Hell, geräumig, „einfach schön“, findet Alexander Perle sein neues Büro. Neu ist es, insofern hier früher sein Chef gesessen hat, Michael Lissner, der Leiter der städtischen Finanzverwaltung. Neu ist Alexander Perles Büro aber auch insofern, als es frisch renoviert ist. Wie die übrigen Räumlichkeiten im Markdorfer Rathaus ja auch. Seit dem Frühjahr wird das Gebäude aus den 1960er-Jahren saniert. Und seit einer knappen Woche ziehen die Mitarbeiter der städtischen Verwaltung um.

Alexander Perle, Mitarbeiter in der Finanzverwaltung, gefällt sein neuer Arbeitsplatz.
Alexander Perle, Mitarbeiter in der Finanzverwaltung, gefällt sein neuer Arbeitsplatz. | Bild: Jörg Büsche

Ihre Arbeitsplätze in der Interimslösung, der Scheuer des Bischofschlosses, haben sie geräumt und sortieren nun ihre Aktenordner und übrigen Arbeitsutensilien in die Regale, Schränke und Schreibtische im Rathaus ein. Was Perle besonders gefällt: „Alles ist viel besser zu erreichen.“ Nach ergonomischen Gesichtspunkten eingerichtet, bietet der neue Arbeitsplatz viel Komfort. Das zweckmäßig aufgestellte Mobiliar bringt Ordner in Griffweite. „Das erleichtert und beschleunigt die Arbeitsabläufe“, erklärt Perle. Nun müsse er nicht erst aufstehen und um seinen Schreibtisch herumgehen, um endlich ans Regal zu gelangen. Erfreuliches Hauptmerkmal seines Arbeitsplatzes in Raum Nummer 12 des ersten Untergeschosses seien die kurzen Wege.

Seit Montag zog die Stadtverwaltung zurück ins Rathaus. Lastwagenweise wurde das Inventar von der Schlossscheuer herübergeschafft.
Seit Montag zog die Stadtverwaltung zurück ins Rathaus. Lastwagenweise wurde das Inventar von der Schlossscheuer herübergeschafft. | Bild: BUESCHE,JOERG

Neues Büro lenkt von Sorgen ab

Überaus zufrieden wirkt auch Stadtkämmerer Michael Lissner. Was indes weniger an dem zusammengelegten Umzugskarton liegt, den Lissner zuvor geleert hat und nun aus seinem Büro herausträgt. Lissners gute Laune rührt gleichfalls von seiner neuen Arbeitsumgebung her. „Ich vermute, es ist Weißtanne“, freut er sich über das helle Holz der Fensterbänke, das so gut zum Schreibtisch passe und in schönem Kontrast zum dunklen Boden stehe. „Alles macht einen sehr wertigen Eindruck“, findet der lächelnde Kämmerer.

So fröhlich können Kämmerer wie Michael Lissner sein, wenn die Kisten leer sind.
So fröhlich können Kämmerer wie Michael Lissner sein, wenn die Kisten leer sind. | Bild: Jörg Büsche

Dabei gäbe es derzeit viele Gründe für tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn. Das Karlsruher Urteil vor einer Woche, die damit verbundenen Auswirkungen auf den Bundeshaushalt, das so entstandene Haushaltsloch werden weitreichende Folgen haben, die auch die Kommunen treffen, erklärt Lissner: „Ich bin gespannt, wie sich das auf unsere Schulprojekte, auf die Turnhalle und vielleicht sogar auf das Bundesprogramm ZIZ für die Innenstadt auswirkt.“

Vorhang schließt die Öffentlichkeit aus

Mehr wird er vermutlich bereits am kommenden Dienstagabend sagen, wenn der Gemeinderat erstmals seit Beginn der Sanierungsarbeiten wieder im großen Sitzungssaal des Rathaus tagen kann. Denn dann steht unter anderem der Haushalt 2024 auf der Tagesordnung – und die Frage, wo und wie gespart werden kann.

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Doch noch ist es nicht soweit, obwohl Stühle und Tische schon stehen und sich sogar die Saal-Mikrophone ihren künftigen Benutzern entgegen recken. Renate Backus und Elisabeth Kessler, beide im Hauptamt zuständig für den Bereich Jugend, Bildung und Erziehung, haben die Gelegenheit genutzt, sich von Bauamtsleiterin Monika Gehweiler, der Planerin der Rathaussanierung, aber auch des gesamten Umzugs, die Details des Saals erklären zu lassen. Zum Beispiel, wann der Vorhang vor die große Glasscheibe gezogen wird, die den Saal vom Treppenhaus trennt. „Vorhang zu heißt es, wenn nicht öffentlich beraten wird“, erläutert die Bauamtsleiterin. Vorhang auf – und „alles wirkt ungeheuer transparent und freundlich“, findet Renate Backus.

Vorhang zu und die Sitzung ist nicht öffentlich, demonstriert Bauamtsleiterin Monika Gehweiler.
Vorhang zu und die Sitzung ist nicht öffentlich, demonstriert Bauamtsleiterin Monika Gehweiler. | Bild: Jörg Büsche

Versöhnung mit dem 1960er-Jahre-Bau

Ein Stockwerk tiefer zeigt sich Bürgermeister Georg Riedmann „ausgesprochen glücklich“, dass er endlich wieder in seinem alten Bürgermeisterbüro arbeiten kann. „Mir hat das hier ja von Anfang an sehr gut gefallen“, sagt er. Als er sich vor zehn Jahren hier vorgestellt habe, sie ihm sofort klar gewesen: „Hier will ich hinein.“

Ist glücklich an seinem neuen alten Arbeitsplatz: Bürgermeister Georg Riedmann.
Ist glücklich an seinem neuen alten Arbeitsplatz: Bürgermeister Georg Riedmann. | Bild: Jörg Büsche

Riedmanns große Hoffnung sei nun, dass die Markdorfer endlich glücklich würden mit dem 1960er-Jahre-Bau. Die neue, helle Klinkerfassade, die klare Architektur spreche doch an, sagt er. Und innen überzeuge das Rathausgebäude durch seine schlichte Schönheit.