Neuer Wohnraum für bis zu 329 Personen, die Schaffung von 300 zusätzlichen Parkplätzen, Uferrenaturierung und ein Stadtaufzug: Das und mehr gehörte zu den Zukunftsvisionen, die die Stadt und die Planstatt Senner aus Überlingen bei der Einwohnerversammlung am Dienstag vorstellten. Rund 180 Interessierte waren in die Sommertalhalle gekommen, um sich über den aktuellen Stand des Stadtentwicklungskonzepts Meersburg 2030 zu informieren. Bürgermeister Robert Scherer und die Planer Johann Senner und Benedikt Müller gaben vorab einen Überblick darüber, was seit der Auftaktveranstaltung und der ersten Bürgerwerkstatt im Mai geschehen ist und wie die Ideen aus der Bevölkerung in die Planung eingeflossen sind.
Auch erste Gespräche mit den Denkmal- und Wasserbehörden hätten bereits stattgefunden. So gebe es keine grundsätzlichen Einwände gegen einen Stadtaufzug oder die Renaturierung und Neugestaltung des Uferbereichs. Für Maßnahmen am See könne man gar mit Zuschüssen von bis zu 70 Prozent rechnen, sagte Senner. Bei den bisher über 500 Rückmeldungen von Bürgern sei am häufigsten der Verkehr genannt worden (188 Mal), dem ausschließlich Schwächen attestiert wurden, gefolgt vom Bereich „Soziales, Infrastruktur, Verwaltung“ (105 Mal).

Die Bürger hatten dann Gelegenheit, an fünf Thementischen mit den Planern über die vorgeschlagenen Maßnahmen zu diskutieren, wovon sie rege Gebrauch machten. „Sehr kontrovers“, berichtete Müller, habe man dabei über das Thema Verkehr debattiert. So sei der Gedanke, die Parkplätze an die Peripherie zu verlegen, zwar gut angekommen. Doch viele fragten sich auch, wie man die Leute in die Stadt bekomme. Eine Verbesserung des Verkehrsflusses möchten viele nicht nur an der Kirche, sondern auch am Obertor. Auch wünschten etliche Bürger, dass man das Konzept für Radfahrer, auch hinsichtlich E-Bikes, noch stärker ausbaue.
Bürgermeister Scherer sagte, die Stadt werde die Ideen der Bürger und das gesamte Konzept ins Internet stellen und weitere Bürgerversammlungen folgen lassen, auch zu einzelnen Themen. Scherer wagte zum Abschluss eine allgemeine Prognose: „Ich bin zuversichtlich, dass aus Visionen Ideen und aus Ideen Lösungen werden.“
Die fünf Themenfelder
- Wohnen, Gewerbe, Einzelhandel: Zusätzliche Wohneinheiten könnte man laut der Planer an folgenden Orten schaffen: auf dem Sommertalplatz (30 Wohnungen), indem man diesen überdacht und bebaut, auch zusätzliche Parkplätze wären so möglich. Wohnmobilplatz Ergeten (30), Parkplatz Allmendweg (38), Riedetsweiler (38). Bei den Bürgern, die mitdiskutierten, sind laut Planerin Ina Scheidt „die ungenutzten Dachgeschosse ein ganz großes Thema“.
- Soziales, Infrastruktur, Verwaltung: Spielplatzkonzept erstellen, Zentralisierung der Verwaltung an einem barrierefreien Ort. Mehrgenerationenhaus und bezahlbares Wohnen auf Ergeten-Fläche. Dorfplätze aufwerten, etwa in Baitenhausen, durch Bänke, Fahrradständer, Wasserspender, WLAN-Hotspot.
- Tourismus, Kultur: Neues Nutzungskonzept für das Gredhaus, vor allem für dessen obere Stockwerke. Einheitliches Stadtbild, Stadtmarketing-Stelle und Hotelbetten schaffen, etwa auf dem Hämmerle-Areal.
- Verkehr, Parken: Zahl der Parkplätze von derzeit 1800 auf 2100 erhöhen. Parkplatzschwerpunkte schaffen: „Töbele“ mit 846 Stellplätzen und „West“ mit 543. Verlagerung des Wohnmobilstellplatzes aufs Töbele. Parkplätze am Ufer entfernen zugunsten einer durchgängigen autofreien Promenade. Getrennter Rad- und Fußweg nach Uhldingen. Bessere Anbindung der Teilorte. Verbindung der Ober- und Unterstadt mittels Aufzug. Optionen: entweder zum Dr.-Moll-Platz oder durch die Burgweganlagen oder über die Rieschentreppe (mit Plattform) zum Glatten Stein. Laut Senner favorisierten die Besucher des Abends letztere Variante.
- Naherholung, öffentlicher Raum, Landschaft: Sitzstufen am Bismarckplatz und am BSB-Hafen. Schwimmsteg an der Uferpromenade, Renaturierung des Ufers ab Freibad inklusive Liegewiese mittels Terrassierung, die laut Senner genehmigungsfähig wäre. Die Liegefläche könnte durch die Entfernung der Parkplätze sogar größer werden. Bürger Manfred Schmäh wünscht sich zwischen den Stufen am Bismarckplatz ein „Brünnele“. Volker Koch meinte: „Das Erste, was ich verwirklichen würde, wäre ein Schwimmsteg. Der kostet am wenigsten.“
"Wer will über einem Parkplatz wohnen?"
Bertold Wurster, Bäckermeister aus Meersburg: "Einen Schwimmsteg fände ich nicht schlecht, das gibt’s in Überlingen ja auch. Sitzstufen am Bismarckplatz finde ich auch ansprechend. Was eine Wohnbebauung über dem Sommertalparkplatz angeht, bin ich skeptisch: Wer will schon über einem Parkplatz wohnen? Die Wohnmobile aufs Töbele zu verlagern, ist keine schlechte Idee. Die müssen irgendwann aus der Stadt raus. Ein Problem sehe ich, wenn die Altstadt total beruhigt wird, mit dem Lieferverkehr. Klar kann man Lieferzeiten festlegen. Nur: Die Lieferanten müssen aus allen Städten bis um 11 Uhr draußen sein.“
"Ideen für den Dorfplatz hervorragend"
Ulla Kittel, Fremdsprachenlehrerin aus Baitenhausen: „Die Ideen für den Dorfplatz finde ich hervorragend. Ich hoffe, dass der Platz dadurch ein bisschen belebt wird. Doch wichtig wäre es auch, dass man beim Dorfgemeinschaftshaus etwas macht, es zum Beispiel besser ausstattet, damit auch andere Nutzungen möglich sind. Es wäre schön, wenn sich auch junge Leute einbringen könnten. Was mich besonders interessiert, ist die Verkehrsanbindung. Ideal wäre eine bessere Busverbindung, das Anrufsammeltaxi hat ja nicht funktioniert. Aber das ist natürlich auch ein Kostenfaktor.“
"Konzept des Bürgermobils sehr interessant"
Steffen Reußler, Gastronom aus Baitenhausen: „Ich bin zum ersten Mal bei einer Veranstaltung zu Meersburg 2030 und wollte einfach mal wissen: Um was geht’s überhaupt? Was hat die Stadt vor, was ist realisierbar? Interessant finde ich die Ideen zur landschaftlichen Umgestaltung und auch die Idee, dass eventuell Wohnungsbau mit integriertem Parkplatz in Meersburg vorgesehen ist. Aber ob das von den Kosten her realisierbar ist? Ich fand das Konzept des Amtzeller Bürgermobils sehr interessant und bin gespannt, wie es jetzt weitergeht in Sachen Parkplatzsituation und Tourismus.“
"Barrierefreiheit ist längst überfällig"
Dunja Hillenbrand, Umweltingenieurin aus Schiggendorf: „Ich finde das Thema Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln spannend. Das Modell Bürgermobil ist interessant, aber ja nicht für junge Leute gedacht. Vielleicht könnte man für diese Zielgruppe mittels einer App was machen? Auf den Ideen, die heute vorgestellt wurden, muss man aufbauen. Die Seepromenade muss für jedermann zugänglich sein. Und die Schaffung von Barrierefreiheit ist längst überfällig, da hängt Meersburg total hinterher. Das habe ich schon während meiner Zeit im Gymnasium gemerkt, wo wir ein Projekt mit dem Altenheim hatten.“