Die Sparkasse Hegau-Bodensee hat einen neuen Chef: Seit Juli heißt der neue Vorstandsvorsitzende Jens Heinert, er hat die Nachfolge für Alexander Endlich übernommen. Aber Heinert ist nicht der einzige neue im Vorstand des Kreditinstitutes: Auch Michael Stelzer ist neu im Sparkassen-Vorstand. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER sprechen Heinert und Stelzer über die Zukunft des Bankwesens, die Entwicklung der Sparkasse Hegau-Bodensee und warum es Kontoführungsgebühren braucht.

Das sind die Neuen

Jens Heinert hat eine klare Vorstellung, wohin die Reise mit ihm als neuen Vorstandsvorsitzenden gehen soll: „Ich freue mich darauf, unsere erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortzuführen und damit unsere Sparkasse weiter zukunftsfest aufzustellen.“ Er ist 59 Jahre alt und gehört bereits seit 2010 dem Vorstand der Sparkasse Hegau-Bodensee an.

Auch Michael Stelzer (42) ist seit Jahren bei der Bank tätig. Seit 25 Jahren sei er in der Sparkassen-Gruppe in unterschiedlichen Funktionen tätig. Zuletzt seit 2022 als Abteilungsleiter Unternehmenssteuerung und seitdem auch stellvertretendes Vorstandsmitglied. „Wir sind beides Sparkassen-Urgesteine“, sagt Heinert.

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Nun folgt der Wechsel von Heinert und Stelzer an die Spitze des Unternehmens. Und auch dort gibt es eine klare Aufgabenunterteilung. Heinert fasst diese im Gespräch recht einfach zusammen: „Ich kümmere mich um den Markt, Herr Stelzer um das Controlling.“ Oder vereinfacht ausgedrückt: „Es muss Leute geben, die das Geschäft machen, und andere, die das überwachen“, so Heinert weiter.

Ein Beraterstützpunkt in der Nordstadt

Die Sparkasse will sich für die Zukunft besser aufstellen. Teil dieser Zukunftsstrategie ist, dass viele kleine Filialen zu Automatenstationen werden sollen. Im Gegenzug sollen einige große Filialen zu Beratungsstützpunkten ausgebaut werden. Eine davon befindet sich in der Singener Nordstadt. Dort soll laut Heinert im ersten Quartal 2026 ein neuer Beraterstützpunkt – Heinert nennt es Flagship – entstehen.

Es ist laut dem neuen Vorsitzenden nur der erste Schritt von vielen. „Um unsere Sparkasse weiter zukunftsfest aufzustellen, ist es unser Ziel, im Laufe der nächsten Jahre weitere Geschäftsstellen nach dem Vorbild der Filiale Hohenhewenstraße umzubauen.“

Durch die Umstrukturierung soll Beratung an einem Ort gebündelt werden. „Das Kundenverhalten hat sich verändert. Vieles wird online erledigt, meistens kommen Kunden nur noch für komplexere Themen in eine Filiale“, sagt Michael Stelzer. Dabei sei es aber gerade bei spezifischen Themen wie Baufinanzierungen, Rentenversorgung oder Ähnlichem wichtig, einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. „Mit dem Flagship stellen wir die Vor-Ort-Versorgung sicher“, so Stelzer.

Mit solchen Automatenwürfeln – neudeutsch SB-Cubes genannt – will die Sparkasse Hegau-Bodensee in der Fläche präsent bleiben. Dieses ...
Mit solchen Automatenwürfeln – neudeutsch SB-Cubes genannt – will die Sparkasse Hegau-Bodensee in der Fläche präsent bleiben. Dieses Exemplar steht im Singener Industriegebiet hinter dem Hotel Trezor, das auch mal eine Sparkassen-Geschäftsstelle war. | Bild: Freißmann, Stephan

Doch immer mehr Bankgeschäfte würden digital abgewickelt werden. „Die Frequenz ist in der Veränderung. Wir haben 1,4 Millionen Vorfälle im Monat, nur vier Prozent davon kommen in die Filialen“, so Heinert. Aber er betont: Die Filialen, in die Kunden kommen, würden nicht geschlossen. „Ein Chatbot kann niemals den direkten Kundenkontakt ersetzen.“ Aber ob die Sparkasse beispielsweise in der Zukunft noch drei Standorte auf der Höri betreiben werde, sei fraglich. „Wir werden auf der Höri Veränderungen haben, spätestens auch mit unserem geplanten Neubau in Radolfzell„, so Heinert.

Zur Erinnerung: Eine Erhebung in der Filiale in Öhningen im Jahr 2023 hatte gezeigt, dass die Serviceleistungen vor Ort nur sechs Mal im Monat in Anspruch genommen wurden.

Die Zukunft der Banken

Laut Heinert und Stelzer stünden die Banken deutschlandweit und damit auch im Hegau vor großen Herausforderungen. Die Digitalisierung schreite voran, zudem würden auch von Banken immer mehr Bürokratisches verlangt werden. Zudem würden viele Menschen besorgter in die Zukunft schauen und weniger Geld investieren. Dazu hätte die Wahl von Donald Trump in den USA, der Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie beigetragen. Kunden seien bei finanziellen Angelegenheiten vorsichtiger geworden.

Vor allem die Überbürokratisierung mache den Banken das Arbeiten schwer. Laut Stelzer gebe es in der EU rund 3000 Regularieren, die Banken betreffen. In Deutschland seien es 6000.

Die Sache mit den Kontoführungsgebühren

Online-Banken haben seit geraumer Zeit regen Zulauf, weil sie kostenlose Konten anbieten. Bei der Sparkasse Hegau-Bodensee ist dies nicht so, dort werden Kontoführungsgebühren aufgerufen. Und diese sind in der Vergangenheit eher gestiegen als gesunken, was bei Sparkassen-Kunden häufig für schlechte Laune sorgt. Aber im Gespräch machen Heinert und Stelzer deutlich, warum es die Gebühren überhaupt gebe. Dies unterscheide die Sparkasse von den Online-Banken. Zusatzservice, so Heinert, müsse etwas wert sein. „Aber wir werden auch in Zukunft keine Unsummen aufrufen.“ Aktuell liegen diese laut Internetseite zwischen 6,90 und 13,90 Euro im Monat.