Wie ein Lauffeuer verbreitet sich am Wochenbeginn in der Innenstadt das Gerücht, dass der Nahkauf-Markt in der Karlstraße schließen wird. Grund seien Umsatzeinbrüche.
Der Markt ist in der Innenstadt der einzige Nahversorger und ersetzt durch seine Auswahl an Lebensmitteln und frischem Obst und Gemüse eine Autofahrt ins Gewerbegebiet.
Seit 13 Jahren betreibt Jens Scholl den Donaueschinger Markt, sechs Mitarbeiter beschäftigt er. Weitere Filialen betreibt er unter anderem in Unterkirnach, Bad Dürrheim und Niedereschach. Bisher sei das Geschäft in Donaueschingen gut gelaufen, mit einer positiven Entwicklung über die Jahre hinweg. Doch damit ist nun Schluss. Seine Umsätze sind im Juni um etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen, wie er berichtet.
Das klingt so, als sei an den Gerüchten zumindest ein Fünkchen Wahrheit dran. Aber: „Wir schließen nicht“, sagt Marktleiter Scholl.
Kunden beschweren sich
Woran das aus seiner Sicht liegt? „Die Verkehrsführung ist eine Katastrophe. Durch die Einbahnstraßenregelung ist der Markt quasi von beiden Seiten abgeschnitten.“ Er habe auch Kunden aus Hüfingen und Bräunlingen, die ihm gesagt hätten, dass sie erst im September wieder kommen würden – wenn die temporären Sperrungen aufgehoben werden.
Zudem bleibe eine Klientel aus, die bis dato zur treuen Kundschaft gehörte. „Viele Ältere, die nicht Autofahren können oder wollen, kamen vor der Sperrung mit dem Stadtbus zu uns, da die Haltestelle direkt vor der Tür ist. Nun fährt der Stadtbus die Karlstraße nicht mehr an und ergo kommen diese Kunden nicht mehr, da vielen der Fußweg von der Ausweichhaltestelle bis hierher zu weit ist.“
Überraschender Gemeinderatsbeschluss
Was Scholl an der Sache ärgert: Im Frühjahr hat die CIMA-Agentur im Auftrag der Stadt Workshops mit den Händlern und Gewerbetreibenden abgehalten, um über das neu angedachte Innenstadtkonzept aufzuklären. „Dabei war immer davon die Rede, dass die Sperrung nur über das Wochenende sei. Damit hätte ich leben können.“
Doch der Gemeinderatsbeschluss vom 18. März habe ihn dann aus den Socken gehauen: „Plötzlich hieß es, dass die Sperrungen und Umleitungen durchgehend seien.“

Für ihn als Gewerbetreibenden ist das unverständlich. „Ich brauche doch Planungssicherheit. Aus meiner Sicht wird der Donauquellsommer und die damit einhergehenden Umleitungen und Sperrungen auf dem Rücken der Gewerbetreibenden ausgetragen.“
Doch wie geht es mit dem Nahkauf-Markt nun weiter? Die wirtschaftliche Situation sei momentan nicht einfach. „Die Lage ist ernst. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass der Spuk Ende August tatsächlich ein Ende hat und dass man diese Verkehrsführung als gescheiterten Versuch der Innenstadtbelebung ad acta legt.“
Wenn dem nicht so sein sollte und diese Verkehrsführung ein dauerhafter Zustand werden sollte, müsste der Marktleiter nochmal über die Bücher gehen. „Dann besteht die Gefahr, dass ich den Mietvertrag nicht verlängern kann.“