Erst das Knusperhäusle in der Markstraße, nun der Unverpackt-Laden „Heimatliebe“ in der Hauptstraße. Es scheint, als hätten es kleinere und inhabergeführte Lebensmittelgeschäfte schwer, zu überleben – zu groß ist die Konkurrenz durch Supermarktketten und Discounter.

Generell scheint die Nachfrage nach Unverpackt-Geschäften zurückzugehen. Sie wirtschaftlich rentabel zu betreiben, ist kaum noch möglich. In Friedrichshafen gibt Bernd Köhler, Betreiber von ‚Tante Emmas Bruder‘, zum Jahresende auf. Auch die Unverpackt-Läden in Überlingen, Singen und Konstanz gibt es nicht mehr. In Ravensburg gibt es in der Unterstadt noch das „Wohlgefühl“.

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Zum letzten Mal am 23. November geöffnet

Simone Keller, Betreiberin und Inhaberin von „Heimatliebe“ in Markdorf, schließt das Geschäft zum 23. November. Dann können Kunden ein letztes Mal bei ihr einkaufen. Als die heute 53-Jährige vor acht Jahren im September 2016 den Unverpackt-Laden eröffnet, ist er einer der ersten im Süden Deutschlands. Für die gelernte Architektin, die im Deggenhausertal auf einem Hof lebt, geht damals ein Traum in Erfüllung. „Ich wollte es selbst probieren“, sagt sie. Damals habe es auf Unverpackt-Läden einen „Run“ gegeben. Heute sei der „Hype“ vorbei.

Die ersten Jahre seien auch gut gelaufen, doch mit Beginn der Corona-Pandemie geht es abwärts. Zwar bleibt ihr Laden geöffnet, doch die Nachfrage schwindet. Rund ein Drittel des Umsatzes bricht weg. „Gesprächsmäßig lief es gut, doch eingekauft haben die Menschen kaum noch was bei mir“, erinnert sich Keller. Und mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sei weitere Kaufkraft weggeblieben. „Irgendwann rentiert es sich nicht mehr.“ Bei Einkäufen zwischen fünf und zehn Euro pro Kunde müssten sehr viele Kunden kommen, damit es sich wirtschaftlich lohne.

Seit September 2016 gab es den Unverpackt-Laden „Heimatliebe“ in der Markdorfer Hauptstraße. Am Samstag, 23. November ist er ein letztes ...
Seit September 2016 gab es den Unverpackt-Laden „Heimatliebe“ in der Markdorfer Hauptstraße. Am Samstag, 23. November ist er ein letztes Mal geöffnet. | Bild: Jörg Büsche

Simone Keller ist am Ende ihrer Kräfte

Dennoch sei die Entscheidung, den Unverpackt-Laden zu schließen, nicht nur aus rein finanziellen Gründen gefallen. Die Arbeit, der Aufwand, die körperliche Belastung fordern ihren Tribut. „Ich bin einfach an meine Grenzen gekommen und am Ende meiner Kräfte“, sagt Keller, die zuletzt auch viel allein im Laden ist, um Kosten für Personal zu sparen. Einen letzten Versuch wagt sie im Sommer und fragt bei der Stadt an, ob sie einen Parkplatz vor dem Geschäft für Tische und Stühle nutzen kann, um das gastronomische Angebot auszubauen. Es erfolgt eine Absage.

Für Simone Keller ist es an der Zeit, die Reißleine zu ziehen. Ein weiterer Leerstand in der Innenstadt sei für Keller, der die Immobilie gehört, allerdings nicht in Frage gekommen. „Der Prozess war ja schleichend und so habe ich die Fühler ausgestreckt und mir überlegt, wie die Zukunft des Ladens aussehen könnte.“

Simone Keller, hier beim Auffüllen der Glasbehälter, hat acht Jahre lang den Unverpackt-Laden geführt.
Simone Keller, hier beim Auffüllen der Glasbehälter, hat acht Jahre lang den Unverpackt-Laden geführt. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Markthändlerin Maria Chatzi Bei übernimmt den Laden

Über eine ehemalige Mitarbeiterin kommt der Kontakt zu Maria Chatzi Bei zustande. Die 50-jährige Markdorferin betreibt seit 2018 einen Stand auf Märkten in der Region. Montags stand sie regelmäßig vor dem Einkaufszentrum Proma. Chatzi Bei hat zuvor viele Jahre in Griechenland auf dem Festland und auf Kreta gelebt und dort die Kulinarik für sich entdeckt. Sie importiert Produkte direkt vom Erzeuger – „Lebensmittel in höchster Qualität“, wie sie ihre Ware selbst beschreibt. Dazu gehören beispielsweise Olivenöl, Kräuter und Balsamico.

Den Sprung vom Marktgeschehen in ein Ladengeschäft wagt sie für ihre Kunden. Aufgrund einer Operation konnte sie zuletzt nicht mehr auf den Märkten präsent sein, hat stattdessen kurzzeitig im Knusperhäusle gearbeitet. „Viele meiner Marktkunden haben mich vermisst“, sagt Chatzi Bei. Die 50-Jährige freut sich auf die neue Herausforderung. Sie wird einige Unverpackt-Lebensmittel übernehmen, zum Beispiel Haferflocken, Reis und Cashewkerne – „ein Best of“, wie Simone Keller sagt. Auch saisonales Obst und Gemüse wird es weiterhin geben – und die beliebten Schokokugeln.

Maria Chatzi Bei wird unter anderem griechische, italienische und regionale Produkte direkt vom Erzeuger anbieten. Die Schokokugeln ...
Maria Chatzi Bei wird unter anderem griechische, italienische und regionale Produkte direkt vom Erzeuger anbieten. Die Schokokugeln bleiben im Angebot. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Neueröffnung am 2. Dezember

Neben Produkten aus Griechenland und Italien werden auch Produkte von regionalen Anbietern zu finden sein, dazu zählen der Obsthof Arnold aus Kluftern oder Leinkraft aus Ettenkirch. Das Gastronomie-Angebot möchte Maria Chatzi Bei ausbauen. Anders als ihre Vorgängerin hat Chatzi Bei über die Mittagszeit geöffnet, möchte Bagels und Panini anbieten. Eröffnet wird „Maria`s Heimatliebe“ am 2. Dezember.

Simone Keller bedankt sich bei ihren Kunden für eine „wunderschöne Zeit“, die ihr Spaß gemacht habe und wünscht ihrer Nachfolgerin nur das Beste. Der Mietvertrag läuft zunächst zwei Jahre.