Was lange währt, wird endlich gut? Ende Juni 2023, also vor zwei Jahren, sagte Bürgermeister Georg Riedmann im Gemeinderat, dass die Umsetzung der Fahrradstraße von der Grivitenstraße über die Hahnstraße in den Schießstattweg ‚unmittelbar‘ bevorstünde. Die Abstimmung mit der Verkehrsbehörde im Landratsamt laufe.

Umweltgruppe-Rätin Lisa Gretscher hakte zur Fahrradstraße nach. Die soll nach Auskunft der Verwaltung nun tatsächlich bald eingerichtet ...
Umweltgruppe-Rätin Lisa Gretscher hakte zur Fahrradstraße nach. Die soll nach Auskunft der Verwaltung nun tatsächlich bald eingerichtet werden. | Bild: Umweltgruppe

Die Abstimmung der Stadt mit dem Landratsamt läuft bis heute und von der Fahrradstraße, die als Ost-West-Achse südlich der Bahnlinie quer durch die Stadt verlaufen soll, ist immer noch nichts in Sicht. Dies liege aber nicht an der Stadt, sondern am Landratsamt, antwortete Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess im Gemeinderat auf eine Anfrage von UWG-Rätin Lisa Gretscher.

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Gretscher hakte nach, wann es denn so weit sei. Es sei nach wie vor nichts beschildert. Kürzlich erst sei die Freigabe durch die Verkehrsbehörde erfolgt, so Hess. Nun werde man zügig die Schilder beauftragen und sie dann zeitnah anbringen. Also in den nächsten Wochen, sollte man meinen.

Die SÜDKURIER-Grafik von 2021 zeigt es: Die Fahrradstraße soll im Osten vom Schießstattweg bis in die Grivitenstraße im Westen führen. ...
Die SÜDKURIER-Grafik von 2021 zeigt es: Die Fahrradstraße soll im Osten vom Schießstattweg bis in die Grivitenstraße im Westen führen. Damit können Radfahrer die gesamte Innenstadt bevorrechtigt durchqueren. | Bild: SK

Wenn Behördenmühlen mahlen

Die Hängepartie um die Fahrradstraße ist ein Paradebeispiel für quälend langsam mahlende Behördenmühlen. Dabei war das Projekt einst mit viel Enthusiasmus gestartet worden. Ein Vorzeigebeispiel für den Wandel hin zu einer fahrradfreundlicheren Stadt sollte es werden, Radfahrer bevorrechtigt die Stadt queren können, ohne vom motorisierten Verkehr bedrängt zu sein.

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Im November 2021 wurde die Fahrradstraße beschlossen, im August 2022 beim Landratsamt beantragt. Im November 2022, auch schon wieder ein ganzes Jahr nach dem Beschluss, trudelte aus dem Landratsamt dann die frohe Kunde ein: „Nachdem wir zusammen mit der Stadt Markdorf, der Polizei, dem ADFC und dem VCD die Angelegenheit ausführlich besprochen haben, haben wir der Stadt Markdorf mitgeteilt, dass die Einrichtung dreier Fahrradstraßen – mit Zusatzzeichen ‚Anlieger frei‘ – auf der Achse Grivitenstraße, Hahnstraße, Eugenienstraße und Schießstattweg in Markdorf grundsätzlich möglich ist“, lautete die Stellungnahme aus Friedrichshafen.

Fahrradstraße als Leuchtturmprojekt

Seither herrschte Ruhe im Karton. Wie sehr die Umsetzung ihrer Ankündigung hinterherhinkt, lässt sich in der Vorlage der Verwaltung für die Gemeinderatssitzung am 9. November 2021 nachlesen. Dort hieß es, die Fahrradstraße solle noch 2022 eingerichtet werden. Das Vorhaben selbst ist ein Teil des im Dezember 2020 beschlossenen Radverkehrskonzeptes für Markdorf. Einzelne Maßnahmen wie zusätzliche Radstreifen oder Querungen sind bereits umgesetzt. Zur Verbesserung der Radverkehrssituation gibt es indes einen ganzen Maßnahmenkatalog. Die Fahrradstraße ist dabei eine Art Leuchtturmprojekt.

Hier darf nicht mehr geparkt werden: Teils sind die entfernten Markierungen in der Hahnstraße noch sichtbar.
Hier darf nicht mehr geparkt werden: Teils sind die entfernten Markierungen in der Hahnstraße noch sichtbar. | Bild: Helmar Grupp

Was mit der Radler-Bevorrechtigung einhergeht: Autofahrer werden, wenn die Fahrradstraße eingerichtet ist, den Pedaltretern Vorrang einräumen müssen. Auch aus diesem Grund hat die Stadt bereits vor längerem Parkplätze in der Hahnstraße gestrichen, die Markierungen wurden entfernt. Doch mittlerweile werden dort offenbar wieder vermehrt Fahrzeuge am Straßenrand abgestellt. Auch darauf wies Gretscher am Dienstagabend im Gemeinderat hin.

„Unter der Bahnüberführung parken auch häufig Fahrzeuge, in der Kurve sieht man dann nichts mehr“, monierte CDU-Stadtrat Erich Wild.
„Unter der Bahnüberführung parken auch häufig Fahrzeuge, in der Kurve sieht man dann nichts mehr“, monierte CDU-Stadtrat Erich Wild. | Bild: CDU

Wildparken soll kontrolliert werden

Nachdem CDU-Rat Erich Wild dies bestätigt und zudem angemerkt hatte, dass der kurze Streifen unter der Bahnüberführung an der Abzweigung Hahn-/Grivitenstraße ebenfalls oft zugeparkt sei, sagte Hess zu, sich dort die Lage noch einmal anschauen zu wollen.

„Wir schauen uns die Parksituation in der Hahnstraße nochmals an“, sagte Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess.
„Wir schauen uns die Parksituation in der Hahnstraße nochmals an“, sagte Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess. | Bild: Jörg Büsche

Wenn sich zwei Autos in der Kurve an der Überführung entgegenkommen, käme es oft zu brenzligen Situationen, da die Sicht durch die parkenden Fahrzeuge versperrt sei, so Wild. Eigentlich müsste dieser Bereich mit einem absoluten Parkverbot belegt sein, ergänzte er. „Das ist ein bisschen eine Grauzone“, entgegnete Hess. Parken sei dort nicht ausdrücklich verboten. Aber auch diese Situation werde er sich noch einmal anschauen und eventuell auch neu bewerten.

Grundsätzlich, so der Ordnungsamtsleiter, wolle er nicht die komplette Hahnstraße mit einem Parkverbot belegen. Es gebe dort auch Bereiche, die komplikationslos seien und angesichts des ohnehin knappen Parkraums in der Stadt wolle er den Autofahrern nicht noch mehr Parkplätze „wegnehmen“.