„Wir wissen nicht viel“, erklärt Barbara Bücken, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing. Eines können sie und Susanne Draenert, Eigentümerin des „Haus Karle“, in dem das Naturkostgeschäft „Knusperhäusle“ untergebracht ist, aber sicher sagen. Für das Ladengeschäft im Erdgeschoss wird ein Nachmieter gesucht. So sagt es auch das ans Glas der Eingangstür geheftete DIN-A4-Blatt.

Es ersetzt einen älteren Hinweis. Denn bis vor Kurzem, so erklärt Bücken, habe an gleicher Stelle noch ein anderer Zettel gehangen. Auf dem von Urlaub die Rede war – und dass das Geschäft nach den Sommerferien wieder öffne. Dem war wohl nicht so. Denn am 14. September, eine Woche nach Schulbeginn, stand ein Kunde immer noch vor verschlossener Tür. „Wir haben auch weiterhin geschlossen“, zitiert er im Internet die nächste Botschaft auf der Glasscheibe – und fragt: „Was ist los beim Knusperhäusle?“

Dieser Zettel hängt an der Eingangstür.
Dieser Zettel hängt an der Eingangstür. | Bild: Nosswitz, Stefanie
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Mitarbeiter haben neue Arbeit

Eine Insolvenz-Bekanntmachung gebe es noch nicht auf dem Justizportal im Netz, berichtet Barbara Bücken. Die beiden Inhaber des Bio- und Naturkostladens seien nicht zu erreichen. Auch nicht für Vermieterin Susanne Draenert. „Wie abgetaucht“, bedauert sie. Die Betreiber hatten das Geschäft vor zwei Jahren übernommen.

Susanne Draenert fühlt sich ganz und gar im Ungewissen. Aber inzwischen schlafe sie wieder ruhiger. Dies sei nicht der Fall gewesen, als sich noch verderbliche Ware in den Regalen sowie der Kühltheke befunden hat. Inzwischen sind Kuchenstücke und Molkereiprodukte aus dem Laden herausgebracht. Dank der Unterstützung ehemaliger „Knusperhäusle“-Mitarbeiter.

„Gute, tüchtige Leute“, erklärt Susanne Draenert, die sich – selbst Kundin – stets gut beraten sah. Offen bleibt, ob es diesen Bioladen-Mitarbeitern besser gegangen ist als jener Angestellten, die schon vor der Schließung gekündigt hatte. Sie spricht von über Monate ausgebliebenen Gehaltszahlungen.

Das „Knusperhäusle“ ist komplett eingerichtet. Der Verkauf könnte sofort weitergehen.
Das „Knusperhäusle“ ist komplett eingerichtet. Der Verkauf könnte sofort weitergehen. | Bild: Jörg Büsche

Schock für die Nachbargeschäfte

Beatrice Strauch, Inhaberin des Parfümerie- und Foto-Geschäfts vis à vis des Bioladens spricht von einem „ziemlichen Schock für uns Geschäftsleute hier in der Marktstraße“. Stellte das „Knusperhäusle“ einen verlässlicher Frequenzbringer dar, insofern sein Lebensmittelangebot täglich Kunden in die Altstadt gebracht habe. Um so beunruhigter sei man nun ob der derzeitigen Ungewissheit. Nicht zuletzt sei das besondere – „auf individuelle Bedürfnisse ausgerichtete“ – Angebot des Naturkost- und Bioladens aus Beatrice Strauchs Sicht „schon wichtig gewesen für Markdorf“.

Nachbarin Beatrice Strauch spricht von einem „ziemlichen Schock für uns Geschäftsleute hier in der Marktstraße.“
Nachbarin Beatrice Strauch spricht von einem „ziemlichen Schock für uns Geschäftsleute hier in der Marktstraße.“ | Bild: Jörg Büsche
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Gern wieder einen Bioladen

Susanne Draenert wünscht sich wieder einen Naturkostladen in ihrem Haus. „Es ist ja alles da – von der kompletten Ladenausstattung bis hin zu einer eigenen Kühlkammer“, auf die Thomas Waldraff, 17 Jahre lang Betreiber des Geschäfts, bis zum Inhaberwechsel 2022 größten Wert gelegt habe, wie Susanne Draenert berichtet. Soweit sie wisse, sei Waldraff auch sehr zufrieden gewesen mit Standort und Geschäft. Und „so jemanden, der sein Herzblut in den Laden steckt“, den gelte es jetzt zu suchen.

Die großen Bio-Lebensmittel-Unternehmen reagieren zögerlich – oder winken gar ganz ab, erklärt Stadtmarketing-Leiterin Barbara Bücken. „Unter 40.000 Einwohnern geht da nichts“. Aufgeben wolle sie aber nicht, sondern weiter suchen. Gemeinsam mit Susanne Draenert denkt sie auch über alternative Bio-Lebensmittel-Markt-Konzepte nach, wie es sie bereits in der Region gibt.