Am Zieleinlauf gab es für jeden Teilnehmer des ersten Crosslaufs durch die Weinberge in Meersburg eine Medaille. Frei nach dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles" hat persönlich schon gewonnen, wer die anspruchsvolle Strecke bewältigt hat. Ansonsten ist der Lauf Teil der Hegau-Bodensee-Crosslaufserie, die an fünf Orten stattfindet. Dabei werden die besten drei Läufe gewertet. Neben Stockach, Radolfzell, Konstanz und Reichenau ist Meersburg in diesem Jahr neu dazugekommen.
Dreimal musste die 2,5 Kilometer lange Strecke absolviert werden. Kräftezehrend war dabei gleich zu Beginn der steile Anstieg von der "Haltnau" bis zum Rebhäuschen. Da es am Morgen noch geregnet hatte, war die Wiese rutschig und verwandelte sich schnell in einen matschigen Untergrund. Angefeuert wurde das Feld aus Profis, Vereins- und Hobbyläufern dabei mit "Hopp, Hopp"-Rufen von den Zuschauern. Am Gipfel des steilen Anstiegs war auch ein aufmunterndes "Ich bewundere euch" zu hören.
Bewundernswert waren auch die rund 90 angemeldeten Kinder, die eine kleinere Runde von 750 Metern absolvierten. Aufgeteilt in verschieden Gruppen und Klassen kämpften auch sie sich enthusiastisch die Weinberge hinauf. Von den 237 erwachsenen Startern belegte Florian Röser vom TV Konstanz den ersten Platz. In knapp 23 Minuten bewältigte er die Strecke, nur etwa vier Minuten mehr benötigte Kathrin Reichmann vom VfB LC Friedrichshafen, die schnellste Frau.
Frank Bruderhofer, Leiter der Abteilung Leichtathletik des Turn- und Sportverein Meersburg und Hauptorganisator der Veranstaltung, war am Ende zufrieden: "Ich habe nur positives Feedback von den Läufern erhalten." Anfangs hätten einige Teilnehmer Zweifel geäußert, aber nach dem Lauf seien alle begeistert gewesen. Einhellige Meinung sei gewesen: "Die Strecke ist anspruchsvoll, der Blick über den See super", sagte Bruderhofer, der sich schon auf die nächste Ausgabe freut: "Die Teilnehmer wollen wiederkommen."
Ann-Kathrin Weber: "Ein anderes Gefühl als auf der Straße"
Ann-Kathrin Weber ist freie Läuferin ohne Vereinsbindung und nahm zum ersten Mal an einem Crosslauf teil. Bislang war der Herbstlauf in Immenstaad ihre einzige größere Veranstaltung, ansonsten geht sie joggen. "Ich finde es schön, einmal einen nicht normalen Weg zu laufen. Es ist besser, als immer nur stur auf der Straße zu joggen", sagt sie zur Erfahrung beim Crosslauf. Die Herausforderung sieht sie in der Kraftkoordination: "Man muss seine Kräfte hier anders einteilen", erklärt sie ihre Erfahrungen während der Probeläufe durch die Reben. "Es ist ein anderes Gefühl als auf der Straße. Nur die Wetterbedingungen könnten besser sein", meint die Meersburger Feuerwehrfrau.
Benedikt Hoffmann: "Crosslauf schult Körper und Geist"
Benedikt Hoffmann aus Stockach ist Profiläufer. Er gehört zu den Teams der Nationalmannschaft im Ultra- und im Berglauf. Außerdem läuft er erfolgreich Marathon und gewann bereits zahlreiche Medaillen. "Der Crosslauf ist eine gute Vorbereitung während des Winters", sagt der Inhaber mehrerer Streckenrekorde. Besonders interessant sei es hier in den Weinbergen, unter den ungleichen Bodenbedingungen entwickele man ein gutes Körpergefühl, erklärt er. "So ein Lauf schult sowohl den Körper, als auch den Geist. Das bringt innere Härte", meint der Extremläufer. Wenn dann im Winter das Wetter dementsprechend kalt und die Wege vereist seien, sei die Herausforderung besonders groß.
Kai Wörle: "Muskulatur wird richtig trainiert"
Kai Wörle nahm selbst nicht aktiv am Crosslauf teil, sondern begleitete als Trainer die Mädchengruppe des TV Konstanz. "Für die Athletinnen, die ich trainiere, ist es sinnvoll auch im Winter an einem Wettbewerb teilzunehmen, schließlich trainieren wir auch draußen", sagt der ehemalige Sprinter und Hochspringer. "So eine abwechslungsreiche Strecke wie hier, mit Steigungen und Gefälle, sowie mit verschiedenen Untergründen – mal Steine, mal Wiese – kann gut für die Muskulatur sein", erklärt er. Seine Gruppe würden oft zu einem Trainingslager an den Strand fahren und auch mal barfuß Übungen auf verschiedenen Untergründen machen. Das sei gut für die Fußmuskulatur.
Alex Schäkel: "Mehr Spaß als auf Asphaltwegen"
Alex Schäkel ist Sportler beim TSV Staringen. Er hat zum ersten Mal an einem Crosslauf teilgenommen. Das Laufen im unwegsamen Gelände ist ihm aber nicht fremd, er startet regelmäßig an Trail-Running-Wettbewerben in Österreich und in der Schweiz. "Persönlich macht es mir mehr Spaß, in der freien Natur zu laufen als auf asphaltierten Wegen", erklärt er seine Motivation. "Hier ist es natürlich reizvoll, durch die Weinberge zu laufen." Positiv an der Veranstaltung der Hegau-Bodensee-Crossläufe beurteilt er, dass es "nette, kurze Strecken" in der Umgebung seien. So habe man keine weiten Anfahrtswege und es sei gut, dass in der eigenen Region etwas für Sportler veranstaltet werde.