Einstimmig verabschiedete der Gemeinderat das Stadtentwicklungskonzept Meersburg 2030 inklusive einer Starterliste mit elf Projekten, mit denen noch 2019 begonnen werden soll. Dazu zählen auch erste Abstimmungen und Machbarkeitsprüfungen, was einen seit langem anvisierten Aufzug angeht, der die Unter- mit der Oberstadt verbinden soll. Planer Johann Senner aus Überlingen meinte dazu, eventuell wäre ein Schrägaufzug interessant.
Wohnmobile sollen Wohnbaufläche weichen
Die Starterliste enthalte auch ein paar Dominoprojekte, das heißt: Der erste Stein muss angestoßen werden, damit weitere folgen können. So etwa die Verlegung des Wohnmobilstellplatzes Ergeten aufs Töbele, um innerstädtisch Wohnbaufläche zu gewinnen. Senner sowie Bürgermeister Robert Scherer versicherten, dass man sich neben den Starterprojekten auch schon Gedanken über andere Dinge mache, etwa Mobilität und die Verkehrsinfrastruktur.
Demnächst mehrstündiger Termin zum Aufzug
Christian Herter (Umbo) hakte nach, wie weit man mit dem Aufzug sei. Senner schickte vorweg: „Das Denkmalamt schreit bei etwas Neuem nicht Hurra. Es kommt ganz stark aufs Wie an“, also darauf, wie etwas Innovatives umgesetzt werde. Senner nannte das Beispiel Rottweil, wo der Turm für Aufzugstests und die geplante Hängebrücke zuerst auf Ablehnung gestoßen seien. „Man muss dicke Bretter bohren", aber wenn das Ziel gut sei, könne man auch überzeugen. Senner und Scherer betonten, erste Vorgespräche zu einem Aufzug bei der Rieschentreppe hätten bereits stattgefunden, ein weiterer, mehrstündiger Termin folge demnächst.
Alexandra Mahl (Umweltgruppe) sah einen Sanierungstau in der Stadt. Zwar brächten die Vorhaben Einschränkungen mit sich, aber das Ergebnis werde für alle ein Gewinn sein.
Schmidt (CDU): "Elf Häuser in der Altstadt leer"
Peter Schmidt (CDU) bemängelte: „Ein Punkt fehlt mir schon, und der heißt Stadtentwicklung.“ Derzeit stünden elf Häuser in der Altstadt leer. Es wäre wichtig, die Besitzer in die Planung einzubeziehen. Schmidt fügte hinzu: „Die Bewohnbarkeit der Altstadt ist uns ganz wichtig.“
Veranstaltung soll zeigen: Was geht in der Altstadt?
Senner und Scherer kündigten für das Frühjahr eine Publikumsveranstaltung mit Fachleuten an, um aufzuzeigen: Was geht heute in einer Altstadt? Senner erklärte, man könne private Hausbesitzer nur über Informationen und gute Beispiele erreichen. Bei diesem Forum, unterstrich Scherer, „zeigt auch die Stadt Präsenz und, ich hoffe, auch Stadträte.“
Frey (FW): Freude, dass Burgweganlagen im Starterpaket sind
Heinz Frey (FW) hält es für wichtig, alte Gastwirtschaften zu erhalten. Er freue sich, dass die Burgweganlagen im Startpaket enthalten seien und hoffe, dass ein historischer Gartenpfad verwirklicht werden könne. Den Aufzug könne man vielleicht teils über Bürgerbausteine finanzieren, schlug er vor. Die anvisierten Schwimmstege an der Uferpromenade aber sieht er kritisch.
Auch Martin Brugger (CDU) findet sie „an dieser Stelle unmöglich“. Brugger sprach sich auch dagegen aus, die Parkplätze zwischen Zollhaus und Therme ganz zu streichen. Und: „Der Aufzug ist für mich ganz wichtig.“
Ludwig (Grüne): Wo gibt es noch Potenzial für Wohnungen?
Christine Ludwig (Grüne) fehlte eine Evaluierung des bisherigen Bürgerbeteiligungsprozesses. Und: „Soziale Gruppen wurden nicht befragt.“ Auch habe man zu wenig erörtert, wo es noch Potenzial für Wohnungen gäbe, bevor man Neubauprojekte anstrebe.
Scherer: Anfangen und Projekte nach und nach ergänzen
Scherer plädierte dafür, parallel zu arbeiten: anzufangen und die Startprojekte nach und nach zu ergänzen. Mache man hingegen erst eine Analyse, „dann liegt alles bis Ende 2019 auf Eis.“ In puncto Bauen versicherte er: „Ich bin der Letzte, der auf die freie Wiese geht.“
Senner unterstützte Scherers parallelen Ansatz, der auch der Arbeitsweise seines Büros entspreche. „Wir sind bisher hervorragend gefahren mit Starterprojekten.“ Hingegen lägen viele andere Stadtentwicklungskonzepte inzwischen in der Schublade.
Boris Mattes (SPD) monierte unter anderem wie Ludwig, man hätte noch mehr Bürgerspaziergänge, auch in den Wohngebieten, machen können. Außerdem sei der Vorabzug des Projektplans mangelhaft.
Senner: Konzept alle ein bis zwei Jahre aktualisieren
Senner betonte: „Das ist ein Prozess. Das Buch ist ja nicht zu.“ Man könne weitere Spaziergänge anbieten und sollte das Konzept sowieso alle ein bis zwei Jahre aktualisieren und fortschreiben.
Endres (CDU): "Sind eine Zeit lang stehengeblieben"
Der Älteste im Rat, der 82-jährige Werner Endres (CDU) meinte, man müsse irgendwo anfangen, es müsse ja nicht gleich Millionen kosten. „Stehenbleiben darf man nicht. Und wir sind eine Zeit lang stehengeblieben.“
Prozess und Startprojekte
Mit einer Auftaktveranstaltung im Vineum hatte die Stadt Meersburg im Mai vergangenen Jahres den Bürgerbeteilungsprozess gestartet und 500 Anregungen aus der Bevölkerung gesammelt. Es folgten Bürgerspaziergänge, ein Workshop und eine Einwohnerversammlung. Das Überlinger Planungsbüro Planstatt Senner begleitet den Prozess.
Die Starterliste:
- Sitzstufen BSB-Hafen
- Wasserspielplatz am Minigolf
- Bismarckplatz und Sitzstufen
- Uferrenaturierung Freibad und
Liegewiese - Aufzug Rieschentreppe
- Barrierearmer Landschaftsweg zum Dr.-Moll-Platz und Fahrradweg
- Burgweganlagen
- Verlegung Wohnmobilstellplatz Töbele
- Wohnbaufläche Ergeten
- Ortsplatz Baitenhausen
- Bootssteg Uferpromenade