Markdorf – Sie beginnen die Probe mit Pauke und Tenorhorn. Klarinetten, Tuben, Oboen und das gesamte übrige Instrumentarium eines Blasorchesters sind natürlich auch beteiligt – inklusive des Xylofons, das den wuchtigen Auftakt des Stücks in eine locker perlende Volksliedmelodie überführt. Und Dirigent Reiner Hobe ist augenscheinlich ganz in seinem Element. Leicht zufriedenzustellen ist er nicht. Hier dämpft er noch das Saxofon-Register, regelt es herunter, bis ein seidig-weicher Ton entstanden ist. Dort feilt er noch am Auftakt, am Paukenwirbel, lässt den Schlagzeuger mehrfach variieren. Vollends zufrieden zeigt sich Hobe nach Alexander Jauchs Tenorhorn-Solo. Jauch bringt das Blech gleichsam zum Singen. Warm und überaus eingängig sind die Klänge, die er dem Instrument entlockt.

„Rituals“ lautet der Titel des Stücks. Es fügt sich gut ins Programm ein, das Reiner Hobe, der Leiter der Markdorfer Stadtkapelle, für das bevorstehende festliche Konzert in der Stadthalle zusammengestellt hat. Und seine Stückauswahl zeigt einmal mehr, dass Hobe die Arbeit mit seinem Orchester als Langzeitprojekt begreift. Zu immer größerer Reife will er dieses Ensemble entwickeln. Immer weiter will er dessen spielerische Fähigkeiten ausbauen. Sodass die Stadtkapelle auch anspruchsvollsten Stücken gewachsen ist. Stücken wie „Lincolnshire Posy“, dem unbestrittenen Meisterwerk des US-amerikanischen Komponisten, Pianisten und Hochschullehrers Perdy Grainger. „Ich bin dem Stück während meines Studiums begegnet“, erklärt Stadtkapellen-Dirigent Reiner Hobe. Er habe es schon lange mit seinem Markdorfer Orchester spielen wollen. Doch Jahr für Jahr sei ihm dann doch eine andere, eine scheinbar noch bessere Idee gekommen – als Grundlage für das Festliche Konzert. Doch am bevorstehenden ersten Adventswochenende sei es dann endlich soweit. Die Stadtkapelle wird jene englischen Volksweisen spielen, die Grainger in satten Orchesterklang überführt hat. Nachdem Grainger, so erzählt Reiner Hobe, mit einem etliche Kilogramm schweren Edison-Phonographen auf dem Rücken über Land gezogen sei, um die Lieder auf Wachswalzen zu bannen.

Brigitte Waldenmaier zeigt sich begeistert. „Eigentlich sage ich es ja vor jedem Festlichen Konzert, wie sehr mich beeindruckt, was er aus der Stadtkapelle herausholt“, erklärt die Vorsitzende. Und wem beim Konzerttitel „Volkslieder“ nur sanfte Melodien und schlichte Weisen in den Sinn kommen, der werde werde eine Überraschung erleben. Munter, sehr lebhaft, flott und vor allem überaus abwechslungsreich gehe es zu im Programm. Und die Mitglieder des Markdorfer Kirchenchors berichteten von ihren Ohrwurm-Erlebnissen nach den Proben. Die „Rituals“ hätten sich festgesetzt in den Köpfen. Der von Kirchenmusiker Johannes Tress geleitete Chor wird bei „Rituals“ die Gesangspartien übernehmen.

Durchaus rauer klingt – zunächst –, was Mario Lieb mit der Gemeinschaftsjugendkapelle spielen wird. Der junge Dirigent hat „Born To Be Wild“ auf seinen Programm-Teil gesetzt, den Steppenwolf-Hit, die Filmmelodie zu „Easy Rider“. Das habe auf dem Wunschzettel der jungen Musiker gestanden, erklärt der Dirigent des Nachwuchsorchesters. Gleiches gelte für drei weitere Stücke. Allesamt seien sie den jungen Musikern vertraut – und „machen ihnen einfach großen Spaß beim Spielen“.