Die Anwohner des Neubaugebiets zwischen Allmend- und Rieslingweg sorgen sich bei Starkregen um ihre Häuser und Grundstücke. Seitdem der oberhalb des Hanges gelegene Rieslingweg verdichtet wurde und die Grundstücke nach und nach bebaut würden, hätten sie Probleme mit steigendem Grundwasser. Von der Stadt fühlten sie sich alleingelassen. Anwohner Dirk Bühler, dessen Haus am Allmendweg 2006 gebaut wurde, sagt: „Bis zum Baubeginn hatten wir nie Probleme.“ Bisher sei in dem lehmigen Boden das Wasser gut versickert.

2021 habe er bei seinem Gartenumbau einen Graben gezogen und dann sei das Wasser wie in einem Bach über sein Grundstück gelaufen, berichtet er und zeigt als Beweis eine Videoaufnahme. Zu der Zeit habe es normal geregnet, so fragt er: „Was passiert, wenn es stark regnet?“ Zwei Wochen lang habe er das Wasser abgepumpt und insgesamt drei Drainagen auf dem Grundstück gelegt. Schlimmer betroffen sei das benachbarte Grundstück mit Gartenteich von Familie Heger.

Vorbesitzer hatten nie Probleme

Anette Heger erklärt, sie hätten das 2001 gebaute Haus 2015 gekauft. Der Gartenteich sei damals schon da gewesen und die Vorbesitzer hätten nie Probleme mit ansteigendem Grundwasser gehabt. „Durch den Rütteleintrag hat der Hang sich bewegt“, sagt Heger. „Aufgrund der geänderten Situation kann das Wasser nicht mehr abfließen.“ Im Mai 2023 sei nach starken Regenfällen die Hangoberfläche gerutscht und es sei zu einem Sedimentabtrag gekommen. In Eigenleistung hätten sie und ihr Mann Sandsäcke besorgt und den Gartenteich geschützt. Wenn Erdreich in den Teich gelange, könnten Blaualgen entstehen. Diese seien krankheitserregend und meldepflichtig, habe Heger sich erkundigt. Sollten sie in die Kanalisation gelangen, sei die gesamte Bevölkerung betroffen.

Im Juni vergangenen Jahres sei es zu einem zweiten Sedimentabtrag gekommen. Die Stadt habe sich nicht bereit erklärt, Sandsäcke zu liefern und ihr städtisches Grundstück zu sichern, erzählt Heger. Sie zeigt dabei auf das neben den verkauften Baugrundstücken liegende verwilderte Grundstück, das zu großen Teilen an ihr eigenes grenzt.

Teichfolie hebt sich um mehr als einen Meter

Am Starkregen-Wochenende Ende Mai dieses Jahres, als der Kreisverkehr am Ende des Allmendwegs unter Wasser stand, habe sich die Teichfolie um mehr als einen Meter gehoben, da das Grundwasser von unten hochdrückte. Wieder habe die Familie stundenlang Sandsäcke organisiert und Wasser abgepumpt. „Die Badische Versicherung sieht ein Versäumnis der Stadt“, erläutert Heger. Dieser habe sie die letztjährigen Vorkommnisse gemeldet, woraufhin die Stadt einen Teil der Teichsanierung bezahlt habe. „Die Stadt hat auch geologische Gutachten in Auftrag gegeben“, sagt Heger, die regelmäßig E-Mails an Bürgermeister und Bauamtsleiter schreibt und inzwischen einen Rechtsanwalt eingeschaltet hat.

Im Februar 2024 wurde das unbebaute Grundstück mit Planen gegen Hangrutsch geschützt.
Im Februar 2024 wurde das unbebaute Grundstück mit Planen gegen Hangrutsch geschützt. | Bild: Lorna Komm

Der Inhalt der Gutachten werde den Anwohnern aber nicht mitgeteilt. „Das Hauptproblem ist die fehlende Kommunikation und die mangelnde Transparenz“, findet Heger. Schon im zurückliegenden Jahr hätten sie das Angebot gemacht, das letzte unbebaute Grundstück selber zu kaufen und brach liegen zu lassen, um weitere Verdichtung zu verhindern. Dazu wäre auch Annett Weidemann bereit gewesen, die selber erst Ende 2020 ein Haus oberhalb des Rieslingwegs gebaut und Ende 2021 bezogen hat. Obwohl sie oberhalb des kritischen Hanges lebt, habe auch sie bestimmte Ecken und Winkel, die nie trocken seien und die Mauern des Hauses vermoosten.

Annett Weidemann zeigt auf den ihrer Ansicht nach viel zu kleinen Straßenablauf am Ende des Rieslingwegs
Annett Weidemann zeigt auf den ihrer Ansicht nach viel zu kleinen Straßenablauf am Ende des Rieslingwegs | Bild: Lorna Komm

Anette Hegers Mann Karl nimmt an, dass der Kanal oben im Rieslingweg zu klein dimensioniert und schon mehrfach übergelaufen sei. Dirk Bühler wundert sich zudem nach eigenen Angaben über das Vorgehen der Stadt, den Bauantrag für das letzte unbebaute Baugrundstück zu genehmigen, bevor die Nachbarschaftsanhörung abgeschlossen gewesen sei. Er versichert jedoch im Namen aller Anwohner, dass die Kritik sich nicht gegen ihren potenziellen, neuen Nachbarn, den Bauherrn, richte, sondern gegen die Stadt.

Gutachten zu Starkregen wird vorgestellt

Auf SÜDKURIER-Nachfrage an die Stadt antwortet Bauamtsleiter Martin Bleicher. Es sei normales Vorgehen, dass das Bauantragsverfahren zeitgleich mit der Nachbarschaftsanhörung stattfinde. „Die Beurteilung und Abwägung aller Stellungnahmen und Anwohneranhörungen wird durch das Landratsamt Bodenseekreis abschließend beurteilt“, schreibt Bleicher. Zum weiteren Vorgehen am städtischen Grundstück sei das Gutachten zu Starkregenereignissen beauftragt. Eine Auswertung werde im Spätherbst erwartet und dann öffentlich vorgestellt.

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Geologische Gutachten hingegen seien Eigentum der Grundstückseigentümer. „Eine Veröffentlichung ist gesetzlich nicht gefordert“, erklärt der Stadtbaumeister weiter. Dem Gemeinderat seien diese Gutachten nicht-öffentlich bekannt gegeben worden. Ferner wehrt sich Bleicher gegen den Vorwurf, die Stadt antworte den Anwohnern nicht. Dies sei zuletzt Anfang Juni geschehen und damit vor der Anfrage dieser Zeitung.