtbauwerk länger gedauert als geplant. Wir haben hölzerne Wasserleitungen gefunden, die der Kreisarchäologe begutachten musste. Der Fachkräftemangel ist auch im Tiefbau ein Thema. Und so hat es zweieinhalb Jahre gedauert. Aber die Maßnahme ist gut geworden.
Im Juni gab es den ersten verkaufsoffenen Sonntag in der Gemeinde. Wie entwickelt sich die Gemeinde im Hinblick auf Wirtschaft? Soll es weitere verkaufsoffene Sonntage geben?
Stärk: Wir sind pro Kopf die gewerbesteuerschwächste Kommune im Landkreis. Das treibt mich natürlich um. Ich mache jedes Vierteljahr einen Firmenbesuch und schaue in die Betriebe hinein. Denn wir haben ein tolles Gewerbe, das sehr breit aufgestellt ist. Wir haben noch drei größere Grundstücke im Gewerbegebiet Hohenkräher Brühl. Eventuell entwickeln wir noch ein kleineres Gewerbegebiet.
Wir sind aktuell an einem tollen, innovativen Projekt dran. Ich kann aber noch nicht mehr verraten. Aber wenn vonseiten der Wirtschaft der Wunsch nach weiteren verkaufsoffenen Sonntagen kommt, sind wir dafür offen.
Welche Projekte stehen nach der Sommerpause an?
Stärk: Die Eröffnung unserer Begegnungsstätte am alten Sportplatz steht an. Wir fangen an, den Rampen in eine Park&Ride-Anlage umzubauen. Dann das Thema Flüchtlingsunterbringung: Wir haben ein Gebäude in Ehingen gekauft und sind gerade dabei, es herzurichten. Im Herbst geht es los mit dem Umbau des Kindergartens St. Ursula, der zu über 70 Prozent von der Gemeinde finanziert wird.
Wie ist die Gemeinde im Bereich Ganztagsbetreuung aufgestellt?
Stärk: Wir haben jetzt schon eine Ganztagsschule von Montag bis Donnerstag. Wir haben das Glück, dass wir räumlich keine Probleme haben werden, die Ganztagsbetreuung unterzubekommen, weil die Gemeinde schon 2001 einen Anbau errichtet hat. Was uns umtreibt ist die Frage, wo wir das nötige Personal herbekommen. Hierzu werden wir im Herbst eine Bedarfsabfrage machen.
Anfang des Jahres wurde am Autohaus Störk der erste stationäre Blitzer aufgestellt. Wie lautet das Fazit bisher?
Stärk: Die Stelle war der Bereich, der bei den Messungen am auffälligsten war. Da sind um die 20 Prozent der Fahrer 60 und mehr Stundenkilometer gefahren. Seit der Blitzer dort steht, hat sich die Lage merklich beruhigt. Wir haben uns als Gemeinderat auch dazu entschieden, keine weiteren Blitzer zu beantragen.
Im Herbst könnte es sich wegen der Brückensanierung an der L191 im Ortskern stauen. Wie schlimm wird es?
Stärk: Es nervt mich, dass diese Sanierung vom Land so zeitnah zum Abschluss der Schlossstraße kommt. Die zwei Wochen werden wir schon hinbekommen, aber ich hätte uns allen eine längere Verschnaufpause gegönnt. Es wird eine Belastung sein, ganz klar. Der Gemeinderat hat schon ein Parkverbot und Tempo 30 für diese Zeit angeregt, damit der Verkehr dann einigermaßen fließen und man aus den Seitenstraßen besser einfahren kann.
Was steht in den nächsten vier Jahren an?
Stärk: Ganz oben steht das Thema Hochwasser- und Starkregenschutz. Die Digitalisierung in der Verwaltung muss vorangetrieben werden. Das Thema Flüchtlingsunterbringung wird uns noch eine Weile begleiten und auch die Finanzen müssen wir im Blick behalten. Außerdem beschäftigt mich die Entwicklung des Hirschenareals in Ehingen. Mittelfristig sollten das Rathaus und die Eugen-Schädler-Halle saniert werden. Auch der Bedarfsplan der Feuerwehr sollte umgesetzt werden.
Welche Projekte tragen die Handschrift von Patrick Stärk?
Stärk: Auf jeden Fall der Umbau des Eingangsbereichs des Rathauses mit Bürgerbüro sowie der Umbau des Bahnrampens. Die Begegnungsstätte am alten Sportplatz hat sich im Laufe der dortigen Quartiersentwicklung herauskristallisiert. Ich habe mich für gärtnerbetreute Grabfelder in beiden Ortsteilen eingesetzt und die Digitalisierung vorangetrieben.
Was komplett meine Sache war: Das Jubiläumsjahr und die beiden Slogans „Zwei Orte – eine Gemeinde – unsere Heimat“ sowie „Den Hegau vor der Tür“. Es sind aber auch die vielen kleinen Dinge, die meine Handschrift tragen, wie unsere Blühstreifen und -wiesen sowie die Oster- und Weihnachtsdeko in beiden Ortsteilen.
Streben Sie eine zweite Amtszeit an?
Stärk: Zum Ende meiner ersten Amtszeit werde ich 58 Jahre alt sein. Ich halte mich dann noch für zu jung, um mit Arbeiten aufzuhören. Als Johannes Moser 2023 aufgehört hat, war der Druck groß, ob sich der Stärk wieder zurückbewerben wird. Aber Mühlhausen-Ehingen ist meine Herzensangelegenheit. Ich glaube, ich habe somit mindestens ein Mal unter Beweis gestellt, wie ernst ich es hier meine. Ich fühle mich wirklich pudelwohl in Mühlhausen-Ehingen.