Wer durch das Gartentor in der Wasserstraße 1 tritt, könnte meinen, sich in den Vorgarten der Villa Kunterbunt verirrt zu haben: Das Gartenhäuschen hat einen farbenfrohen Anstrich, eine alte Kirchturmuhr hängt an der Fassade des Wohnhauses, eine Fisch-Skulptur aus Altmetall steht mittig im Garten – und dazwischen sind überall kleine Schätze, Kunstwerke und Kleinode versteckt.

Die alte Dögginger Kirchturmuhr ist im Garten von Rolf Karl zu finden.
Die alte Dögginger Kirchturmuhr ist im Garten von Rolf Karl zu finden. | Bild: Denise Kley

Ein Sammelsurium an Werken

Rolf Karl ist hier der Hausherr. Er ist der Schwiegersohn des stadtbekannten und im Jahr 2002 verstorbenen Künstlers Hans Lang. „Die Kirchturmuhr ist aus Döggingen, diese hat Hans Lang erstanden, nachdem der Kirchturm saniert wurde“, erklärt er. „Und die Fischskulptur war ein Geburtstagsgeschenk der Familie: Er war nämlich das Sternzeichen Fisch“, so Karl.

Aber erst, wenn man in das alte Atelier des verstorbenen Künstlers tritt, kann man annähernd verstehen, welche Schaffenskraft Lang zeitlebens an den Tag legte. „Wie viele Bilder und Skizzen hier noch sind, weiß ich nicht, aber bestimmt an die mehrere tausend“, sagt Karl mit Blick auf die vollgepackte Künstlerstube.

Immer mit dem Skizzenblock unterwegs

Der Maler Hans Lang hat die Zeitgeschichte und Geschicke der Stadt mit dem humorvollen und scharfsinnigen Blick eines Zeichners, Malers und Karikaturisten über sechs Jahrzehnte begleitet. Über Jahre war er immer mit Skizzenblock und Zeichenstift in der Stadt unterwegs – ein echtes Donaueschinger Original.

1961: Ein paar Männer am Stammtisch im Jägerstüble. Lang war in der Stadt immer mit dem Zeichenblock unterwegs und hat alltägliche ...
1961: Ein paar Männer am Stammtisch im Jägerstüble. Lang war in der Stadt immer mit dem Zeichenblock unterwegs und hat alltägliche Situationen zu Papier gebracht. | Bild: Denise Kley

Eine Tuschezeichnung von 1961 zeigt einen Stammtisch im Jägerstüble. An der Wand hängt ein Selbstbildnis – gezeichnet auf einer alten SÜDKURIER-Zeitungsseite. „Nicht soviel nachdenken ... das kostet Nervenkraft“, steht darunter. Daneben hängt ein Porträt von Joachim Egon Fürst zu Fürstenberg. Und darunter eine Fotografie von Hans Lang, wie er Geige spielt.

„Er war eine faszinierende Persönlichkeit mit unglaublich vielen Interessen. Er war passionierter Reiter und Fahrradfahrer und hat leidenschaftlich gerne Geige gespielt und Musik gemacht“, sagt sein Schwiegersohn.

Links oben das Selbstportrait des Künstlers, gezeichnet auf einer SÜDKURIER-Zeitungsseite. Daneben eine Zeichnung von Fürst Joachim zu ...
Links oben das Selbstportrait des Künstlers, gezeichnet auf einer SÜDKURIER-Zeitungsseite. Daneben eine Zeichnung von Fürst Joachim zu Fürstenberg. Und darunter eine Fotografie vom Geige spielenden Universalkünstler Hans Lang. | Bild: Denise Kley

Besonders Faible für die Musiktage

Vor allem bei den Musiktagen hat Lang über die Jahre hinweg eine wichtige Rolle gespielt. Er saß in den Konzertsälen, brachte Musiker, Schlagzeuger, Saxophonisten, Bassisten, Trompeter in seinen Schnellzeichnungen auf Papier, um sich dann ein Autogramm von den Musikern zu holen.

Rolf Karl mit einem weiteren Kunstwerk. Sein Schwiegervater verwendete höchst unterschiedliche Techniken.
Rolf Karl mit einem weiteren Kunstwerk. Sein Schwiegervater verwendete höchst unterschiedliche Techniken. | Bild: Denise Kley

Das Besondere an seinem Künstlerdasein? Hans Lang war Autodidakt. „Er hat sich alles selbst beigebracht. Deshalb wurde er von vielen professionellen Künstlern, die an der Kunsthochschule studiert haben, nur belächelt“, erzählt Karl. Doch seiner Schaffenskraft tat das keinen Abbruch, im Gegenteil. „Er hat sich davon nicht beirren lassen. Stift und Block waren immer mit dabei“, so Karl. „Er hat sich in jedem Stil ausprobiert, kein Malutensil war vor ihm sicher“, sagt Karl lachend. „Er hat mit fast allen Techniken gearbeitet und experimentiert.“

Flohmarkt mit Live-Musik

Was Karl an ihm besonders faszinierte: „Er hat beim Zeichnen von Menschen nicht auf das Papier geschaut – sondern immer in die Gesichter der Menschen.“

24 Jahre nach seinem Tod ist Karl immer noch dabei, die Werke seines Schwiegervaters thematisch zu ordnen. Doch das scheint eine Sisyphus-Aufgabe zu sein. Deshalb hat sich Karl nun entschieden, einen Teil der Werke zu veräußern.

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Am 5. Juli haben Kunstliebhaber von 10 bis 18 Uhr die Möglichkeit, in der Wasserstraße 1 zu stöbern und im Rahmen eines Flohmarktes mit Live-Musik Bilder zu erstehen. Und wer weiß – vielleicht findet der eine oder andere Donaueschinger ja ein Porträt von sich selbst in dem riesigen Fundus.