Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt wollte Politiker mit Visionen zum Arzt schicken. Bürgermeister Robert Scherer hat auch Visionen, aber er begnügt sich damit nicht. Sein Wahlspruch lautet: "Aus Visionen werden Ideen, aus Ideen Lösungen." Besonders gerne zitiert er ihn in Zusammenhang mit dem Stadtentwicklungsplan "Meersburg 2030", den er mit der Verwaltung und dem Rat 2019 weiterentwickeln will. Noch im ersten Quartal wolle man eine Prioritätenliste der anvisierten Projekte verabschieden.

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Bau des Parkdecks am Fährehafen

Auf jeden Fall werden die Verantwortlichen 2019 natürlich das Verfahren zum Bau des Parkdecks am Fährehafen vorantreiben, sagt Scherer. "Wir wollen aber auch schon kleinere Maßnahmen aus dem Bürgerbeteiligungsprozess umsetzen", etwa die Sitzstufen am Bismarckplatz, sowie "mit der Uferrenaturierung loslegen" – vorausgesetzt, die beteiligten Behörden wie das Landesdenkmalamt stimmten dem zu. Als Höhepunkt 2018 bezeichnet Scherer dann auch das große Interesse am Bürgerbeteiligungsprozess. Rund 230 Meersburger kamen zu dessen Auftakt im Mai ins Vineum und machten rund 500 Vorschläge, was man in der Stadt verbessern könnte. "Das war der Knaller, diese enorme Bereitschaft mitzumachen, die vielen guten Anregungen", schwärmt Scherer. "Das zeigt, das ist der richtige Weg." Deshalb möchte er gerne auch, wenn es um die Neugestaltung der Liegewiese am Seeufer geht, die Bürger wieder mitmachen lassen. Er denke da an einen Workshop. "Ich hoffe, dass wir jedes Jahr Stück für Stück die Stadt nach vorn bringen."

Die Fährverbindung Konstanz-Meersburg stößt bei Gogglenutzern auf Interesse.
Die Fährverbindung Konstanz-Meersburg stößt bei Gogglenutzern auf Interesse. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Manche Ideen und Lösungsansätze hat Robert Scherer, der lange in der freien Wirtschaft tätig war, schon bis ins Detail bedacht. So erwähnt er beim Stichpunkt E-Mobilität, das neue Parkdeck werde mit Ladesäulen geplant und eine Schnellladesäule sei im Stadtgraben anvisiert. Warum gerade da? Scherer schmunzelt: "Wegen der Anbindung zur Bundesstraße – und wenn die Leute schon in der Stadt sind, dann gehen sie vielleicht in der halben Stunde, bis die Batterie voll ist, einen Kaffee trinken oder einkaufen." Auch einen Antrag auf eine sechsstellige Fördersumme für kommunale E-Fahrzeuge habe die Stadt bereits beim Bund eingereicht. Werde sie bewilligt, wolle man den Fuhrpark Stück für Stück, nach Bedarf, ersetzen. Werde der Antrag abgelehnt: auch, "dann halt langsamer", so Scherer. Das E-Bähnle, das ein privater Investor 2017 der Stadt in Aussicht gestellt hatte, ist laut Scherer "gestorben, aber die Idee an sich nimmt in meinem Kopf wieder Fahrt auf".

Bedarf für ein Bürgermobil?

Derzeit fragt die Stadt bei der Bevölkerung per Fragebogen den Bedarf für ein Bürgermobil nach dem jüngst vorgestellten Amtzeller Modell ab. Ende Januar wolle man das Ergebnis auswerten und dem Rat vorstellen. "Es gibt bereits einen Personenkreis, der so einen Verein an den Start bringen würde", sagt Scherer.

Zum Komplex Mobilität zählt in weiterem Sinn auch das Straßenbauvorhaben Planfall 7.5. Das Ziel, das das Regierungspräsidium mit allen Beteiligten für 2019 verfolge, sei die Korridorfestlegung. Scherer: "Für Meersburg ist interessant: Wie werden die Lärmschutzmaßnahmen und die Knotenlösungen aussehen?" Für Letztere kämen der Sabaknoten, die Daisendorfer Straße oder beide in Frage. Die Daisendorfer Straße wäre nach Scherers Ansicht die falsche Wahl, da hier der Hauptschulweg verlaufe und man die Kreisstraße nicht so ausbauen könne, dass der Schulweg sicher wäre. Das Dialogverfahren zum Planfall habe richtig Fahrt aufgenommen, sagt Scherer und versichert: "Der Input der Kommunen wird ernst genommen." Meersburg könne sich in puncto Dialog nicht beschweren: "Wir werden angehört."

Die 18-jährige Meersburgerin Pia Dreher wurde am 3. September neue Bodensee-Weinprinzessin.
Die 18-jährige Meersburgerin Pia Dreher wurde am 3. September neue Bodensee-Weinprinzessin. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Ein anderer Dauerbrenner ist das Thema Wohnraum. "Wir werden die Nachverdichtung weiterverfolgen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", sagt Scherer. Unter anderem fasse man dafür ja den Sommertalparkplatz ins Auge. Was den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses angeht, hofft Scherer, "dass wir nach der Sommerpause damit beginnen können".

Was wird aus dem Hämmerle-Areal?

Und was wird aus den seit Langem verfolgten Hotelplänen fürs städtische Hämmerle-Areal? "Wir sind in sehr intensiven Gesprächen mit einem Interessenten." Wie auch immer diese ausgingen: "Wir sind auf einem guten Weg, dass wir 2019 eine Entscheidung treffen", unterstreicht Scherer. Sehr zuversichtlich ist er auch, dass bis zum Frühjahr ein Nutzungskonzept für den frisch sanierten Ratskeller steht. Die historische Wirtschaft von 1936 ist wieder ein Schmuckstück geworden, und das wünschen sich Bürgermeister und Rat auch für die gesamte Altstadt. Man werde 2019 die Stadtbildsatzung neu angehen. Scherer und der neue Stadtbaumeister Martin Bleicher zeigten aber bereits noch im alten Jahr, dass es ihnen damit ernst ist: Persönlich klapperten sie rund 25 Betroffene ab und wiesen sie auf Verstöße gegen die aktuelle Satzung hin. Die beiden wurden laut Scherer "überwiegend gut aufgenommen". Mehr noch: Einige Betroffene hätten ihre aktive Mitarbeit an der Überarbeitung zugesagt. Scherer betont: "Der persönliche Kontakt ist ganz wichtig." Die Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung, "die gut aufgestellt" sei, und mit dem Stadtrat scheint ebenfalls zu stimmen. Scherer spricht darüber voller Anerkennung und Dankbarkeit.

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