Personalentwickler wenden sie an. Betriebswirtschaftlicher wenden sie an. Und fortan will auch Markdorf Gebrauch davon machen. Und zwar von der Methode, die eigenen Stärken zu stärken, um mehr zu erreichen. Das hat sich nun beim zweiten Stadtmarken-Workshop im Proberaum der Stadtkapelle gezeigt.

Reiner App vom Reutlinger Pragma-Institut skizzierte an dem Abend, was die Bürgerversammlung und die Bürgerbefragung im Frühjahr und der anschließende erste Bürger-Workshop ergeben haben. „Super viele Ideen“ seien da zusammengekommen, zeigte sich App angetan. Sein Pragma-Institut habe sie alle notiert, ausgewertet und in gebündelter Form an den Lenkungskreis weitergeleitet. Der Lenkungskreis begleitet den ZIZ-Prozess seitens der Stadt.

Auch die von den Markdorfern bei der Bürgerversammlung im Mai eingebrachten Vorschläge sind in die drei Szenarien des jüngsten Workshops ...
Auch die von den Markdorfern bei der Bürgerversammlung im Mai eingebrachten Vorschläge sind in die drei Szenarien des jüngsten Workshops eingeflossen. (Archivbild) | Bild: Jörg Büsche

Reiner App an die Bürger: „Ihr seid die Experten“

Vom Pragma-Institut wurden alle bisherigen Ergebnisse zu drei Szenarien verdichtet. Zu drei Szenarien, die „konsequent die Markdorfer Stärken“ nutzen. „Ihr seid die Experten“, wandte sich App an die Teilnehmer. Sie sollten ein Urteil über die Wirksamkeit der präsentierten Szenarien abgeben.

Drei Szenarien werden vorgestellt

Das erste Szenario legte den Schwerpunkt auf die Landschaft. Es sprach von Markdorfs zentraler Lage „im Herzen der Bodenseelandschaft“ und zeichnete die Chance zu einer herausgehobenen Verbindung von Naturnähe und Urbanität. Reiner App nannte Wanderwege, nannte das „wunderbare Alpenpanorama“, das „Markdorfer Überblicks-Potenzial“. Er erwähnte aber auch das „lebendige Städtchen“ mit seinem historischen Ambiente. Grünflächen, Gastronomie, Hofläden, landwirtschaftliche Betriebe – all das könnte stärker zusammenwirken. Nicht vergessen werden, dürfe hier die Touristik.

Reiner App (rechts) erläutert Bürgermeister Georg Riedmann die vom Pragma-Institut entwickelten Szenarien.
Reiner App (rechts) erläutert Bürgermeister Georg Riedmann die vom Pragma-Institut entwickelten Szenarien. | Bild: Jörg Büsche

Markdorf, künftig eine Musterstadt?

Das zweite Szenario bezieht sich auf die Innovationskraft in der Stadt. Weitere Chancen ergeben sich laut App aus dem Zusammenspiel von Wirtschaft und Ökologie. In Markdorf begegneten unternehmerische Erfolgsgeschichten. Das sei attraktiv. Und Ökologie sei ein Thema, das vor allem junge Menschen interessiere. App sieht die Chance, dass sich „Markdorf zu einer Musterstadt entwickelt“.

Titel des dritten Szenarios ist „Entspannt leben mit Seeblick“. App lobt die besondere Konsensfähigkeit der Markdorfer. Und die Markdorfer mögen es, sich bei Festen zu begegnen. Dies ließe sich noch zusätzlich fördern. Zum Beispiel durch zusätzliche Begegnungsorte in der Innenstadt. Auch das würde die Innenstadt beleben.

Die Markdorfer feiern gerne zusammen – so wie hier beim Pfarrfest.
Die Markdorfer feiern gerne zusammen – so wie hier beim Pfarrfest. | Bild: Jörg Büsche

Wo bleibt die Jugend?

Es gab durchaus kritische Stimmen zu den drei Szenarien. Wolfgang Mair etwa vermisste die Jugend. Sie tauche nirgends auf, obgleich sich Markdorf als „Schulstadt“ apostrophiere. „Und sie ist auch nicht beim Workshop vertreten“, bemängelte Wolfgang Mair. Reiner App erklärte, trockenes Theoretisieren sei nicht deren Sache. Sie setze mehr auf Praxis. Dementsprechende Angebote seien durchaus in Planung.

Verteidigen musste Reiner App auch seine Methode. Mancher sah sich schier überfordert, die Szenarien nach kurzem Referat schon bewerten zu sollen. Der Stadtmarketing-Experte wiegelte ab. Gerade erste Eindrücke, spontane Entscheidungen träfen in Summe den Kern der Dinge. Große Skepsis zeigte auch Markus Wilkens. Er schätzt die Motivation der Markdorfer Wirtschaft, sich in Sachen Ökologie „stärker als gesetzlich vorgeschrieben“ zu engagieren weniger positiv ein als Reiner App. Hier sprang Bürgermeister Georg Riedmann Reiner App zur Seite. „Unsere Unternehmer gehen vielfach schon aus eigenem Interesse weiter, als sie müssen“. Das werde aber kaum wahrgenommen in der Öffentlichkeit.

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Lieber rasche Resultate

Markus Wilkens hegt indes auch Einwände grundsätzlicher Art. „Ein Programm, das in ein zwei Jahren umgesetzt ist, wäre mir lieber als Projekte, die ein Jahrzehnt brauchen.“ Das Gros der Bürger wolle schnelle Ergebnisse – und verliere andernfalls sein Interesse. Christiane Oßwald bedauerte, „das wir hier nur so wenige sind“. Reiner App sah es anders. Formate wie dieser Workshop seien kaum massentauglich. Ähnlich sah es auch der Bürgermeister. Umfrage und Bürgerversammlung hätten durchaus repräsentativen Charakter gehabt – ebenso der neuerliche Workshop.

Markdorf hat viel mehr Stärken als gedacht, findet Bürgermeister Georg Ridmann.
Markdorf hat viel mehr Stärken als gedacht, findet Bürgermeister Georg Ridmann. | Bild: Jörg Büsche

Viel besser als gedacht

Am Ende gab sich Bürgermeister Georg Riedmann auch recht zufrieden mit der Ausgangssituation. Die zeige, dass „wir gar nicht so schlecht dastehen“. Viele Markdorfer identifizieren sich mit ihrer Stadt. Dieses positive Bild gelte es, stärker als bisher nach außen zu tragen. Das Ziel Identifikation ist damit fast schon erreicht. Nun muss das Pragma-Institut noch einen schlagenden Markenvorschlag für Markdorf entwickeln.